Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
auf 1,8 atü. Das Luft­pols­ter kann sich dann zwar durch­drücken, aber Sie ha­ben ja noch den di­cken Schaum­stoff. Bei den ge­rin­ge­ren Brems­be­schleu­ni­gun­gen lie­gen Sie bes­ser. Sie sol­len mal se­hen, wie sich da die Ho­nig­sü­ßen ’rein­pres­sen. Di­rekt ei­ne Won­ne, Sir.«
    »Die was?« frag­te TS-19 ver­blüfft.
    »Schul­ter­blät­ter, mei­ne ich«, lach­te der ver­weg­ne Mann in der zart­blau­en Kom­bi der Raum­gar­de. »Wir ha­ben für die mensch­li­chen Kör­per­tei­le be­son­de­re Be­zeich­nun­gen. Okay, brau­chen Sie noch et­was? Ich muß nach oben. Wenn der Ro­bot Dumm­hei­ten macht, sau­sen wir ent­we­der zum nächs­ten Fix­stern, oder Sie be­kom­men Ge­le­gen­heit, den al­ten Mond aus der Per­spek­ti­ve ei­nes Tief­see­tau­chers zu be­wun­dern. Ist bei­des un­an­ge­nehm.«
    Der Kol­le­ge schüt­tel­te nur noch stumm den Kopf, und un­ser Na­vi­ga­tor dreh­te sich auf dem Ab­satz sei­ner Kunst­stoff­schu­he um. Mir gönn­te er einen aus­ge­spro­chen viel­sa­gen­den Blick. Die Be­gleit­wor­te wa­ren noch in­halts­rei­cher.
    »Wenn dir die Grä­ten nach in­nen rut­schen, brül­le recht­zei­tig um Hil­fe.«
    Pfei­fend klet­ter­te er die schma­le Alu-Lei­ter nach oben und zwäng­te sei­ne brei­ten Schul­tern durch das Luk. Ich über­leg­te mir in­des­sen, was er wohl mit Grä­ten ge­meint hat­te und ent­deck­te es erst, als TS-19 fins­ter auf mei­ne Bart­stop­peln deu­te­te.
    Lei­se flu­chend starr­te ich nach oben, wo die bei­den Män­ner ne­ben­ein­an­der in der Bug­kan­zel sa­ßen. Im Cock­pit ei­nes nor­ma­len Bom­bers war mehr Platz, als in die­ser so­ge­nann­ten Raum­schiffs­zen­tra­le.
    Un­ser Auf­ent­halts­raum glich ei­ner en­gen Röh­re. Die De­cke war so nied­rig, daß man kaum auf­recht ste­hen konn­te. Nun, schnel­le Ku­ri­er­ra­ke­ten wa­ren we­der auf Fracht­be­för­de­rung noch auf Per­so­nen­ver­kehr ein­ge­stellt. Der Flug­kör­per be­stand prak­tisch nur aus dem Trieb­werk mit den er­for­der­li­chen Hilf­s­ag­gre­ga­ten. Da­für war er ein Wun­der­werk der Tech­nik. Der Fo­li­en­re­ak­tor zur di­rek­ten Stro­mer­zeu­gung war erst we­ni­gen Wis­sen­schaft­lern im Prin­zip be­kannt. Die Kern­brenn­kam­mer mit ih­rem kom­pli­zier­ten Ma­gnet­fla­schen­feld zur ge­fahr­lo­sen Einen­gung hoch­er­hitz­ter Ga­se wa­ren auch ei­ne ge­nia­le Er­fin­dung.
    Di­rekt un­ter mei­nen Fü­ßen be­gann der re­la­tiv klei­ne Treib­stoffraum, in dem die Spe­zi­al­fla­schen mit dem hoch­kom­pri­mier­ten Spalt­stoff-Plas­ma­gas bei ei­ner er­for­der­li­chen Min­dest­tem­pe­ra­tur von mi­nus 118 Grad Cel­si­us ge­la­gert wur­den.
    Un­ter der Iso­la­ti­on spuck­te der Klein­re­ak­tor die ther­mi­sche Ener­gie in der Form von Ar­beitss­trom aus, der wie­der­um zur Ver­sor­gung der star­ken Ma­gnet­fel­der in der Re­ak­tor-Brenn­kam­mer und der Par­ti­kel-Strahl­dü­se be­nö­tigt wur­de. Da­zu ka­men noch die Zün­dungs-Vor­wär­mer der Brenn­kam­mer und die schnel­lau­fen­den Mi­kro-Prä­zi­si­ons­pum­pen zur Ein­sprit­zung des vor­ent­spann­ten Plas­mas.
    Di­rekt un­ter mei­nem Sitz tob­ten al­so ver­schie­den­ar­ti­ge Ge­wal­ten, die je­doch al­le ge­eig­net ge­we­sen wä­ren, das Raum­schiff in sei­ne Be­stand­tei­le zu zer­le­gen. Flie­gen Sie nie­mals mit ei­nem schnel­len Ku­ri­er­schiff zum Mond!
    Vom oft be­sun­ge­nen Welt­raum mit sei­ner in al­len Far­ben fun­keln­den Ster­nen­pracht sah ich nichts. Lu­ken tra­ten aus Si­cher­heits­grün­den nicht vor­han­den. Die Bild­schir­me der Au­ßen­bord­auf­nah­me hin­gen in reich­lich knapp be­mes­se­nen Di­men­sio­nen im Kom­man­doraum.
    Ich hör­te nur das dump­fe Ar­beits­ge­räusch des Strom­re­ak­tors und das Heu­len der Tur­bo­pum­pen. Dicht über mir zisch­te es aus den Be­lüf­tern der Kli­ma­an­la­ge. Wei­ter links schi­en ein Leicht­stahl­rohr be­müht zu sein, bei dei ers­ten pas­sen­den Ge­le­gen­heit die Sta­bi­li­tät mei­nes Kopf­es zu tes­ten.
    Um das Maß voll­zu­ma­chen, wa­ren mir noch vor­schrifts­mä­ßig die Fü­ße ge­fes­selt, so daß ich nur klei­ne Schrit­te ma­chen

Weitere Kostenlose Bücher