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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ganz zu schweigen davon, daß wir ein Loch in
den Schiffsrumpf hätten sprengen können. Ich glaube, daß ich die Wirkung einer
gut plazierten Sprengladung erkennen kann, wenn ich sie sehe. Sie können selbst
mal einen Blick darauf werfen. Ich weiß nicht, ob die Männer vom Bombenkommando
schon hier sind, wenn nicht, sollten sie besser schnellstens kommen. Ich habe
da noch mehr Stunk gemacht als die Explosion, und die verbreitete schon einen
ganz anständigen Gestank, kann ich Ihnen sagen.«
    Shandy hatte es bereits festgestellt.
Selbst oben am Haus hing der Gestank von uraltem Mist noch derart penetrant in
der Luft wie das intensive Aroma schweißnasser Socken im Umkleideraum für
Männer nach einem Leichtathletikwettkampf. Als sie sich der Scheune näherten,
stank es sogar noch mehr, was Shandy kaum für möglich gehalten hätte.
    »Passen Sie auf, wo Sie hintreten,
Professor.«
    Roy hätte sich die Warnung sparen
können. Die freien Stellen waren so weit voneinander entfernt, daß man sie kaum
nutzen konnte. Obwohl er ein Spezialist für Rübenfelder war, bewegte sich
Shandy ebenso vorsichtig vorwärts wie eine Katze auf einem nassen Rasen. Er konnte
jetzt die Scheune sehen, die ohne den glitschigen, braunen, matschigen
Riesenhaufen dahinter merkwürdig unvollständig aussah. Ein dunkler Fleck, der
sich über den Großteil der Rückwand zog, war der sichtbare Beweis dafür, daß
der Misthaufen beim letzten Mal, als Shandy diese Stelle gesehen hatte, noch
vorhanden gewesen war. Interessant war, daß nicht eine einzige Scheunenplanke
durch die Explosion auch nur gerissen oder zersplittert war.
    In den Nachrichten hatte man die Größe
des Kraters stark übertrieben, doch es gab tatsächlich eine Vertiefung, die
etwa einen Meter tief war und ungefähr viereinhalb Meter Durchmesser hatte.
Überall lagen graue und weiße Federn herum, die das Ableben der Lewis-Gänse
bezeugten. Henny Horsefall stand neben dem Loch und sah selbst wie ein
gerupfter Gänserich aus.
    Das Bombenkommando war weit und breit
nicht zu sehen. Roy stieß einen Fluch aus. Shandy ging weiter, da sein
Geruchssinn inzwischen derart abgestumpft war, daß er nun ohne Mühe einatmen
konnte, und schaute in den Krater. Es gab eigentlich sehr wenig zu sehen,
lediglich aufgerissenen, nährstoffreichen Boden und ein paar Federn. Er
konzentrierte sich also auf die nähere Umgebung.
    Im großen und ganzen schien eher ein
heilloses Durcheinander zu herrschen als etwas ernsthaft beschädigt worden zu
sein. Der fliegende Mist hatte das Hühnerhaus nahezu unter sich begraben und
einige Zaunpflöcke umgeworfen, doch dieser Schaden konnte leicht behoben
werden. Er ging zu einem der umgekippten Pfähle und stolperte über einen Draht,
der beinahe völlig im Schmutz verschwunden war. Ein unangenehmes kribbelndes
Gefühl schoß ihm das Bein hoch.
    »Horsefall«, schrie er, »wußten Sie,
daß hier ein Elektrodraht liegt?«
    Der alte Farmer ließ sich mit seiner
Antwort Zeit. Schließlich murmelte er: »Klar weiß ich das.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Letzten Winter hab’ ich hier für
Bessie ‘n kleinen Pferch gebaut, als ich ‘n lahmes Bein hatte. Dachte, neben’m
Misthaufen wär’s ihr wärmer. Mußte sie ja irgendwie rauskriegen. Bessie liebt
eben frische Luft. Wird launisch, wenn man sie ‘n ganzen Tag im Stall läßt.«
    »Und den Pferch haben Sie aus ein paar
Zaunpfählen und Elektrodraht gemacht?«
    »Spurge un’ ich ham ihn gemacht. Er hat
die Pfosten gesetzt, un’ ich hab’ ‘n Draht gezogen, so gut wir’s konnten.
Irgendwas mußten wir ja tun. Bessie stromert immer gern rum.«
    »Wann haben Sie das Gehege das letzte
Mal benutzt?«
    »Eh? Is’ schon ‘ne Weile her. Jetz’
bring’ ich sie immer auf die Weide rauf. Mag sie viel lieber.«
    »Warum ist der Zaun dann geladen?«
    »Will verdammt sein, wenn ich das
weiß.« Henny klang nicht so, als ob ihn das Problem sehr beschäftigte.
    »Halten Sie ihn normalerweise
abgeschaltet, wenn Bessie nicht hier ist?«
    »Klaro. Warum soll ich ‘n Saft
verschwenden? Die verdammten Stromrechnungen sin’ ‘wieso hoch genug.«
    »Wo ist denn der Stromschalter?«
    »Inner Scheune.«
    »Könnte ich ihn mal sehen?«
    Der alte Horsefall kam der Bitte
offenbar nur deshalb nach, weil er keine Kraft mehr hatte, um zu widersprechen.
Er führte Shandy und Roy Arnes in das riesige, kühle, leere Gebäude und zeigte
auf eine notdürftig zusammengebastelte Konstruktion, die jeden Feuerwehrmann in
Angst und Schrecken

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