Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
Geld. Nutie der Schleimer hat sich nie auch nur die Bohne um irgendein
anderes Aas als um sein eigenes geschert. Haben Sie ihn schon mal getroffen?«
    »Oh ja. Mrs. Shandy und ich haben
neulich sein Geschäft aufgesucht. Sie hat aber, eh, nichts bei ihm gekauft.«
    »Mrs. Shandy läßt sich so leicht nicht
übers Ohr hauen.« Aus dem Mund der Haushälterin bedeutete dies das höchste Lob.
»Ist auch sicher bald wieder gegangen, wette ich. Jane, wenn du dich nicht
ordentlich benimmst, wirst du im Besenschrank eingesperrt.«
    Shandy rettete das Kätzchen, das ihn
mit unschuldigen Engelsaugen ansah, dann auf seine Schultern kletterte und sein
kleines Schwänzchen wie einen Schnurrbart unter seine Nase kringelte. Er schob
Jane in Richtung Nacken und meinte: »Ich glaube, Nutie, eh, läßt sich auch
nicht so leicht übers Ohr hauen.«
    »Raffiniert wie ein Fuchs und doppelt
so gemein, ein richtiges Stinktier, wenn Sie mir den Ausdruck erlauben. Jetzt
sitzt er bestimmt drüben, kichert vor sich hin und reibt sich seine fetten
Hände. Hat schon seit Jahren versucht, sich an das Erbe heranzumachen, und
jetzt ist ihm alles geradezu in den Schoß gefallen, ohne daß er auch nur einen
Finger gerührt hat.«
    »Hm ja«, sagte Shandy. »So, ich möchte
Sie nicht länger aufhalten, Mrs. Lomax. Ich nehme an, Mrs. Shandy kommt gegen
Mittag zurück, um herauszufinden, ob Sie noch irgendwelche Mops oder
dergleichen benötigen. Jane, warum machst du nicht ein kleines
Katzenschläfchen? Mrs. Lomax und ich haben noch eine Menge Arbeit.«
     

Kapitel
9
     
     
     
     
     
     
    S handy überquerte den Crescent und traf
auf Tim, der ziellos seine Finger in einem Topf Erde spielen ließ wie ein
Geizhals, der sein Geld streichelt, und schlug vor, nochmals zu den Horsefalls
zu fahren. Wie sie erwartet hatten, versuchte Henny, die ganze Arbeit allein zu
erledigen und kam nicht richtig voran, woraufhin sie beschlossen, ihm zu
helfen.
    »Menschenskind«, sagte Tim eine Stunde
später und wischte sich die schweißnasse Stirn, »die Arbeit ist verdammt viel
schwerer als vor 50 Jahren. Wie zum Teufel schaffst du das jeden Tag, Henny?«
    »Ich muß eben«, meinte der 82jährige
und schwang routiniert die Mistgabel. »Wenn ich mich ers’mal hinlege, steh’ ich
nich’ mehr auf. Eddie un’ Ralph ham gesagt, sie kommen später noch vorbei, aber
was nutzt mir später? Farmarbeit muß sofort gemacht werden.«
    »Oder noch früher«, knurrte Shandy.
    Obwohl er bei weitem der Jüngste war,
kam ihm die Arbeit nicht gerade wie ein Kinderspiel vor. Aber es tat ihm
trotzdem gut, mal wieder in einer Scheune zu stehen. Vielleicht hatte Helen
tatsächlich recht mit dem, was sie über den Hof seines Vaters gesagt hatte. Er
könnte sich zwar jetzt eine eigene Farm kaufen, aber warum sollte er? Er war
kein Farmer mehr, und Helen hatte nicht die leiseste Ahnung davon, was es hieß,
die Frau eines Farmers zu sein. Wenn sie 20 Jahre jünger wären und Kinder
hätten, aber das waren sie ja nicht. Und sie führten ein verdammt angenehmes
Leben, warum sollte er sich also über etwas den Kopf zerbrechen, was nicht sein
konnte? Er hob seine Mistgabel wieder auf und stellte mit einiger Befriedigung
fest, daß er wenigstens noch nicht alles verlernt hatte.
    »Das wäre also erledigt«, sagte Tim
schließlich. »Und was ist mit den Hühnern?«
    »Fergy is’ schon dagewesen un’ hat sie
um sieben für uns gefüttert. Hat auch die Eier schon eingesammelt. Zuerst
wollt’ ich ‘n nich’ ranlassen, weil er so ‘n Klotz von’nem Kerl is’, aber er
hat sich geschickt wie ‘ne Katze in’n Hühnerställen angestellt un’ sagt, daß
man genug Übung kriegt, wenn man immer zwischen all den Tischen mit Krempel
rumbalanciert, wie er sie im Laden stehen hat. Er muß mit’m Laster irgendwo hin
un’ will aufm Weg für Tante Hilda ‘n paar Einkäufe erledigen un’ herbringen.
Wollt’ auch nich’ ‘n Cent dafür annehmen. ›Zum Teufel‹, hat er gesagt, ›hab’ ja
selbs’ keine Frau, die mir mal was kocht, un’ schließlich sin’ wir ja Nachbarn.‹
Fergy is’ immer nett zu Spurge gewesen. Will sogar morgen ‘s Geschäft
dichtmachen, um zur Beerdigung zu kommen.«
    »Sehr anständig von ihm«, sagte Shandy.
    »Ja, ja. In so Zeiten erkennt man, was
wahre Freunde sind un’ was nich’. Heiliger Strohsack, da kommt die ja schon
wieder.«
    Shandy hätte auch gewußt, von wem Henny
sprach, wenn er die Aufschrift »Loretta Fescue, Grundstücksmaklerin« auf der
Flanke

Weitere Kostenlose Bücher