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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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konnte
man mit relativ geringem finanziellem Aufwand ersetzen. Lewis war sicher nicht
dumm genug, eine derartige Arbeit für Lumpkin zu verrichten, ohne dafür
ordentlich abzustauben. Außerdem wäre ein College-Student, der es sogar bis zum
Landvermesser gebracht hatte, wohl sehr viel besser in der Lage, einen
komplizierten Sprengzünder für einen Misthaufen zu basteln, als ein Teenager,
der sich offenbar nur mit Mühe durch die höhere Schule wurstelte.
    Miss Horsefall hatte gefragt, warum
Nutie der Schleimer sich die Mühe gemacht hatte, das für ihn wertlose Eigentum
seines toten Vetters abzuholen. Shandy hatte die Sache als unangenehmen
Zwischenfall abgetan, aber vielleicht hatte der Besuch nur als Vorwand gedient,
um Kontakt mit dem jungen Lewis aufzunehmen? Oder mit dem anderen jungen Mann?
Oder vielleicht sogar mit beiden?
    Aber warum brauchte Nutie den jungen
Lewis überhaupt? Möglicherweise hatte er selbst den Misthaufen in die Luft
gesprengt? War das kleine Zwischenspiel mit dem malvenfarbenen Taschentuch
nicht vielleicht nur ein subtiler Hinweis auf sein ausgeprägtes Dandytum
gewesen, so daß Shandy ihn mit einer derartig vulgärbukolischen Explosion
unmöglich in Verbindung bringen konnte?
    In Wirklichkeit konnte Lumpkin
unmöglich so zimperlich sein, wie er vorgab. Zum Antiquitätengewerbe gehörte
immerhin auch das Stöbern in staubigen Speichern und modrigen Kellern, ganz zu
schweigen von Hühnerhäusern und Heuschobern. Außerdem mußte er selbst auf einer
Farm oder in der Nähe einer Farm aufgewachsen sein, gleichgültig, was er heute
zu sein vorgab. Früher hatte es hier nichts anderes als Farmen gegeben, bis
dann die Seifenfabrik gebaut worden war und die Gunder Gaffsons dieser Welt
hergelockt hatte. Lumpkin kannte sich zweifellos auf einem Hof genauso gut aus
wie die meisten Nachbarn.
    Allerdings konnte sich Shandy nicht
vorstellen, daß Lumpkin den Zündsatz während seines Besuchs bei den Horsefalls
montiert hatte. Zum einen hatte er diesen hellbeigen Anzug getragen, der
fleckenlos sauber ausgesehen hatte, bis Lumpkin sich gezwungen sah, die Kartons
mit Tabaksdosen zu seinem Wagen zu tragen und wegen des Schmutzes fast einen
Anfall bekommen hatte.
    Vielleicht hatte, er aber auch die
alten Sachen von Spurge nur mitgenommen, um seinen eigenen Anzug zu schützen?
Aber wie hätte er sich umziehen, zurückschleichen und unbemerkt wieder
verschwinden können? Die Horsefall-Farm war während des ganzen Tages nicht
gerade unbevölkert gewesen. Selbst nachdem die Scharen von Verwandten und
anderen Trauernden wieder abgezogen waren, waren immer noch die Arnes’ und der
junge Ralphie dagewesen, Sven Svenson war durch die Bäume geflogen, und Gott
allein wußte, wer sonst noch alles dagewesen war. Lumpkin hatte auch nicht die
Abkürzung über den Holzfällerweg und durch das Dornengestrüpp nehmen können,
weil Bashan am einen und Thorkjeld Svenson am anderen Ende Wache hielten.
Außerdem hatte er bereits zweimal die Polizeikontrolle passiert, so daß er
unmöglich ein drittes Mal unerkannt hätte zurückkommen können.
    Aber vielleicht hatte er bereits andere
Kleidung getragen? Angenommen, es wäre ihm in der letzten Nacht während des
allgemeinen Tohuwabohus gelungen, sich ins Haus zu schleichen und Spurges
Sachen anzuziehen? So hätte er leicht seine duftende Zeitbombe legen können.
    Danach hätte er allerdings die
Kleidungsstücke wieder zurückbringen müssen, so daß sie nicht vermißt worden
wären, doch auch das wäre relativ einfach gewesen. Spurge hatte in dem kleinen
Schlafzimmer im Erdgeschoß geschlafen, das direkt neben dem Holzschuppen lag
und hier in der Gegend immer dem Knecht oder der Magd zustand. Wenn Lumpkin
tatsächlich beim Kommen oder Gehen identifiziert worden wäre, hätte er
irgendeinen Schwachsinn über seine Pflichten dem verstorbenen Vetter gegenüber
verzapfen können, doch die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden, war nur
gering, wenn er sich halbwegs vorsichtig angestellt hatte. Lumpkin besaß eines
dieser ausdruckslosen, nichtssagenden Gesichter, die einen dazu verleiteten
anzunehmen, daß derjenige, den man sah, jemand ganz anderer war.
    Der Zweck seines heutigen Auftrittes
konnte darin bestanden haben, die Kleidungsstücke aus dem Weg zu räumen, für
den \ Fall, daß sich Haare, Öl oder sonstige verräterische Spuren daran
befanden. Das wäre zwar eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, aber Shandy fühlte,
daß eine solche Vorgehensweise zu Nute Lumpkin passen

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