Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Kom­man­dant we­nigs­tens auf in­di­vi­du­el­le Steue­rung hät­te um­schal­ten kön­nen.
    Ich sah, wie er flu­chend an den Schal­tern zerr­te und im­mer wie­der auf den rot­mar­kier­ten He­bel schlug, der grund­sätz­lich sämt­li­che Au­to­mat­strom­krei­se un­ter­bre­chen muß­te. Dies­mal tat er es nicht. Wir ras­ten im im­mer stei­ler wer­den­den Stur­zwin­kel auf die Ober­flä­che des Mon­des zu.
    TS-19 hat­te mei­ne Fuß­fes­sel so­fort ge­löst, da­mit ich in den Raum­an­zug schlüp­fen konn­te. Es wä­re im ech­ten Not­fall sei­ne Pflicht ge­we­sen, so daß es bei ei­ner spä­te­ren Un­ter­su­chung nicht auf­fal­len konn­te.
    Wir wuß­ten aus den Be­leh­run­gen, daß wir knapp drei­ein­halb Mi­nu­ten Zeit hat­ten, um die Schutz­klei­dung über die Kör­per zu strei­fen. Zu mei­ner großen Er­leich­te­rung konn­te ich se­hen, daß die Män­ner in der Kan­zel mit we­ni­gen ge­üb­ten Be­we­gun­gen ein Glei­ches ta­ten und be­reits die Klapp­hel­me schlos­sen.
    Mil­ler wur­de nach mir fer­tig. Ich lag schon fest­ge­schnallt auf dem Kon­tur­la­ger, als ich sei­ne Ma­gnet­ver­schlüs­se ein­ras­ten hör­te.
    Für ge­naue Kon­trol­len der Sau­er­stoff- und Kli­ma­an­la­gen war kei­ne Zeit mehr. Das Schie­be­luk stand noch of­fen, und so konn­te ich einen klei­nen Aus­schnitt je­ner Land­schaft se­hen, auf die wir nun zu­ras­ten.
    Die Ru­fe der Pi­lo­ten wur­den plötz­lich von eher an­de­ren Stim­me über­la­gert. Je­mand schrie durch­drin­gend:
    »SS-235 – Schiff SS-235 – hier Fern­lenk­sta­ti­on Lu­na-Port. Wir ha­ben Sie im Tas­ter­strahl. Sie stür­zen. Sie wei­chen vom Lan­de­kurs ab. Schal­ten Sie so­fort auf Fern­steue­rung um. So­fort um­schal­ten! Kom­man­dant, Be­fehl von Lu­na-Port, so­fort auf bo­den­ge­bun­de­ne Fern­steue­rung um­schal­ten. Was ist bei Ih­nen los? Mel­den, bit­te mel­den, so­fort mel­den. Sie stür­zen.«
    Die Stim­me dröhn­te ex­plo­si­ons­ar­tig in mei­nem Helm. Die Funk­emp­fän­ger der Raum­an­zü­ge la­gen auf der glei­chen Sprech­fre­quenz wie die des Schif­fes. Wir hat­ten Li­na-Fort al­so längst über­flo­gen, und auch das ge­kör­te zum Pro­gramm.
    Un­ser Chef­pi­lot ge­wann sei­ne Ru­he zu­rück. Der Mann hat­te Ner­ven.
    »Cap­tain Ra­chet an Lu­na-Port. Mel­de Aus­fall Ro­bot­steue­rung und Aus­fall Fern­steu­er­an­la­ge. Es ist trotz al­ler Be­mü­hun­gen un­mög­lich, auf In­di­vi­du­al­be­trieb um­zu­schal­ten. Ge­sam­te An­la­ge blo­ckiert. Grund un­ver­ständ­lich und rät­sel­haft. Ver­mu­te Sa­bo­ta­ge­akt, da al­le Ge­scheh­nis­se zu au­gen­fäl­lig zu­sam­men­tref­fen. En­de der Mel­dung. Wir kön­nen nur noch hof­fen. An ei­ne Be­sei­ti­gung der Schä­den ist nach der Sach­la­ge nicht zu den­ken. Es dürf­te gleich ei­ne sau­be­re Him­mel­fahrt gel­ben.«
    Dann schal­te­te er ein­fach ab. Ich konn­te nur noch stau­nen. Im Helm zisch­te der Sau­er­stoff. Es war ein be­ru­hi­gen­des Ge­fühl zu wis­sen, daß ei­ne Be­schä­di­gung der Au­ßen­zel­le nicht mehr den un­mit­tel­ba­ren Tod zur Fol­ge ha­ben körn­te.
    Mei­ne Bli­cke hin­gen förm­lich auf der Spe­zi­al­uhr. Nach drei Zehn­tel­se­kun­den muß­te das Trieb­werk mit volls­ter Wucht ein­set­zen, sonst sa­hen wir uns den Tra­ban­ten in der Tat von in­nen an.
    TS-19 rief mir et­was zu, was ich nicht ver­ste­hen konn­te. Oben brüll­te näm­lich der Na­vi­ga­tor schreck­li­che Flü­che und Ver­wün­schun­gen. Er rea­gier­te sei­ne ›letz­ten Mi­nu­ten‹ so ab, wie es sei­ner Art ent­sprach.
    Die drei Zehn­tel­se­kun­den wa­ren um. Ich fühl­te schon mei­nen Angst­schweiß aus­bre­chen, als es ge­sch­ah.
    Mit ei­nem fürch­ter­li­chen To­sen wur­de der bis­her flat­tern­de Ar­beit­ston der Plas­ma-Brenn­kam­mer sta­bil. Nein – er wur­de mehr als sta­bil!
    Was uns da zu­ge­mu­tet wur­de, hat­te man in den In­sti­tu­ten nur ver­suchs­hal­ber und für we­ni­ge Se­kun­den er­probt. Wir brems­ten mit we­nigs­tens acht­zehn Gra­vos, was uns mit ei­ner sol­chen Wucht auf die La­ger preß­te, daß die sta­bi­len Fe­der­auf­hän­gun­gen krei­schend auf den Bo­den

Weitere Kostenlose Bücher