Überfällig
drückten.
Es dauerte nur wenige Augenblicke, doch die mußten sein. Laut Plan sollte das Triebwerk zehn Meter über dem Boden zum endgültigen Brennschluß kommen und das Schiff die restliche Strecke frei fallen. Unter Berücksichtigung der geringen Mondschwere, der Gesamtmasse der Rakete und unserer noch nicht aufgezehrten Restfahrt mußten wir mit etwa einhundertzwanzig Kilometer pro Stunde mit dem Heck voran und in einem Winkel von 41,5 Grad aufschlagen. Das ausgesuchte Gelände war dort abfallend, was den Aufschlag durch die sofort beginnende Gleitbewegung erheblich dämpfen mußte.
Mußte! Sollte! Das berühmte Wenn!
Es wurde totenstill. Unter mir röhrte der auslaufende Strommeiler. Dann war es soweit.
Eine Titanenfaust riß mich nach unten. Komprimierte Luft wimmerte in meinem Drucklager, das ich mit dem vielmals gesteigerten Normal-Körpergewicht bis zur äußersten Belastungsgrenze durchdrückte.
Draußen war ein einziges Krachen und Bersten. Material zerfetzte unter kreischenden Mißtönen. Das kleine Schiff wurde mit brutaler Gewalt auf den Boden geschleudert.
Das Heck stauchte ein, riß unter der nachschiebenden Aufschlagswucht des gesamten Flugkörpers durch den stiebenden Grund, und dann schlug das schrägliegende Schiff mit der Breitseite auf.
Diesmal wollte es mich mit den Füßen nach vorn vom Lager reißen. Die Gurte waren doch nicht fest genug angezogen. Sie gaben etwas nach, und ich rutschte bis zum Halbkugelhelm an die Brusthalterung.
Teuflisch schlingernd, unter einem wahren Höllegetöse, so schlitterten wir weiterhin über den steinigen Boden des Mondes hin. Ich wurde herumgewirbelt und fast aus den Gurten gerissen. Das Konturlager hatte immer wieder harte Stöße zu absorbieren. Es ging nur durch den schrägen Aufprallwinkel einigermaßen gut. Wären wir mit einhundertzwanzig Sachen pro stunde genau senkrecht aufgeschlagen, hätten ins auch die Luftpolster nicht mehr viel geholfen.
Ein letztes Aufbäumen, ein letztes Dröhnen – dann herrschte plötzlich eine beinahe ehrfurchteinflößende Stille, die aber schon wenige Augenblicke später von knisternden und peitschenden Lauten unterbrochen wurde.
Das völlig zertrümmerte Triebwerk erwachte zu einem eigenen Leben, und wenn der Stromreaktor undicht geworden war, dann hagelte es jetzt schon harte Strahlungsimpulse.
Im Helm vernahm ich ein schweres Stöhnen, ich konnte nicht feststellen, wessen Laute von einem Mikrophon aufgenommen und vom unbeschädigt gebliebenen Kleinsender abgestrahlt wurden.
Meine breite Sichtscheibe war blutverschmiert. Anscheinend hatte ich mir die Nase heftig angeschlagen, obwohl mir das jetzt, so kurz nach dem Unheil; schon wieder völlig rätselhaft vorkam. Keine normale Halswirbelsäule konnte sich so weit verbiegen, daß die Nase die Helmscheibe berührte.
Unsere Kabine hatte die Form eines verbogenen Blasebalges, angenommen. Alles war demoliert. Wie es weiter unten und hinten aussehen mochte, konnte ich mir lebhaft verstellen.
Das Material hatte die Hauptwucht abgefangen. Wir konnten uns glücklich schätzen, daß wir unter uns ein stabiles Triebwerk mit allen möglichen Nebenaggregaten gehabt hatten.
TS-19 lag plötzlich dicht neben mir. Sein Konturlager war mitsamt der eingedrückten Wand in meine Richtung geschoben worden.
»Raus, nichts wie raus«, hörte ich seine heisere Stimme.
Kaum war er einigermaßen zu sich gekommen, da dachte er auch schon wieder an die Aufgabe. Es war leicht möglich, daß die Piloten seine Worte verstanden. Diesbezügliche Aussagen von ihrer Seite konnten bei einem
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