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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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des lilafarbenen Dodge, der gerade im Farmhof anhielt, nicht gesehen
hätte und wenn die große Frau, die aus dem Wagen stieg, nicht ganz in Lila
gekleidet gewesen wäre. Sie trug einen lila Hut, ein lila Kleid und leuchtende,
flache, lilafarbene Wildlederschuhe. Auch der Mann, der sie begleitete, war
groß und lila, zumindest im Gesicht. Seine Intuition sagte Shandy, daß es sich
um den Bauunternehmer Gunder Gaffson handelte, und wie immer täuschte ihn seine
Intuition nicht.
    Er und Tim blieben in der Scheune,
während Henny mit der Mistgabel in der Hand hinausging, ganz wie ein
kämpferischer Siedler einem plündernden Rotrock entgegengetreten wäre. Mrs.
Fescue fürchtete sich jedoch nicht vor Mistgabeln. Sie ging auf Henny zu und
schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln.
    »Wir wollten nur kurz vorbeischauen und
unser Beileid aussprechen.«
    »Ham Sie doch schon«, war die höfliche
Antwort. »Gestern abend. Wir ham Sie nich’ noch mal gerufen.«
    »Nein, sicherlich nicht, aber wir
mußten einfach noch mal vorbeischauen. Wissen Sie, Mr. Gaffson versteht so gut,
mit welchen Problemen Sie jetzt fertig werden müssen, so ganz allein und ohne
Hilfe auf diesem großen alten Hof, der sich kaum bewirtschaften läßt.«
    Shandy und Tim nickten einander zu und
verließen die Scheune, mit Mistgabeln bewaffnet. Sie hatten sich gerade für
einen durchbohrenden Blickkontakt in Positur gestellt, als Cronkite Swope mit
seinem Motorrad auf den Hof schoß.
    »Tag zusammen. Na so was, Mr. Gaffson,
was für ein glücklicher Zufall. Sie wollte ich nämlich als Nächsten
interviewen. Stimmt es, daß man Sie wegen mehrfachen Verstoßes gegen die
Baubestimmungen in Ihrer neuen Eigentumssiedlung verklagen will? Und war da
nicht etwas mit dem Abwasserüberlauf nicht in Ordnung? Ich habe gehört, daß die
Anlieger eine Klage eingereicht haben und sich weigern — «
    »Kein Kommentar!« brüllte Gaffson und
stapfte zurück zum Wagen. »Mrs. Fescue, wenn Sie meine Zeit unnötig weiter
verschwenden wollen — «
    »Aber Mr. Gaffson!« riefen Cronkite und
Loretta wie aus einem Munde. Die Grundstücksmaklerin wollte noch etwas anderes
sagen, sah sich aber die beiden neuen Knechte etwas genauer an, nickte mit
einem wissenden Lächeln und fuhr mit ihrem wütenden Klienten weg.
    »Warum hat die denn so dämlich
gegrinst?« wollte Henny wissen.
    »Ich glaube, sie hat kapiert, was los
war«, erwiderte Shandy. »Nicht schlecht, Swope, aber ich fürchte, wir müssen
uns mehr einfallen lassen, um die Horsefalls von diesem sauberen Pärchen zu
befreien. Ich habe gehört, diese Mrs. Fescue soll sich nur schwer abschütteln
lassen.«
    »Das kann man wohl sagen! Sie sollten
mal meine Tante Betsy Lomax hören — eigentlich ist sie nicht meine richtige
Tante, nur eine angeheiratete Cousine, aber ich nenne sie immer Tante Betsy.
Hilft sie Ihnen nicht auch manchmal im Haushalt? Da fällt mir gerade ein, als
ich sie das letzte Mal sah, hat sie mir erzählt, daß Sie und Mrs. Shandy -«
Cronkite, der im Großen Fernkurs für Journalisten leider nur bis Lektion 11
gekommen war, wurde puterrot und kam ins Schwimmen. »Ich wollte nur sagen, sie
hat ein paar Andeutungen gemacht, daß es im Hause Shandy bald Nachwuchs geben
würde.«
    »Unser Nachwuchs ist bereits
angekommen«, teilte Shandy ihm mit ernster Miene mit.
    »Jetzt schon? Himmel, das ist aber
reichlich schnell gegangen, wenn Sie mich fragen. Ich meine bloß, Sie und Mrs.
Shandy sind doch noch gar nicht so lange verheiratet -« Cronkite wurde
siedendheiß bewußt, welche Implikation seine Worte enthielten, woraufhin er
sich kirschrot verfärbte und umgehend den Mund hielt.
    »Seit Januar«, führte Shandy den Satz
für ihn fort. »Der sogenannte Nachwuchs wurde zuletzt gesehen, als er
versuchte, in Mrs. Lomax’ Putzeimer zu springen. Sie haben die Kleine gestern
abend ja selbst kennengelernt, als sie an Ihrem Hosenbein hochgeklettert ist
und Trapezkünste an Ihrem Halstuch vollführt hat. Immer erst alle Aussagen
nachprüfen, Swope.«
    »Ach je, Sie meinen Jane Austen. Ein
guter Scherz.« Zweifellos hätte er auch gelacht, wenn er genügend Zeit gehabt
hätte. »Apropos Aussagen, ich war schon bei Präsident Svenson, und jetzt bin
ich hier, um ein Bild vom Runenstein zu machen, wenn Mr. Horsefall nichts
dagegen hat. Du liebe Zeit, das ist die größte Story, die mir bisher in meiner
Laufbahn untergekommen ist! Ausgenommen die Sache damals, als die
Sprinkleranlage in der Seifenfabrik sich selbständig

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