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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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zurückgezogen.
    „Welche Spezialberechnungen sind das?“ fragte ich atemlos und zutiefst aufgewühlt.
    „Werden Sie schon noch erfahren“, wies er mich ab. „Es betrifft ausschließlich Ihren Einsatz. Nicht für unbefugte Ohren bestimmt.“ Reling hob die Sitzung auf, und die erregt diskutierenden Wissenschaftler verließen den Saal.
    Wir betraten einen Sonderlift, zu dessen Panzersperre nur der Alte den elektronischen Kodeschlüssel hatte.
    Wir fuhren noch nach oben, da gab er über das Handgelenk-Funksprechgerät schon einige Anweisungen durch, die zweifellos TS-19 und mich betrafen. Es schien wieder einmal alles bis ins letzte Detail vorbereitet zu sein.
    Der Arbeitsraum mit seinem gewaltigen Schalt-Schreibtisch und den unzählbaren Kommando- und Verbindungsgeräten war uns schon ein Begriff geworden. Vor einer Minute hatte mich der Alte zum Chef des GWA-Raumkorps, Sektion Mond, ernannt. TS-19 gratulierte mit einem stummen Wink. Es genügte völlig für einen Mann von seiner Art.
    Dann hagelte es ganz spezielle Anweisungen und Befehle, die nur für uns und zwei andere Leute bestimmt waren, die sich schon seit einer Woche auf der Rückseite des Mondes aufhielten.
    Ich möchte die Anweisungen an dieser Stelle übergehen. Es wäre zu weitschweifig und umfassend, jede Einzelheit zu erwähnen. Der Alte sagte keinen Ton zuviel, und doch benötigte er bald zwei Stunden. Das, was er als „abschließende Ergänzung“ zum Einsatzbefehl ansah, genügte noch vollkommen, um einem normalen Menschen den letzten Rest der Fassung zu rauben.
    „Sie heißen also von heute an Jesket Tabun, Doktor der Ingenieurwissenschaften, Fachgebiet stationäre und bewegliche Kraftstationen auf atomarer Basis. Klar?“
    „Jawohl, Sir“, hauchte ich erschüttert.
    „Ihre Kenntnisse über unsere geheimsten Neuentwicklungen werden Sie in ausreichender Form befähigen, echten Könnern die richtigen Antworten zu geben. Sie waren als Chefingenieur in der geheimen Versuchsanstalt von Blue Springs, Colorado, beschäftigt gewesen. Unsaubere Sachen führten zu Ihrer Verurteilung. Sie haben zwanzig Jahre Zwangsarbeit in den Mond-Uranminen erhalten. Sämtliche Unterlagen sind vorbereitet. In Lima-Port sind Sie bereits als ankommender Sträfling avisiert worden. Es geht kurz und schmerzlos. Ich habe für eine Kurierrakete gesorgt, die nur zwei Mann als Besatzungsmitglieder hat. Die Leute sind natürlich ahnungslos, da wir auf deren Geschwätz angewiesen sind. TS-19 fungiert als Begleit- und Wachoffizier der GWA. Ganz offiziell in Uniform. Auf dem Mond steht ein GWA-Plasmajäger in Diskusform bereit. Leutnant MA-23 wird den Transporter angreifen, nachdem die Rakete notgelandet ist. Das positronische Gedächtnis hat den genauen Punkt errechnet, auf dem das Schiff nach dem plötzlichen Ausfall der Robot-Landungssteuerung ziemlich hart auf den Boden kommen muß. Dann erfolgt der Angriff Ihrer Kollegen.“ Ich saß still und reglos in meinem Sessel.
    „Hoffentlich versagt die Robotsteuerung auch programmgemäß“, sagte mein Verbindungsmann tonlos. „Hoffentlich! Ein winziger Fehler, und wir knallen mit ’zig Sachen in den nächsten Krater.“
    Ich nickte bekräftigend und sehr besorgt. Die Handlung lief genau auf unserer kostbaren Haut ab, und obendrein wurden noch die vollkommen ahnungslosen Piloten stark gefährdet. Ich erwähnte die beiden Männer. „Wenn die Jungen in ihrer Verzweiflung die Robotsteuerung abschalten und auf Eigenschaltung umstellen – was dann?“ Er sah mich beinahe mitleidig an.
    „Konnat, wir haben das wunderbarste Robotgehirn der Welt zur Verfügung. Denken Sie ernstlich, das vergäße auch nur die Spur einer Wahrscheinlichkeit? Die Piloten werden nicht auf Handschaltung umstellen. Sie werden es versuchen, selbstverständlich! Der Robotautomat der Kurierrakete ist aber vom positronischen Gedächtnis eingestellt worden. Wichtig ist, daß Sie den angegebenen Zeitpunkt des Starts auf die Sekunde genau einhalten. Das ist aber auch alles. Der Versager wird eintreten, wenn Sie nach der Mondumkreisung zur Landung ansetzen. Sie kommen auf einer vorbestimmten Fläche auf den Boden, die im Maximalfall 300 Meter durchmißt. Die harte Landung ist vorgesehen. Es wird Sie nicht erschüttern können, da Sie ohnehin auf den Andrucklagern ruhen. Achten Sie darauf, daß die Piloten das gleiche tun. Gehen wir weiter. Sie müssen bald starten. Keine unnötigen Fragen, bitte!
    Ihrem Mitarbeiter, Leutnant MA-23, ist heute die Leiche eines

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