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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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daß seine Haltung, was die Trennung von
seinem Land betraf, für dessen Bewirtschaftung er sowieso schon viel zu alt
sei, mehr als lächerlich sei, vor allem natürlich diejenigen, die anfällig
gewesen waren für die Verlockung, schnell Geld zu machen, und es nicht
verwinden konnten, daß Henny mehr Standhaftigkeit zeigte als sie selbst.
    Timothy Ames und möglicherweise noch
ein paar andere konnten besser einschätzen, welche großartigen Leistungen Henny
tatsächlich vollbracht hatte. Für die meisten jedoch galt Nutie der Schleimer,
der reiche Leute dazu brachte, sich für viel Geld Dinge zuzulegen, die sie
sowieso nicht brauchten, als der Erfolgreiche. Aus irgendeinem Grund neigte die
Öffentlichkeit generell dazu, sich auf die Seite derer zu stellen, die zu
gewinnen schienen.
    Shandy erinnerte sich, daß er vorgehabt
hatte herauszufinden, wie groß genau das Lumpkin-Erbe war, dies aber noch nicht
getan hatte. Er könnte jetzt eigentlich zum Rathaus gehen und den Rest des
Tages damit verbringen, Testamentsabschriften und Nachlässe durchzusehen. Oder
er konnte ganz einfach Mrs. Lomax anrufen.
    Einen Moment lang stand er ganz
gedankenverloren da. Mrs. Lomax war gestern bei den Shandys gewesen, vorgestern
bei den Ames’ und am Tag zuvor, wenn Montag nicht ausgerechnet ihr Clubtag war,
könnte sie möglicherweise bei den Enderbles gewesen sein. Normalerweise wäre
sie heute bei den Stotts, aber Professor Daniel Stott, Leiter des Fachbereichs
Haustierhaltung, war noch abwesend, da er gemeinsam mit seiner ihm seit zwei
Wochen angetrauten Gattin, der ehemaligen Iduna Bjorklund, noch Besuche bei
einigen ihrer frischgebackenen acht Stiefkinder und deren Familien machte.
Daher war es durchaus möglich, daß Mrs. Lomax sich momentan in ihrer eigenen
Wohnung über dem Kurzwarengeschäft aufhielt, mit ihrer Katze plauderte und ihre
Wandschränke aufräumte, Freizeitbeschäftigungen, die ihr sehr am Herzen lagen.
Er würde sie anrufen.
    Aber wo war das nächste Telefon? Es war
keine gute Idee, jetzt von der Horsefall-Farm anzurufen, wenn so viele
Verwandte und Mitglieder des Frauenvereins mit gespitzten Ohren herumliefen.
Aber es war andererseits auch nicht besonders höflich, sich jetzt schon zu
verabschieden, wo er doch gerade erst angekommen war und es noch genügend Dinge
für ihn zu tun gab. Fergy hatte in seiner Schnäppchen-Scheune bestimmt ein
Telefon. Da sie sich urplötzlich so fabelhaft verstanden, hatte Fergy sicher
nichts dagegen einzuwenden, daß Shandy sich kurz dorthin begab und sich der
netten kleinen Lady aus Florida vorstellte.
    Die Dame selbst hätte kaum erfreuter
sein können. Shandy traf sie allein inmitten von angeschlagenen Türgriffen aus
Porzellan und emaillierten Nachttöpfen an, wo sie mit einem Staubtuch herum
werkelte, obwohl der angesammelte Staub wohl eher einen anständigen Tornado als
ein Staubtuch nötig hatte. Shandy war vielleicht nicht ganz so gutaussehend und
attraktiv, wie Helen dachte, aber verglichen mit Fergy schnitt er sicherlich
hervorragend ab. Die Dame versteckte schnell das Staubtuch, setzte eine
geschäftliche Miene auf und kam auf ihn zu.
    »Mein Name ist Shandy«, erklärte er
ihr. »Fergy hat mich geschickt, um nachzusehen, ob Sie allein zurechtkommen«,
schwindelte er, »im Moment hängt er bei den Horsefalls ein wenig fest, Sie
wissen ja sicherlich, wie das so ist bei derartigen Anlässen.«
    Sie stellte sich als Millicent Peavey
vor und sagte, sie wisse es nur zu gut. »Es ist immer fast so wie Zähneziehen,
wenn man sich losreißen muß. Fergy wollte schon seit Jahren, daß ich mal
herkomme und ihn besuche, aber Sie kennen das ja bestimmt. Immer kommt irgend
etwas dazwischen.
    Schließlich habe ich dann jemanden
gefunden, der mir den Kanarienvogel füttert, und konnte endlich weg, und sehen
Sie selbst, wo ich jetzt gelandet bin. Nicht, daß ich hier so einfach
hereingeplatzt wäre, überhaupt nicht, ich hasse es nämlich, mich anderen Leuten
aufzudrängen, wie Fergy Ihnen sicher schon erzählt hat.«
    »Ja, Fergy hat erwähnt, eh, daß Sie
sich nicht gerne aufdrängen. Die Horsefalls hoffen natürlich, Sie, eh, bald
auch persönlich kennenzulernen, sobald die ganze, eh, Aufregung erst einmal
abgeklungen ist.«
    Höchstwahrscheinlich hofften die
Horsefalls genau das Gegenteil, aber das konnte man ihr schließlich schlecht
sagen. Millicent Peavey sah ganz so aus, als habe sie nahe am Wasser gebaut.
    »Wann sind Sie denn hier angekommen,
Mrs. Peavey? Oder soll ich Miss

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