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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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versetzt hätte. Shandy überprüfte alles vorsichtig und
entdeckte, daß der Strom eingeschaltet war. Dann ging er wieder hinaus auf den Hof,
fand nach einigem unerfreulichen Stochern die anderen Drähte und stellte fest,
daß alle, bis auf den Draht, über den er gestolpert war, vom Stromanschluß
losgerissen worden waren. Genau das hatte er erwartet.
    »Ich glaube, jetzt kennen wir die
Antwort, Roy«, sagte er. »Suchen Sie jetzt bitte mal nach einem Stück Metall.«
    »Was für ein Metallstück?«
    »Keine Ahnung. Es könnte ein Hufeisen
sein, ein alter Bolzen, ein Stück von einer Hacke, irgend etwas, das man
normalerweise an einem Ort wie diesem finden würde. Außerdem muß irgendwo eine
Vorrichtung herumliegen, die aus zwei verschiedenen Metallsorten und einer
Feder besteht und möglicherweise an einem Stück Holz befestigt ist. Das Ding
kann sehr klein sein und ist höchstwahrscheinlich durch die Explosion völlig
zerstört worden, aber wir können es trotzdem versuchen. Na los, Horsefall,
helfen Sie uns beim Suchen.«
    Der Farmer brachte nicht einmal die
Kraft auf, seinen Kopf zu schütteln. Er stand einfach da und drehte unablässig
eine lange graue Feder, die aus einem Gänseflügel stammte, in seinen knochigen
Händen hin und her. Shandy sah ihn besorgt an, nahm eine Mistgabel und machte
sich an die Arbeit.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Roy
schließlich einen kurzen Metallstab zutage förderte, dessen Seiten abgeflacht
waren und in den an beiden Enden ein Gewinde eingeschnitten war. »Könnte das
Ihr Stück Metall sein, Professor?«
    »Das könnte es sehr wohl und ist es
wahrscheinlich sogar. Ah ja! Schauen Sie sich das nur an!«
    »Sie meinen das Stück dünnen Draht, das
um das Gewinde gedreht war? Was bedeutet das? Sagen Sie bloß nicht, daß es eine
Bombe ist!«
    »Nein, nur ein Teil des Zünders. Der
Misthaufen selbst war die Bombe.«
    »Meinen Sie das im Ernst?«
    »Natürlich. Was versorgt den Generator
an unserem College mit Energie, Roy?«
    »Methangas.«
    »Und wie bekommt man Methangas?«
    »Hauptsächlich durch die Zersetzung von
tierischen Abfallprodukten.«
    »Und durch was sind wir seit ungefähr
einer Stunde gewatet? Nach den Indizien zu urteilen, würde ich sagen, jemand
hat sich ein kleines Dingsda zusammengebastelt, indem er zwei verschiedene
Metallsorten kombiniert hat, etwa Zink und Kupfer, dann das eine Ende mit
Elektrodraht verbunden und am anderen Ende dieses Stück hier, was es auch sein
mag, befestigt hat. Er oder sie hat dann diese Vorrichtung in den Misthaufen
gelegt und die übrigen Zaunleitungen unterbrochen, so daß später keiner bei
einer zufälligen Berührung merken würde, daß der Strom eingeschaltet war.
    Danach brauchte er lediglich den Strom
einzuschalten, nach Hause zu gehen und ein Bad zu nehmen. Die Hitze, die im
Innern des Misthaufens durch die natürliche Fermentierung freigesetzt wurde,
hat allmählich die Metalle im Sprengzünder erwärmt. Die Feder sprang hoch, und
es entstand ein Kontakt, was wiederum einen Funken verursachte, der das im
Misthaufen vorhandene Methangas zündete. Die Stärke der Explosion konnte im
voraus nicht genau berechnet werden, weil die genaue Konzentration des
Methangases unbekannt war, doch es war mehr oder weniger zu erwarten, daß es zu
nichts Schlimmerem kommen würde als zu einer Riesenschweinerei, und die haben
wir jetzt ja wohl auch.«
    »Das können Sie ruhig zweimal sagen,
Professor. Wie lange braucht so ein Zünder wohl, um sich aufzuheizen?«
    »Keine Ahnung. Das Metall braucht dazu
nicht etwa rotglühend zu werden. Im Grunde haben wir es mit demselben Prinzip
zu tun, nach dem auch die ersten Heizthermostate funktionierten.«
    »Aber es dauert schon eine ganze Weile?
Man könnte sich also selbst vorher in Sicherheit bringen, bevor es losginge?«
    »Das nehme ich stark an. Wahrscheinlich
bleibt dazu genug Zeit. Der Sprengzünder wurde wahrscheinlich sogar schon
letzte Nacht gelegt, als der Mob die Farm stürmte, oder vielleicht auch erst,
nachdem die Massen sich wieder etwas verzogen hatten. Man hat wohl den Haufen
aufgegraben, es sei denn, es bestand die Möglichkeit, ihn von der Seite
anzubohren.«
    »Etwa mit Dads Erdbohrer oder etwas
Ähnlichem. Vielleicht auch mit einem dieser elektrischen Schlangendinger, wie
Klempner sie haben.«
    »Hm ja.« Shandy fragte sich, ob der
Sohn von Mrs. Fescue wohl nebenberuflich auch ein guter Klempner war. »Oder man
benutzt eine Bohrmaschine für Masten oder Pfähle,

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