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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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konn­te.
    Die sa­ni­tä­re Ein­rich­tung der Kleinst-Schnell­ra­ke­te soll­te nur in Not­fäl­len auf­ge­sucht wer­den. We­nigs­tens war mir das von ei­nem Of­fi­zier auf dem Raum­ha­fen der Ne­va­da-Fields mit­ge­teilt wor­den.
    Müll­schlu­cker mit den da­mit ge­kop­pel­ten Ver­bren­nungs­an­la­gen gab es in die­sen Schif­fen nicht. So be­trach­te­te ich die ge­schlos­se­ne Alu-Klap­pe im Bo­den un­se­rer ›Ka­bi­ne‹ mit dem al­ler­größ­ten Miß­trau­en. Die hin­ter dem De­ckel lie­gen­de Öff­nung hät­te kaum von ei­nem Kunst­schüt­zen mit der Ku­gel ge­trof­fen wer­den kön­nen; so klein war sie.
    Die Kon­struk­teu­re die­ser her­vor­ra­gen­den Raum­schif­fe schie­nen fast aus­schließ­lich an ih­re Tech­nik und zu we­nig an die ar­men Men­schen ge­dacht zu ha­ben, die sich ih­ren flam­men­spei­en­den Un­ge­tü­men an­zu­ver­trau­en hat­ten.
    Das Loch im Bo­den ging mir auf die Ner­ven. Ich muß­te im­mer wie­der hin­schau­en, und da­bei wur­de mir lau­fend elen­der. Es war ein­fach ei­ne Zu­mu­tung!
    Ich ha­be im Le­ben noch kei­nen Men­schen ge­trof­fen, der nicht un­ter rein mensch­li­chen Be­dürf­nis­sen ge­lit­ten hät­te. Mir hät­te erst ein­mal je­mand zei­gen müs­sen, wie man mit eng ge­fes­sel­ten Fü­ßen in der Ka­bi­ne ei­nes leicht vi­brie­ren­den Raum­schif­fes ein kaum faust­großes Loch im Bo­den tref­fen soll. Da­zu brauch­te man ar­tis­ti­sche Ge­schick­lich­keit.
    Au­ßer­dem setz­te mir noch das heim­li­che Grin­sen mei­nes Kol­le­gen zu, der da­hin­ter sei­ne Angst ver­barg. In et­wa ei­ner Stun­de muß­te der Zau­ber los­ge­hen. Nur ein Glück, daß die Män­ner in der Kan­zel kei­ne Ah­nung hat­ten. Sie hät­ten jetzt schon da­mit be­gon­nen, nach dem Feh­ler zu su­chen und da­bei die Ra­ke­te de­mo­liert.
    Ein Mann oh­ne Angst ist kein nor­ma­ler Mann, son­dern ein Narr. Nur ein stu­pi­des Ge­hirn kann kei­ne Angst emp­fin­den, die ge­gen den Wil­len des In­di­vi­du­ums tief in sei­nem ur­ei­gens­ten Ich ge­bo­ren wird.
    In mir lehn­te sich al­les da­ge­gen auf, die­sen wahn­wit­zi­gen Ab­sturz ru­hig zu er­war­ten. Ich wuß­te zu ge­nau, daß der lä­cher­lichs­te, ge­ring­fü­gigs­te Re­chen­feh­ler zu ei­ner Ka­ta­stro­phe füh­ren muß­te. Wenn man we­nigs­tens noch die Bo­den­tas­ter in Ord­nung ge­las­sen hät­te.
    Die an­ge­mes­se­ne Ent­fer­nung, Bo­den – Schiffs­heck wä­re voll­au­to­ma­tisch und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Fall­ge­schwin­dig­keit be­rech­net und so­fort durch Ge­gen­schub auf­ge­ho­ben wor­den; we­nigs­tens so weit, daß die Lan­dung vor der er­for­der­li­chen Auf­setz­ge­schwin­dig­keit nie­mals hät­te statt­fin­den kön­nen.
    Die Bo­den­tas­ter wa­ren aber jetzt schon un­brauch­bar. Der Steu­er­ro­bot hat­te Zah­len im Re­gis­tra­tor, daß un­ser Na­vi­ga­tor Schrei­krämp­fe be­kom­men hät­te, wä­re er dar­über in­for­miert ge­we­sen.
    Wenn das ›Ge­dächt­nis‹ nicht mit ei­ner un­wahr­schein­li­chen Ge­nau­ig­keit ge­rech­net hat­te, dann muß­te es ein­fach knal­len.
    Ich muß­te im­mer dar­an den­ken und sag­te des­halb lei­se:
    »Las­sen Sie un­be­dingt die 3,5 atü Druck auf der Luft­un­ter­la­ge, oder Sie flie­gen mit­samt der Schaum­stoff­ma­trat­ze durch die Fe­der­auf­hän­gung.«
    »Okay, Sir«, flüs­ter­te er. »Mir wä­re – of­fen ge­stan­den – woh­ler, wenn die Ge­schich­te vor­über wä­re.«
    Dann sa­ßen wir uns stumm ge­gen­über auf den sta­bi­len Klapp­la­gern, de­ren di­cke Schaum­stoff­pols­ter den Kör­per­for­men an­ge­paßt wa­ren. Es war die ein­zi­ge Mög­lich­keit, die fürch­ter­li­chen Be­las­tun­gen zu er­tra­gen. Dar­auf muß­te man un­be­scha­det einen Auf­prall über­ste­hen kön­nen, der ei­nem in ste­hen­der oder ru­hen­der Hal­tung auf ei­nem ge­wöhn­li­chen Sitz sämt­li­che Kno­chen zer­schmet­tert hät­te.
    Un­se­re Ver­su­che in der Raum­fahrt­me­di­zi­ni­schen-Ab­tei­lung hat­ten er­ge­ben, daß die­se vor­züg­lich aus­ge­klü­gel­ten An­druck­la­ger einen Prall­druck von 78,32 Gra­vos so­weit ab­sor­bie­ren konn­ten, daß

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