Überfällig
späteren Verhör durch die Behörden von Luna-Port nur vorteilhaft sein.
So begann er zu schauspielern:
»Dr. Tabun, ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich bei einem Fluchtversuch sofort von meiner Waffe Gebrauch mache. Bleiben Sie still liegen, bis Hilfe kommt. Luna-Port wird unseren ungefähren Absturzort schnell ermitteln. Wir sind geortet worden. Bleiben Sie ruhig liegen.«
Bei den Worten löste ich schon meine Gurte. Auch seine Halterungen schnappten auf. Dann war das Problem zu lösen, in dieser qualvollen Enge in Aktion zu treten.
Seine Waffe glitt in meine Rechte. Sie war feuerbereit.
Erst jetzt entdeckte ich den breiten Riß dicht neben meinem Konturlager. Schon während des ersten Aufpralls mußte er entstanden und die Luft schußartig ins Vakuum des Mondes hinausgeschickt haben. Wenn wir zu diesem Zeitpunkt keine Raumanzüge getragen hätten!
Die Knistergeräusche des Materials waren ebenfalls nicht wahrzunehmen gewesen, da die leitende Luft fehlte. Nur unter meinen schweren Sohlen fühlte ich das schwache, jedoch heftiger werdende Zittern des Wracks, das sein eigenes Leben zu entwickeln schien.
Das Innenschott der Luftschleuse war eingedrückt worden. Man konnte sich zur Not durch den entstandenen Spalt pressen, doch dahinter kam das Außenluk. Der Ausstieg konnte nicht schwierig sein, da die Rakete in der Waagerechten lag. Wenn sie jedoch ausgerechnet auf die Öffnung gerutscht war, dann …
Ich wagte nicht weiterzudenken, zumal TS-19 schon eine fieberhafte Aktivität entwickelte. Unter unserem gemeinsamen Zug gab das Innenschott nach.
Über uns wurde es lebendig. In meinem Helmlautsprecher klang wieder das Stöhnen auf, dem eine fluchende Stimme folgte. Die Laute wurden immer wieder unterbrochen. Die Wortfetzen waren kaum verständlich. Anscheinend war der Navigator bemüht, seinem Piloten auf die Beine zu helfen.
Die Notbeleuchtung brannte noch. Mein Blick zum geöffneten Schiebeluk in der ehemaligen Decke, die jetzt Seitenwand war, überzeugte mich davon, daß die beiden Männer recht gut davongekommen waren. Soeben tauchte mein spezieller Freund auf. Mit den Füßen voran, kroch er in die zerbeulte Kabine. Hinter ihm folgte eine schlanke Gestalt, deren blutüberströmtes Gesicht hinter dem durchsichtigen Helm gut erkennbar war.
»Leutnant, wo sind Sie?« klang es in meinem Gerät auf. »Helfen Sie mir bitte. Rachet hat sich stark den Kopf angeschlagen.«
Ich stand längst mit entsicherter Waffe in der äußersten Ecke. Der Kollege hatte sich mit erhobenen Armen vor die Luftschleuse gestellt, so daß mir die Schußrichtung nicht versperrt wurde.
In mir schien jeder Nerv zu zucken. Hoffentlich nachten die Männer von der Raumgarde keinen Unsinn! Hoffentlich flößte ihnen die gefährliche GWA-Waffe mit dem vierundzwanzigschüssigen Doppelmagazin Respekt ein. Ich konnte nur drohen, nicht mehr.
Meine Erregung drückte sich in der Vibration meiner Stimme aus, als ich auf seine Aufforderung hin entgegnete:
»Der GWA-Leutnant kann Ihnen nicht helfen, Navigator! Ich werde Ihren Raumanzug in ein Sieb verwandeln, wenn Sie nur eine unbedachte Bewegung machen. Bleiben Sie ruhig liegen, ich spaße nicht. Hier geht es um meine Haut! Alles andere ist mir gleichgültig. Ganz langsam umdrehen.«
Im flackernden Notlicht sah ich ein wutverzerrtes Gesicht. Der Captain lag nun in der Kabine. Dei Pilot steckte noch bis zur Hüfte in dem engen Mannloch. Er schien mit seinen blutverkrusteten Augen nichts sehen zu können, das entnahm ich seiner Frage.
»Was ist, Donald? Hat der Kerl etwa die Waffe des Begleitoffiziers erwischt? Rede doch, Mensch!«
Der Navigator
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