Überfällig
Abhanges, dessen abgelagerte Staubmassen eine mächtige Furche aufwiesen. Von da oben waren wir gekommen. Es war deutlich zu erkennen, wo die Rakete quer aufgeschlagen war. Überall lagen abgerissene Materialteile herum.
Ich sprang mühelos nach unten. Die sechsfach geringere Schwerkraft des Mondes ließ die Bewegung leicht erscheinen, obwohl das Gewicht der Ausrüstung auf der Erde etwa einhundertzwanzig Kilogramm betragen hätte. Jetzt hatte ich die große Strombank, die gefüllten Wasserkanister und die mächtigen Sauerstoffflaschen, die wir im Sahara-Camp gegen weitaus kleinere Exemplare ausgetauscht hatten.
Trotzdem war hier alles viel leichter. Während die Piloten mühevoll über das Geröll stampften, bewegte sich TS-19 mit verblüffender Leichtigkeit. Nun, auch er hatte das Camp Höllentor absolviert.
»Bleiben Sie stehen«, befahl ich über die Sprechfunkanlage. In meinem Helm schob sich automatisch die Goldscheibe gegen die Blendung über das vordere Sichtglas. Der Anzug schien also in Ordnung zu sein. Die Klimaanlage arbeitete auch einwandfrei.
Der Abhang lag im grellsten Sonnenschein. Dicht daneben, wo die endlos erscheinenden Felsmassen aus groben Basaltklötzen begannen, gab es tiefe und nachtdunkle Abgründe. Wo die Sonne nicht direkt hinstrahlte, herrschte absolute Finsternis.
So stand ich nun mit drohend erhobener Waffe, und langsam begann mir der Angstschweiß auszubrechen.
Das ›Gedächtnis‹ hatte uns fünfundvierzig Minuten Zeit zur Verfügung gestellt, beginnend mit dem Moment des Absturzes. Während dieser Spanne mußte alles erledigt werden, was zu dem sorgfältig kalkulierten Einsatzplan gehörte.
Es stand fest, daß spätestens fünfundvierzig Minuten nach dem Aufschlag im fernen Luna-Port die annähernden Daten errechnet waren. Dann mußten die Erkundungsmaschinen starten, so daß es eine Stunde nach der Bruchlandung gefährlich wurde. Wir hatten vorher zu verschwinden, da wir ein Duell über der trostlosen Einöde des Mondes keinesfalls riskieren konnten.
Wo blieb Leutnant MA-23, wo blieb Hannibal-Othello-Xerxes Utan, der seltsamste Einsatzagent der GWA? War alles klargegangen? Hatte er vielleicht mit dem supermodernen Plasma-Raumjäger Bruch gemacht? Er konnte ohne weiteres in einer unbekannten Schlucht des hier beginnenden Shonian-Gebirges liegen.
Das war genau der Moment, in dem der Pilot zu lachen begann. Die Laute peinigten meine Sinne.
»Na, Dr. Tabun, wo bleibt denn Ihre Hilfe? Sie fühlen sich ziemlich verloren, was? Machen Sie kehrt, Mann, und geben Sie dem GWA-Offizier die Waffe zurück.«
Ich konnte mich kaum noch beherrschen. TS-19 wechselte unruhig von einem Fuß auf den anderen. Der Mann hatte völlig recht.
Der Kleine traf im richtigen Augenblick ein. Ich hätte jubeln können, als ich seine ewig heiser klingende Stimme im Lautsprecher hörte. Er lag auf der gleichen Frequenz.
Plötzlich tauchte er aus der Finsternis eines überhängenden Felsblocks auf. In seinen Händen funkelte eine abenteuerlich aussehende Waffe. Das war nichts anderes als einer der grauenhaften Energiestrahler, die wir beim letzter Einsatz in der marsianischen Siedlung gefunden hatten, Wir wußten zwar nur, wie das Ding abzufeuern war; aber das genügte ja.
»Du solltest dich nicht zu überlegen fühlen, Raketenkutscher«, krächzte der Kleine, dessen Zwergenfigur in dem weiten Raumanzug fast versank. »Der da, mit der Symbolen der GWA, umdrehen und mitkommen. Wird’s bald?«
Hannibal zeigte ein Grinsen von abstoßender Brutalität. Das brachte er wunderbar fertig. Sein von Runzeln und Falten durchzogenes
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