Überfällig
beim Aufschlag nur einen breiten Riß in die Außenzelle bekam, dann war ein explosiver Druckverlust unvermeidlich. Das wollte ich nicht erleben.
Mein Kollege verstand den Hinweis. Von da an sparten wir unsere kostbaren Kräfte. Die erste Periode war noch zu ertragen. Wir kamen auf knapp 5 g, und das war nicht erschütternd bei unserem harten Zentrifugentraining.
Unter uns lag die zerklüftete Landschaft des Mondes. Wir mußten ungefähr über der asiatischen Station am südlichen Pol stehen, als das Triebwerk wieder erwachte.
Diesmal ging es auf 8 g hinauf. Dieser Wert kann einen Mann schon mitnehmen. Wir überstanden es und hatten dann sechzig Sekunden Ruhepause unter Normal-Bremswert von einem Gravo.
Anschließend kamen die 10,67 g; da wurde es langsam Zeit. Der Erdtrabant hatte uns durch die stetig abfallende Geschwindigkeit längst fest in seinem Gravitationsfeld. Beim nächsten Gegenschub mußten wir schon unter die für den Mond gültige Fluchtgeschwindigkeit kommen. Das waren etwa 3,2km/sec. Der Rest war nur noch eine Kleinigkeit, die von der hochwertigen Kommando-Elektronik schon sehr oft ausgeführt worden war.
Der letzte Schock bestand in einem Endwert von 12,78 Gravo-Einheiten. Wir blieben jedoch bei Bewußtsein, obwohl die Prozedur über eine Minute anhielt.
Nach Schubschluß und Regulierung auf Normalwert lagen wir völlig ausgepumpt auf unseren Lagern. Die Kurierschiffe waren zwar in knapp sechs Stunden auf dem Mond, aber das bekamen auch die Besatzungsmitglieder zu sputen.
Leise röchelnd meinte der Kollege:
»Teufel auch, hoffentlich findet man bald ein Mittel, diese Kräfte zu neutralisieren. Jetzt ist man nach zwanzig Mondflügen für ein halbes Leben lang bedient.«
Dann kam der Augenblick, den ich mit banger Vorahnung erwartet hatte. Dieses Wunderwerk in den Tiefbunkern der GWA hatte mit einer geradezu unfaßlichen Genauigkeit gerechnet.
Man muß sich nur vorstellen, daß das Gedächte sämtliche bisher erfolgten Manöver auf die Hundertstelsekunde genau beachten mußte. Darauf war unser Steuerrobot angestellt worden.
Im Schiff war es plötzlich sehr still. Das Triebwerk lief, jedoch höchstens mit einem Wert von 0,35 g. So sollte es nach den Informationen auch sein.
TS-19 stand so heftig auf, daß die Magnetschlösser aufsprangen. Sein Blick hing am Chronometer. Ich beobachtete es auch.
Es waren speziell eingestellte Uhren, die uns den genauen Wert anzeigen mußten. Sie zeigten bis zur Zehntelsekunde an.
»Haargenau«, flüsterte er hastig. »Haargenau. Jetzt wird es aber Zeit.«
Auch ich stand auf den Füßen. Es war ein seltsames Gefühl, mich ohne bleibeschwerte Sohlen unter erheblich verringerten Gewichtsverhältnissen bewegen zu müssen.
Über uns hörten wir erregte Stimmen. Die beiden Männer arbeiteten fieberhaft, um den Fehler zu finden. Die Baßstimme des Navigators war deutlich zu unterscheiden.
Zu jenem Zeitpunkt mußten wir noch knapp dreißig Kilometer über der Oberfläche stehen und mit einer Fahrt von rund siebentausend Kilometer pro Stunde stürzen. Der plötzlich blockierte Steuerrobot handelte nun nach den eingestellten Daten und brachte das Triebwerk nur dann auf Leistung, wenn eine Korrektur erforderlich war.
Schließlich glitt das Schiebeluk auf, und ein verzerrtes Gesicht erschien.
6.
Die Stimme hatte sich überschlagen. Uns waren Anweisungen zugebrüllt worden, die wir unvorbereitet niemals verstanden hätten. Der Ausfall der wichtigsten Kommandogeräte war so überraschend gekommen, daß die Männer den Kopf verloren.
Wahrscheinlich wäre dieser Zustand niemals eingetreten, wenn der
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