Über Stock und Runenstein
pflegt.«
»Eben. Und man braucht nicht die
Ketchup-Flaschen aufzufüllen, wenn sich an der Kasse nicht soviel tut.«
So war das also! Mrs. Peavey war aus
geschäftlichem Interesse hier. Irgendwo in ihrem hohlen Kopf mußte wohl doch
ein rudimentäres Gehirn verborgen sein. Shandy nahm den schweren Kampf um
Information wieder auf.
»Fergy schien noch nichts von dem
Unfall letzte Nacht gehört zu haben.«
»Was für ein Unfall? Das wundert mich
gar nicht, wenn ich daran denke, wie sie gestern alle Stoßstange an Stoßstange
diese winzigkleine Straße rauf und runter gefahren sind, aber — «
»Der Unfall ist später passiert,
nachdem sich der Stau mehr oder weniger aufgelöst hatte. Es war ein junger Mann
auf einem Motorrad.«
»Ist er tot?«
»Nein, nur leicht verletzt.
Knochenbrüche und dergleichen.«
»Oh!« Millicent klang enttäuscht, da
sie die gute Gelegenheit, ihre gefühlvolle Ader unter Beweis zu stellen, nicht
nutzen konnte. »Nein, wir haben nichts gehört. Als Fergy und ich ins Bett
gingen — ich meine, als wir — nun ja, Sie wissen schon, was ich meine. Ich war
jedenfalls so erschöpft, daß mich überhaupt nichts mehr aufgeweckt hätte.
Sicher ist dann auch ein Krankenwagen oder die Feuerwehr gekommen?«
»Ganz bestimmt.«
»Und wir haben alles verpaßt. Na ja, so
ist das Leben. Jedenfalls haben Fergy und ich meinen Besuch mit einem kleinen
Drink gefeiert. Sie verstehen schon. Wir hatten den ganzen Abend soviel zu tun,
wissen Sie, daß wir dazu überhaupt keine Zeit hatten. Wir wollten schön zu
Abend essen, Fergy hat Fertiggerichte in der Tiefkühltruhe, und ich wollte uns
Truthahn Tetrazzini machen, aber zum Schluß haben wir dann doch nur Pizzas
aufgetaut, weil man die während der Arbeit essen kann. Und daher hatte ich auch
nicht viel im Magen, aber er hat trotzdem darauf bestanden, daß ich einen
Highball trinke oder auch zwei, weil es mein erster Abend hier war, obwohl wir
in Florida meistens nur Burger und Bier holen. Wir tranken also ein paar
Gläser, obwohl er genau weiß, daß mich das starke Zeug immer müde macht. Sie
verstehen schon.«
Shandy sagte, er verstehe das sehr gut
und ob es Mrs. Peavey etwas ausmachen würde, wenn er kurz das Telefon benutze?
Glücklicherweise kam gerade ein Kunde,
als Mrs. Peavey ihm das Telefon zeigte. Es stand in einer Art Büro, das Fergy
sich eingerichtet hatte, indem er eine ehemalige Pferdebox mit einer dünnen
Mauer umgeben hatte, so daß Shandy den Anruf ohne Publikum machen konnte. Mrs.
Lomax war tatsächlich zu Hause und sehr beunruhigt darüber, daß sie im Fell
ihrer Katze Flöhe gefunden hatte. Shandy sagte, das könne er sehr gut
nachempfinden, und kam schnell auf das Lumpkin-Erbe zu sprechen, bevor sich
Mrs. Lomax über die Vor- und Nachteile von Flohhalsbändern auslassen konnte. Er
kannte ihre Ansicht ohnehin schon sehr genau, da ihre Katze seit Jahren
regelmäßig Ende Juni von Flöhen heimgesucht wurde.
Mrs. Lomax hatte ein hervorragendes
Zahlengedächtnis. Sie wußte bis auf den letzten Cent, wieviel jeder einzelne
Prozeß gekostet hatte und was dies in bezug auf die Ausgangssumme, die Zinsen
und die prozeßführenden Parteien ausmachte. Ihre Berechnungen dauerten etwas
länger, aber Shandy konnte dafür auch sicher sein, daß sie völlig korrekt
waren. Das Ergebnis war, wobei der momentane Zinssatz, die gesunkenen
Gerichtskosten und Erbschaftssteuern mit berücksichtigt waren, daß Canute
Lumpkin im Begriff war, eine Summe zwischen 727 341,16 Dollar und 727 341,29
Dollar zu erben. Mrs. Lomax entschuldigte sich, daß sie die Summe nicht genauer
angeben konnte.
Shandy erwiderte, die Berechnung sei
für den Hausgebrauch doch sehr akurat, dankte ihr überschwenglich, sprach sein
Mitgefühl für die Katze aus und sagte, er könne leider die Leitung nicht länger
blockieren, da er das Telefon fremder Leute benutze, was immerhin ein Argument
war, dem sich auch Mrs. Lomax nicht verschließen konnte, und beendete das
Gespräch.
Nute Lumpkin würde zwar kein Millionär
werden, aber er würde trotzdem immer noch sehr viel reicher sein als die meisten
anderen Bewohner von Balaclava County, selbst wenn er nie mehr einen Kunden
schröpfte. Henny Horsefall mochte zwar 45 Morgen Land besitzen, eine im
Vergleich zu den Nachbarn große Farm, doch man konnte das Land teilweise weder
zur Bebauung noch zur Bepflanzung nutzen. Der gängige Preis für diese Art von
Land lag momentan bei etwa 500 Dollar pro Morgen.
Mrs. Fescue behauptete, Gunder
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