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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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möglicherweise sogar ein
langes Brecheisen, wenn man genug Kraft hat. Man braucht nur ein kleines Loch
zu machen und schiebt dann den Metallstab mit der Sprengvorrichtung und dem
daran befestigten Elektrodraht hinein. Daher wurde wohl auch dieses spezielle
Objekt ausgewählt. Die Windungen verhindern, daß der Draht abrutscht, und es
hat genau die richtige Form, die sich leicht hineinschieben läßt. Lassen Sie es
uns noch einmal ansehen.«
    Roy reichte ihm das Fundstück, und
Shandy untersuchte es erneut genau.
    »Ich weiß verdammt gut, wo dieses Stück
hingehört, aber es will mir im Moment einfach nicht einfallen. Früher oder
später werde ich mich schon noch erinnern. Vielleicht ist es sowieso nicht
wichtig. Am besten, wir versuchen, die anderen Teile des Sprengzünders zu
finden. Natürlich ist es genauso hoffnungslos wie in der berühmten Geschichte
von der Nadel im Heuhaufen.«
    »Gegen einen Heuhaufen hätte ich auch
überhaupt nichts einzuwenden.« Roy versuchte, mannhaft zu lächeln und beugte
sich wieder über seine Mistgabel.
     

Kapitel
19
     
     
     
     
     
     
    S ie wühlten noch immer im Mist, als das
Bombenräumkommando der Staatspolizei schließlich eintraf. Shandy zeigte die
Fundstücke, erklärte seine Theorie und sagte, er sei sicher, die Polizei wäre
bestimmt zu demselben Ergebnis gekommen, wenn sie vor ihm dagewesen wäre. Die
Sprengstoffexperten antworteten, da seien sie auch sicher, doch sie wollten ihm
und Roy dennoch dafür danken, daß sie ihnen zuvorgekommen seien. Dann
übernahmen sie widerwillig die ehrenvolle Aufgabe, nach weiteren Teilen des
Sprengzünders zu suchen, die sie schließlich auch in Form von ein paar
Splittern einer alten Holzschindel und einem walnußgroßen Klumpen miteinander
verschmolzener Metalle fanden.
    Shandy war wieder zurück ins Haus
gegangen, um sich zu säubern und nachzudenken. Was Roy gesagt hatte, war völlig
richtig: Keiner, mit Ausnahme des Übeltäters selbst, konnte gewußt haben, wann
genau die Vorrichtung angebracht worden war, also konnte auch keiner als
unschuldig gelten. Es war sogar denkbar, daß der junge Ralphie den Zünder in
seinen Overalltaschen bereitgehalten hatte, er konnte die Drähte angeschlossen
und Tims Erdbohrer unbemerkt genau so lange benutzt haben, wie es dauerte, die
Sprengladung zu legen, während er Interesse an den Erdproben vortäuschte.
    Die Sprengzündung hatte sich vielleicht
schneller erwärmt, als er angenommen hatte, und ihn dem eigenen
Feuerwerkskörper ausgesetzt, bevor er Zeit hatte, sich aus dem Staub zu machen.
Oder er hatte sich als eine Art Mutprobe in der Nähe des Misthaufens
aufgehalten, aber nicht vermutet, wie stark die Explosion sein würde, und nur
nach einer Entschuldigung dafür gesucht, daß er ein wenig nach Mist roch, auch
wenn ein Hauch Stallaroma an einem Jungen, der Farmarbeit verrichtete, wohl
kaum zu Verdächtigungen Anlaß gab.
    Im großen und ganzen konnte man Ralphie
zwar eine Menge unterstellen, doch bei den Motiven tappte man im dunkeln, es
sei denn, der Junge war nicht ganz klar im Kopf. Wie konnte er aber nicht ganz
richtig im Kopf sein, wenn Timothy Arnes so sicher war, daß er das Zeug zu
einem echten Farmer hatte? Shandy war eher bereit, an Orms Fluch zu glauben als
an einen derartigen Irrtum seines alten Freundes.
    Als er an Orm dachte, fielen ihm wieder
die beiden jungen Landvermesser ein, die angeblich herauszufinden versuchten,
auf wessen Land sich der Runenstein befand. Der junge Lewis, Hennys nächster
Nachbar, arbeitete schließlich in gewissem Sinne bereits für Nute Lumpkin.
Vielleicht hatte er noch ganz andere Dinge für ihn erledigt?
    Es war vielleicht nur ein Trick
gewesen, daß er Professor Shandy von seinen Apfelbäumchen vorgeschwärmt hatte.
Wenn Lewis intelligent war, und das mußte er ja sein, da er immerhin die
Aufnahmeprüfung für das College geschafft hatte, wußte er, daß Professor Shandy
sich automatisch für einen jungen Mann erwärmen würde, dessen Lebensziel darin
bestand, sich einen eigenen Obstgarten anzulegen. Er wußte zweifellos auch von \Professor
Shandys detektivischem Geschick und hatte sich viel Mühe gegeben, sich seinem
Professor als Musterbild an Tugend darzustellen.
    Allerdings waren die Gänse, die bei der
Explosion ihr Leben hatten lassen müssen, Eigentum der Lewis-Familie gewesen. Aber
es war ein alter Trick aus der Mottenkiste, sich selbst oder etwas, das einem
gehörte, zu opfern, um damit die eigene Unschuld zu beweisen. Die Gänse

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