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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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zurückzuhalten?«
    »Ach, ich hab’ mir den Weg freigehackt,
der hinter Horsefalls Farm anfängt, un’ mich von hinten an sie rangepirscht.
Gerade rechtzeitig für die große Show. Die Regierung verschwendet wohl auch
keine Zeit, was? Die ham schon Männer zum Vermessen hergeschickt.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ja, wenn’s keine Landvermesser sind,
dann tun sie jedenfalls so als ob. Die ham freien Zugang un’ schleppen Karten
und so was mit sich rum. Ich nehm’ an, diese Mrs. Fescue hatte schon ganz
recht, als sie gesagt hat, daß die Hennys Land unter Denkmalschutz stellen,
auch wenn ich sonst nich’ mit ihr einer Meinung bin. Henny soll besser auf sie
hören und nehmen, was er kriegen kann, solang das Angebot noch günstig is’.
Nich’, daß es mich was angeht, und ich tät’s ihm auch nich’ ins Gesicht sagen.
Wird ja wohl auch nich’ nötig sein.«
    Fergy zerdrückte die Bierdose mit
seiner breiten, fetten Tatze und warf das Ergebnis mehr oder weniger zielsicher
in Richtung Papierkorb. »Sie haben ja gehört, wie die Verwandten geflüstert und
gemeckert ham. Bloß weil ein oder zwei von denen sich auf diesen komischen
Adoniram oder Athelstane oder wie der heißt gestürzt haben, heißt das noch
lange nich’, daß die andern nich’ über das nachdenken, was er gesagt hat. Und
jetzt, wo die schon mit dem Vermessen angefangen haben...«
    Shandy schüttelte den Kopf. »Die
Regierung kann es nicht sein. Sie kann nicht so schnell reagieren, besonders
dann nicht, wenn noch nicht einmal sicher ist, ob der Runenstein überhaupt echt
ist. Vielleicht waren es die Wasserwerke. Möglicherweise hatten sie die geniale
Idee, die Rohre auszugraben, um den Verkehr auf der Straße etwas einzudämmen,
was für die derzeitige Lage natürlich hervorragend wäre.«
    »Hervorragend für wen, Professor?«
    »Eh, natürlich. Verzeihung, für Sie
wäre es wohl kaum sehr günstig, wenn man es recht bedenkt. Eh, gestatten Sie
mir die neugierige Frage, wo verläuft eigentlich die Grenze der Horsefall-Farm,
und wer besitzt das Land daneben?«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich das
weiß. Wie wär’s mit ‘nem neuen Bier, Millie? Wollen Sie auch eins, Professor?«
    »Nein, vielen Dank. Ich muß weiter.
Übrigens, ich habe Ihr Telefon benutzt.«
    Fergys Schweinsäuglein verengten sich.
»Wen ham Sie denn angerufen?«
    »Nur meine Haushälterin in Balaclava
Junction. Das ist doch sicher kein Ferngespräch, nicht wahr?«
    »Das geht schon in Ordnung. Ihre
Haushälterin? Soso! Ich dachte, Sie wären verheiratet?«
    »Das bin ich auch. Mrs. Lomax, eh,
hilft nur manchmal ein wenig im Haushalt.«
    »Ach so. Is’ Ihre Frau denn auch
berufstätig?«
    »Ganz richtig.«
    »Nich’ schlecht. Die eine macht die
Arbeit, die andre bezahlt die Rechnungen. Wieso hab’ ich da selbs’ noch nie
dran gedacht?«
    »Sie können es sich ja noch überlegen«,
sagte Shandy, der allmählich genug von Fergy und dessen netter
Damenbekanntschaft hatte. »Übrigens, es wäre besser, wenn Sie niemandem von
dieser Goldmünze erzählen würden. Sie können sich sicher vorstellen, was
passiert, wenn die Leute davon erfahren.«
    »Ja. Ich weiß schon. Keine Sorge,
Professor. Ich bin ja nich’ von gestern. Wir sehn uns sicher noch.«
    »Woran ich nicht zweifle. Ich wünsche
Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt, Mrs. Peavey.«
    Shandy verließ die Schnäppchen-Scheune
tief in Gedanken. Er blieb stehen, blickte zum Holzfällerweg hinüber und machte
tatsächlich zwei Männer aus, die Helme und fluoreszierende Jacken wie
Landvermesser trugen. Sie mußten irgendwo im Wald gewesen sein, als er vorhin
vorbeigekommen war. Jetzt standen sie auf der Straße; der eine sah sich die
Durchfahrt an, der andere war mit dem Senkblei beschäftigt.
    Shandy überlegte, ob er hingehen und
nach dem Grund ihrer Anwesenheit fragen sollte, aber er würde ihn zweifellos
auch so bald erfahren. Die andere Neuigkeit, die Fergy mitgeteilt hatte,
erschien ihm bedeutend ernster. Wenn man tatsächlich etwas gefunden hatte, das
sich als echte Wikingermünze herausstellen sollte, würde die Hölle losbrechen,
sobald sich die Nachricht verbreitete. In Fergys Fähigkeit, den Mund zu halten,
setzte er wenig Vertrauen. Und an Millicent Peaveys Verschwiegenheit glaubte er
schon gar nicht. Wenn die Horsefalls noch nichts davon wußten, wäre es sicher
das beste, sie auf dem schnellsten Wege aufzusuchen und in Gefechtsbereitschaft
zu versetzen, damit sie auf alles gefaßt

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