Über Stock und Runenstein
und meckert rum, sie würde es falsch halten.
Inzwischen ist es so schlimm geworden, daß sie es haßt hinzugehen, auch wenn
sie es Eddie und der Kinder wegen nicht zugeben würde.«
»Ich habe gehört, daß sie sich mit der
Frau von Eddies Vetter Ralph nicht besonders gut versteht?«
Mrs. Lomax machte ein überraschtes
Gesicht. »Das ist mir aber völlig neu. Auf dem Erdbeerfest unserer Pfarrgemeinde
vorige Woche waren sie dicke Freundinnen. Maries Cousine Bertha, die Charlie
Swope geheiratet hat, hat alles organisiert — gehen Sie bitte mal ganz kurz von
der Spüle weg, Professor — , und Marie und Jolene haben sich gedacht, warum
sollen wir nicht zusammen hingehen und Bertha überraschen; unsere Familien
können sich dann selbst um das Essen kümmern. Ich selbst bin natürlich auch
hingegangen, weil Bertha auch eine Cousine von Mr. Lomax war und ich nicht
will, daß jemand sagt, ich wollte die Lomax-Familie beleidigen, auch wenn das
so mancher verstehen würde, bei allem, was passiert ist.«
Shandy war nicht daran interessiert,
nähere Einzelheiten zu diesem Kapitel zu erfahren.
»Sind Charlie und Bertha zufällig die
Eltern von Cronkite Swope, dem Reporter beim All-woechentlichen Gemeinde-
und Sprengel-Anzeyger ? «
»Das schlägt ja wohl dem Faß den Boden
aus!« rief Mrs. Lomax. »Seit dreizehn Jahren haben Sie sich kein einziges Mal
für die Gemeinde interessiert, und jetzt stellt sich heraus, daß Sie die ganze
Gesellschaft so gut kennen wie Ihre Westentasche. Sie haben völlig recht, auch
wenn die beiden damals schrecklich enttäuscht waren, daß Cronkite nicht
zusammen mit seinen Brüdern in die Seifenfabrik wollte. Huntley wird bald
Abteilungsleiter in der Rechnungsabteilung, hat man mir erzählt, und Brinkley
hat eine führende Position in der Seifenherstellung.«
»Ach wirklich? Wie erstaunlich. Nun ja,
es gibt wohl in jeder Familie ein schwarzes Schaf, obwohl ich persönlich
Cronkite für einen netten jungen Kerl halte. Er war derjenige, der gestern
Lumpkins Leiche gefunden hat, wissen Sie.«
»Das darf doch wohl nicht wahr sein!
Der Sohn des einzigen Vetters meines verstorbenen Mannes, und keiner hat sich
die Mühe gemacht, mich anzurufen und mir Bescheid zu sagen.« Mrs. Lomax’ Mund
verhärtete sich zu einem dünnen Strich, und ihre Augen begannen gefährlich zu
funkeln, als sie Jane Austen aus dem nassen Mop entfernte.
»Nun, es ist, eh, durchaus möglich, daß
Mrs. Swope gar nichts davon wußte«, erwiderte Shandy, entsetzt, unabsichtlich
eine Familienfehde ausgelöst zu haben. »Der junge Swope war zuerst die ganze
Zeit auf der Horsefall-Farm, dann habe ich ihn zu uns zum Essen mitgebracht,
und danach mußte er sofort zur Zeitung, um seinen Artikel zu schreiben.
Wahrscheinlich hatte er überhaupt keine Zeit, mit seinen Eltern zu sprechen,
und natürlich wird er auf die, eh, Macht der Presse vertrauen, wenn es darum
geht, seine Angehörigen zu informieren. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen,
wie Sie selbst immer treffend bemerkt haben. Um wieder auf Mrs. Eddie und Mrs.
Ralph zurückzukommen, so freut es mich zu hören, daß sie sich in Wirklichkeit
gut verstehen, auch wenn man versucht hat, mich vom Gegenteil zu überzeugen.«
»Das war sicher die alte Hilda
Horsefall, nehme ich an«, schnaubte Mrs. Lomax, die zutiefst bedauerte, daß sie
ihre Wut so einfach verrauchen lassen sollte, nachdem sie sich schon so richtig
hineingesteigert hatte. »Wie sie die beiden behandelt, ist es nur natürlich,
daß sie sich manchmal ein wenig streiten, wenn sie drüben auf der Farm sind.
Sie können es ja schlecht an ihr auslassen, denn sie sind ja schließlich
eingeladen worden, oder? Jolene weiß sich zu benehmen, und das ist mehr, als
man von den meisten Menschen sagen kann, und Bertha genauso, auch wenn sie einen
Swope geheiratet hat.«
»Warum soll das so schlimm sein?«
»Nun ja, es sind schon seltsame Leute«,
sagte Mrs. Lomax. »Nehmen Sie doch bloß mal Cronk, hat ‘ne gute Chance
aufgegeben — «
»Karriere zwischen den Seifenstücken zu
machen«, beendete Shandy den Satz für sie. »Ich verstehe. Miss Horsefall neigt
offenbar wirklich dazu, bei anderen Menschen den Kampfgeist zu wecken. Ich habe
gehört, sie und ihr Neffe hätten vor einiger Zeit eine kleine
Auseinandersetzung mit Canute Lumpkin, dem Antiquitätenhändler, gehabt. Er hat
die beiden verklagt und versucht, die Vormundschaft über seinen Vetter zu
bekommen, nicht wahr?«
»Sie meinen wohl die Vormundschaft über
sein
Weitere Kostenlose Bücher