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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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beim Auf­schlag nur einen brei­ten Riß in die Au­ßen­zel­le be­kam, dann war ein ex­plo­si­ver Druck­ver­lust un­ver­meid­lich. Das woll­te ich nicht er­le­ben.
    Mein Kol­le­ge ver­stand den Hin­weis. Von da an spar­ten wir un­se­re kost­ba­ren Kräf­te. Die ers­te Pe­ri­ode war noch zu er­tra­gen. Wir ka­men auf knapp 5 g, und das war nicht er­schüt­ternd bei un­se­rem har­ten Zen­tri­fu­gen­trai­ning.
    Un­ter uns lag die zer­klüf­te­te Land­schaft des Mon­des. Wir muß­ten un­ge­fähr über der asia­ti­schen Sta­ti­on am süd­li­chen Pol ste­hen, als das Trieb­werk wie­der er­wach­te.
    Dies­mal ging es auf 8 g hin­auf. Die­ser Wert kann einen Mann schon mit­neh­men. Wir über­stan­den es und hat­ten dann sech­zig Se­kun­den Ru­he­pau­se un­ter Nor­mal-Brems­wert von ei­nem Gra­vo.
    An­schlie­ßend ka­men die 10,67 g; da wur­de es lang­sam Zeit. Der Erdtra­bant hat­te uns durch die ste­tig ab­fal­len­de Ge­schwin­dig­keit längst fest in sei­nem Gra­vi­ta­ti­ons­feld. Beim nächs­ten Ge­gen­schub muß­ten wir schon un­ter die für den Mond gül­ti­ge Flucht­ge­schwin­dig­keit kom­men. Das wa­ren et­wa 3,2km/sec. Der Rest war nur noch ei­ne Klei­nig­keit, die von der hoch­wer­ti­gen Kom­man­do-Elek­tro­nik schon sehr oft aus­ge­führt wor­den war.
    Der letz­te Schock be­stand in ei­nem End­wert von 12,78 Gra­vo-Ein­hei­ten. Wir blie­ben je­doch bei Be­wußt­sein, ob­wohl die Pro­ze­dur über ei­ne Mi­nu­te an­hielt.
    Nach Schub­schluß und Re­gu­lie­rung auf Nor­mal­wert la­gen wir völ­lig aus­ge­pumpt auf un­se­ren La­gern. Die Ku­ri­er­schif­fe wa­ren zwar in knapp sechs Stun­den auf dem Mond, aber das be­ka­men auch die Be­sat­zungs­mit­glie­der zu spu­ten.
    Lei­se rö­chelnd mein­te der Kol­le­ge:
    »Teu­fel auch, hof­fent­lich fin­det man bald ein Mit­tel, die­se Kräf­te zu neu­tra­li­sie­ren. Jetzt ist man nach zwan­zig Mond­flü­gen für ein hal­b­es Le­ben lang be­dient.«
    Dann kam der Au­gen­blick, den ich mit ban­ger Vor­ah­nung er­war­tet hat­te. Die­ses Wun­der­werk in den Tief­bun­kern der GWA hat­te mit ei­ner ge­ra­de­zu un­faß­li­chen Ge­nau­ig­keit ge­rech­net.
    Man muß sich nur vor­stel­len, daß das Ge­däch­te sämt­li­che bis­her er­folg­ten Ma­nö­ver auf die Hun­derts­tel­se­kun­de ge­nau be­ach­ten muß­te. Dar­auf war un­ser Steu­er­ro­bot an­ge­stellt wor­den.
    Im Schiff war es plötz­lich sehr still. Das Trieb­werk lief, je­doch höchs­tens mit ei­nem Wert von 0,35 g. So soll­te es nach den In­for­ma­tio­nen auch sein.
    TS-19 stand so hef­tig auf, daß die Ma­gnetsch­lös­ser auf­spran­gen. Sein Blick hing am Chro­no­me­ter. Ich be­ob­ach­te­te es auch.
    Es wa­ren spe­zi­ell ein­ge­stell­te Uh­ren, die uns den ge­nau­en Wert an­zei­gen muß­ten. Sie zeig­ten bis zur Zehn­tel­se­kun­de an.
    »Haar­ge­nau«, flüs­ter­te er has­tig. »Haar­ge­nau. Jetzt wird es aber Zeit.«
    Auch ich stand auf den Fü­ßen. Es war ein selt­sa­mes Ge­fühl, mich oh­ne blei­be­schwer­te Soh­len un­ter er­heb­lich ver­rin­ger­ten Ge­wichts­ver­hält­nis­sen be­we­gen zu müs­sen.
    Über uns hör­ten wir er­reg­te Stim­men. Die bei­den Män­ner ar­bei­te­ten fie­ber­haft, um den Feh­ler zu fin­den. Die Baß­stim­me des Na­vi­ga­tors war deut­lich zu un­ter­schei­den.
    Zu je­nem Zeit­punkt muß­ten wir noch knapp drei­ßig Ki­lo­me­ter über der Ober­flä­che ste­hen und mit ei­ner Fahrt von rund sie­ben­tau­send Ki­lo­me­ter pro Stun­de stür­zen. Der plötz­lich blo­ckier­te Steu­er­ro­bot han­del­te nun nach den ein­ge­stell­ten Da­ten und brach­te das Trieb­werk nur dann auf Leis­tung, wenn ei­ne Kor­rek­tur er­for­der­lich war.
    Schließ­lich glitt das Schie­be­luk auf, und ein ver­zerr­tes Ge­sicht er­schi­en.
     
     

6.
     
    Die Stim­me hat­te sich über­schla­gen. Uns wa­ren An­wei­sun­gen zu­ge­brüllt wor­den, die wir un­vor­be­rei­tet nie­mals ver­stan­den hät­ten. Der Aus­fall der wich­tigs­ten Kom­man­do­ge­rä­te war so über­ra­schend ge­kom­men, daß die Män­ner den Kopf ver­lo­ren.
    Wahr­schein­lich wä­re die­ser Zu­stand nie­mals ein­ge­tre­ten, wenn der

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