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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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konn­te je­doch nur wil­de Flü­che aus­sto­ßen. TS-19 warf so­fort ein:
    »Nicht auf­re­gen, mei­ne Her­ren. Es tut mir leid, aber ich bin für ei­ni­ge Au­gen­bli­cke be­sin­nungs­los ge­wor­den. Er blieb wach und hat bei die­ser Ge­le­gen­heit mei­ne Dienst­waf­fe an sich ge­bracht. Sei­en Sie ver­nünf­tig! Ris­kie­ren Sie nicht Ihr Le­ben. Hier kommt er so­wie­so nicht weit. Wenn Sie sich sei­nem Wil­len fü­gen, wird er von ei­nem Mord ab­se­hen. Er wird nur dann schie­ßen, wenn ihm kei­ne an­de­re Wahl bleibt. Dr. Ta­bun, sei­en Sie kein Narr! Sie ha­ben für zehn Stun­den Sau­er­stoff in den Fla­schen. Wenn der Vor­rat auf­ge­braucht ist, wer­den Sie sich oh­ne­hin stel­len müs­sen. Ge­ben Sie die Waf­fe her. Ihr Han­deln ist doch sinn­los. Wo wol­len Sie hin? Drau­ßen ist die Höl­le, und die hö­her­stei­gen­de Son­ne wird Sie rös­ten. Die Waf­fe her!«
    Er trat lang­sam vor und streck­te die Hand aus.
    Ich spiel­te den ent­schlos­se­nen Mann, der oben­drein noch mit dem Zei­ge­fin­ger am Ab­zug han­tiert.
    »Zu­rück«, brüll­te ich so laut, daß es in den Helm­laut­spre­chern dröh­nen muß­te.
    »Kei­nen Schritt wei­ter, Leut­nant! Sie müs­sen es schon mir über­las­sen, was ich drau­ßen an­fan­ge. Viel­leicht wer­de ich er­war­tet, wie? Ist Ih­nen schon ein­mal der Ge­dan­ke ge­kom­men, daß der Aus­fall sämt­li­cher Ro­bot­ge­rä­te ein Werk mei­ner Ver­bin­dungs­leu­te sein könn­te? Ich wer­de Sie rück­sichts­los er­schie­ßen, wenn Sie mir jetzt noch im We­ge ste­hen. Das gilt auch für die Pi­lo­ten.«
    »Sie sind ja ver­rückt!« sag­te TS-19 kalt. »An das Son­der­schiff ist nie­mand her­an­ge­kom­men. Wer soll­te Sie hier er­war­ten? Wir sind et­wa fünf­hun­dert Mei­len von Lu­na-Port ent­fernt.«
    Ich droh­te noch­mals. Da gab er nach. Der Pi­lot tas­te­te sich vor­sich­tig in die Ka­bi­ne und blieb mit er­ho­be­nen Ar­men vor dem Loch sit­zen.
    »Das Au­ßen­schott öff­nen, aber schnell. Ich möch­te die Son­ne se­hen.«
    Die schwe­re Dienst­waf­fe re­de­te ei­ne deut­li­che Spra­che. Wäh­rend der Kol­le­ge wort­los zu ar­bei­ten be­gann, warf mir der Na­vi­ga­tor die tolls­ten Ver­wün­schun­gen an den Kopf.
    Er wur­de erst ver­nünf­tig, als ein Ge­schoß laut­los, je­doch un­ter grel­ler Blit­z­ent­wick­lung, an der Stahl­wand ex­plo­dier­te. Die De­to­na­ti­on hat­te ein klei­nes Loch in die Zel­le ge­ris­sen.
    Ich sah ihn mit an­ge­hal­te­nem Atem an. War er et­wa von ei­nem Split­ter ver­letzt wor­den? Nein, glück­li­cher­wei­se nicht. Er stand nur in ver­krümm­ter Hal­tung ne­ben der Luft­schleu­se.
    »Tu ihm den Wil­len«, klang die ru­hi­ge Stim­me des Chef­pi­lo­ten aus dem Ge­rät. Es schi­en ein aus­ge­spro­chen ver­nünf­ti­ger Mann zu sein. Das hat­te er schon vor der Bruch­lan­dung be­wie­sen.
    »Der Kerl hat den Aber­glau­ben, es wür­de je­mand auf ihn war­ten. Das treibt ihn un­ter Um­stän­den so­gar zum Mord. Mach schon das Luk auf. Weit kommt er nicht, und dann rech­nen wir ab. Ist das klar, Dr. Ta­bun? Fal­len Sie uns ja nicht in die Fin­ger.«
    Töd­li­cher Haß schwang in den be­herrscht aus­ge­spro­che­nen Wor­ten mit. Nun wuß­te ich, was ich von der Män­nern der Raum­gar­de zu er­war­ten hat­te.
    Rauh la­chend be­gann der Na­vi­ga­tor zu zer­ren. Die Au­ßen­tür gab nach. Blen­den­de Hel­lig­keit ström­te in den Raun.
    »Hin­aus mit Ih­nen! Al­le! Der Pi­lot zu­erst.«
    Da er nichts se­hen konn­te, zwäng­ten sie ihn durch den Spalt. Dann ging der zwei­te Mann der Be­sat­zung und un­schlie­ßend TS-19. Er paß­te auf, daß sie um we­nigs­tens drei­ßig Me­ter nach vorn gin­gen, da­mit ich sie bei mei­nen Aus­stieg gut se­hen konn­te.
    Ich quäl­te mich be­hut­sam durch die Tür. Knapp einen Me­ter un­ter mir lag die ver­krus­te­te Ober­flä­che des to­ten Tra­ban­ten, der auf die­ser Ku­gel­hälf­te ge­ra­de sei­nen Son­nen­auf­gang er­leb­te. Die Le­bens­spen­de­rin stand noch dicht übe dem Ho­ri­zont. Als glü­hen­der Ball hing sie im tie­fen Schwarz des Raum­es. Die fer­nen Ster­ne schie­nen zur Be­grü­ßung be­son­ders hell zu fun­keln.
    Wir la­gen am Fu­ße ei­nes stei­len

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