Überfällig
mit sich“, meinte er gönnerhaft.
Ganz plötzlich wandelte sich sein Gesichtsausdruck, um tiefster Besorgnis Platz zu machen.
„Viel Glück, Junge. Ihnen auch, Leutnant.“
„Danke, Chef. Schon etwas gehört oder erfahren über den Fall Mrs. Festasa? Besteht Aussicht auf eine Heilung?“
Er schüttelte stumm den Kopf, und da wurde in mir etwas leer. Das, und nur das war die fürchterliche Gefahr weit im Hintergrund. Heimtückisch und unfühlbar, bis es zu spät war – das war es.
Wir gingen langsam und etwas schleppend auf die Tür zu. Von nun an war ich Dr. Jesket Tabun, ein Fachingenieur für Atomkraftstationen, verurteilt zu 20 Jahren Zwangsarbeit in den Mondminen. Ein teuflisches Schicksal, und doch wäre es unter Umständen vorteilhafter gewesen als dieser ausweglos erscheinende Einsatz gegen Mächte, denen wir in jeder Beziehung weit unterlegen sein mußten.
Als ich schon in der ersten Panzerpforte stand, sagte der Chef noch:
„Männer – hinter euch steht die gesamte GWA mit allen denkbaren Machtmitteln. Ach, was sage ich! Hinter Ihnen steht die gesamte Menschheit. Erstmalig in der blutigen Geschichte der Erde! Das muß Ihnen Kraft, Zuversicht und einen unglaublichen Stolz verleihen.
Wenn Sie Notrufe aussenden müssen, so wundern Sie sich nicht, wenn vielleicht ein chinesisches oder ein russisches Raumschiff mit Spezialtruppen angerast kommt. Die Welt steht hinter Ihnen, ich muß es nochmals betonen.“
Das waren seine Abschiedsworte, und sie machten mich in der Tat froh. Ja – das, was wir in 40 Jahren nicht geschafft hatten, war nun über Nacht eingetroffen. Fast hätte ich mir in dem Augenblick wünschen mögen, die Bedrohung aus dem Nichts hielte immer an. Wie schnell wäre die Welt geeint gewesen.
3. Kapitel
Der stämmige Navigator des Mond-Kurierschiffes knallte mir die Plastikflasche mit dem kaum angewärmten Kaffee auf den winzigen Alu-Klapptisch, daß bald der Saugschlauch abbrach. Natürlich, ich war für ihn der verurteilte Gauner, und das können die Jungen von der Raumgarde auf den Tod nicht vertragen. Das mag daher kommen, weil man in ihren Reihen nur tausendfach gesiebte Vertreter der menschlichen Gattung findet .
„Na, los schon, erhebe deine zarte Tatze. Denkst du vielleicht, ich würde dich noch an die Brust nehmen, eh?“
Ich schenkte ihm einen wütenden Blick, und TS-19 schien noch mit seinen zuckenden Mundwinkeln zu kämpfen. Als Begleitoffizier eines Gefangenen durfte er solche Redewendungen unmöglich zulassen. Der arme Kerl schien aber augenblicklich etwas außer Fassung zu sein.
„Ich bitte um Mäßigung, Captain“, knallte schließlich sein markantes Organ.
Unser Navigator nahm Haltung an, obwohl er nur einen Leutnant vor sich hatte. Das machte das Atomsymbol.
TS-19 knarrte betont verweisend:
„Unterlassen Sie diese beleidigenden Bemerkungen. Auch ein Sträfling ist anständig zu behandeln.“
„Beleidigend?“ hauchte der Mann fassungslos. „Wieso, Sir? Das waren ganze Worte. Wissen Sie, was wir unter beleidigend verstehen? Wenn jemand beispielsweise auf die Idee kommt, mich einen krummen …“
„Danke, es reicht“, unterbrach der Agent hastig. Schließlich kannte er die Leute auch, und mein zuckendes Gesicht schien ihn bald aus dem Rahmen seiner mühevoll bewahrten Fassung zu werfen.
„Die Bordverpflegung werde ich dem Häftling überreichen. Haben Sie dem Kaffee das Kreislauf-Stabilisierungsmittel beigegeben? Dr. Tabun ist an die hohen Beschleunigungswerte nicht gewöhnt.“
Ein Wunder, daß er an der unverschämten Lüge nicht erstickte. Ich gönnte ihm einen ironischen Blick, da mein lieber „Leutnant Müller“ bei der dritten Vollschubperiode unter genau 12,3 Gravitationseinheiten bildschön abgebaut hatte. Der „Sträfling“ hatte ihm die zarten Wangen tätscheln müssen, damit die Sache nicht auffiel. Schließlich konnte der GWA-Offizier nicht besinnungslos und der Gefangene munter sein.
Die beiden raumgewohnten Burschen in der engen Kanzel des winzigen Kurierschiffes hatten mit einem Zahn beschleunigt, daß ich nach dem Übergang in den freien Fall meinen strapazierten Magen in der Gegend der anscheinend zerquetschten Beckenknochen vermutet hatte.
Der stämmige Astronavigator lächelte sehr freundlich, als er vorwurfsvoll betonte:
„Aber selbstverständlich, Sir. Natürlich haben wir ihm das Mittel in das Getränk gegeben. Armen Menschen soll man die hohen Beschleunigungswerte so erträglich wie nur möglich
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