Über Stock und Runenstein
Peavey sagen?«
»Oh, Mrs. ist schon in Ordnung. Joe
Peavey war eigentlich nur mein zweiter Mann. Nach ihm war ich noch zweimal
verheiratet, aber ich habe irgendwie eine Schwäche für den Namen Peavey, darum
nenne ich mich zwischendurch immer wieder so. Ich sage immer, wenn man einen
guten Namen gefunden hat, sollte man auch dabei bleiben. Sind Sie denn
verheiratet, Mr. Shandy?«
»Ja, eh, und zwar sehr glücklich«,
erwiderte er etwas nervös. »Ich, eh, hoffe sehr, daß meine Frau Ihre Ansicht
über Namen teilt«, fügte er schnell hinzu, für den Fall, daß Mrs. Peavey den
Gedanken hegte, sich einen fünften Mr. Peavey zuzulegen. »Hatten Sie einen
guten Flug?«
»Flug? Ich würde nicht einmal ein
Flugzeug betreten, wenn man mich dafür bezahlen würde. Fergy hat mir eine
Busfahrkarte geschickt. Busfahren macht mir nämlich nichts aus, und die Fahrer
sind immer so nett, die meisten jedenfalls, und inzwischen gibt es in den Bussen
auch richtige kleine Toiletten.«
»Sie sind also gerade in dem Moment
gekommen, in dem die ganze Geschichte losging«, bohrte Shandy weiter und fragte
sich, warum diese Frau nicht in der Lage zu sein schien, klipp und klar auf
eine einfache Frage zu antworten, anstatt sämtliche ehemaligen Ehemänner und
diverse Busfahrer mit einzubeziehen. »Waren Sie schon hier, als Spurge Lumpkin
getötet wurde?«
»War das nicht eine furchtbare
Geschichte? Ich habe stundenlang geweint, als Fergy es mir erzählt hat.«
»Dann haben Sie Spurge gekannt?«
»Nicht direkt, aber ich bin so
schrecklich gefühlvoll. Ich wette, daß Fergy Ihnen das auch schon erzählt hat.«
»Er hat es, eh, noch nicht erwähnt,
aber ich kann es mir gut vorstellen«, erwiderte Shandy und wich ein paar
Schritte zurück, denn er hatte während seiner Junggesellenzeit mehrfach den
gleichen gefühlvollen Ausdruck in Frauenaugen gesehen. »Können Sie sich
zufällig noch erinnern, mit welchem Bus Sie gekommen sind, Mrs. Peavey? Es
interessiert mich nämlich, weil ein, eh, Freund von mir auch mit dem Bus von
Florida gekommen ist. Ein großer, dunkelhaariger, gutaussehender Mann mit einem
kleinen Schnurrbart«, improvisierte er weiter und versuchte verzweifelt, Mrs.
Peaveys ungeteilte Aufmerksamkeit auf seine Frage zu lenken. »Meine Frau sagt
immer, er erinnere sie an diesen, eh, wie heißt dieser Schauspieler noch?«
»Sie meinen Clark Gable? Er ist zwar
schon tot, aber ich habe ihn immer ganz besonders — «
»Eh, genau den meine ich. War jemand,
der so ähnlich aussieht, in Ihrem Bus?«
Mrs. Peavey schüttelte ihr nicht sehr
gut gefärbtes blondes Haar. »Das glaube ich kaum. Mit welchem Bus ist er denn
gekommen?«
»Mit welchem Bus sind Sie denn
gekommen?« fragte Shandy und kehrte somit endlich wieder zu seiner
Ausgangsfrage zurück. »Gestern oder vorgestern?«
»Gestern«, gab Mrs. Peavey endlich zu.
»Morgens oder nachmittags?«
»Gegen Mittag, denn Fergy hat mich mit
dem Lieferwagen abgeholt, und wir haben zusammen Hamburger gegessen, bevor wir
herkamen. Ich hatte, ehrlich gesagt, irgendwie gehofft, daß wir außer
Hamburgern noch etwas anderes essen würden, aber ich habe Fergy nichts davon
gesagt, weil ich es nicht ertragen könnte, daß er mich für undankbar halten
könnte. Ich wußte ja, daß er unbedingt zurück mußte, weil er sein Geschäft
nicht so lange allein lassen kann. Wenn man selbständig ist, muß man natürlich
auch jede freie Minute opfern, nicht wahr? Fergy hat wirklich einen schönen
Lastwagen. Er macht ein ganz gutes Geschäft hier, glaube ich. Gestern abend
sind die Leute regelrecht über uns hergefallen, ich könnt’ kaum Schritt halten,
und dabei habe ich eine Menge Verkaufserfahrung. Ich habe früher fast 15 Jahre
lang als Kassiererin in einem Supermarkt gearbeitet, und jetzt stehe ich in
einem wirklich netten kleinen Restaurant in Vero Beach an der Kasse, da habe
ich auch Fergy kennengelernt. Er kommt immer bei uns essen, wenn er unten in
Vero Beach ist. Wegen mir, sagt er, aber das sagen sie ja alle.« Mrs. Peavey
kicherte und legte kokett den Kopf schief. »Heute ist allerdings nicht viel los,
muß ich sagen. Ich vermute, daß er in einer Woche ziemlich viel einkassiert,
hab’ ich recht?«
Shandy versuchte, möglichst
fachmännisch auszusehen. »Die meisten Leute hier, eh, nehmen an, daß er am Ende
der Woche ziemlich viel, eh, einkassiert hat. Es kann sich schließlich auch
nicht jeder leisten, sich den ganzen Winter, eh, freizunehmen, wie er es immer
zu tun
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