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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Ab­han­ges, des­sen ab­ge­la­ger­te Staub­mas­sen ei­ne mäch­ti­ge Fur­che auf­wie­sen. Von da oben wa­ren wir ge­kom­men. Es war deut­lich zu er­ken­nen, wo die Ra­ke­te quer auf­ge­schla­gen war. Über­all la­gen ab­ge­ris­se­ne Ma­te­ri­al­tei­le her­um.
    Ich sprang mü­he­los nach un­ten. Die sechs­fach ge­rin­ge­re Schwer­kraft des Mon­des ließ die Be­we­gung leicht er­schei­nen, ob­wohl das Ge­wicht der Aus­rüs­tung auf der Er­de et­wa ein­hun­dertzwan­zig Ki­lo­gramm be­tra­gen hät­te. Jetzt hat­te ich die große Strom­bank, die ge­füll­ten Was­ser­ka­nis­ter und die mäch­ti­gen Sau­er­stoff­fla­schen, die wir im Sa­ha­ra-Camp ge­gen weitaus klei­ne­re Ex­em­pla­re aus­ge­tauscht hat­ten.
    Trotz­dem war hier al­les viel leich­ter. Wäh­rend die Pi­lo­ten mü­he­voll über das Ge­röll stampf­ten, be­weg­te sich TS-19 mit ver­blüf­fen­der Leich­tig­keit. Nun, auch er hat­te das Camp Höl­len­tor ab­sol­viert.
    »Blei­ben Sie ste­hen«, be­fahl ich über die Sprech­funk­an­la­ge. In mei­nem Helm schob sich au­to­ma­tisch die Gold­schei­be ge­gen die Blen­dung über das vor­de­re Sicht­glas. Der An­zug schi­en al­so in Ord­nung zu sein. Die Kli­ma­an­la­ge ar­bei­te­te auch ein­wand­frei.
    Der Ab­hang lag im grells­ten Son­nen­schein. Dicht da­ne­ben, wo die end­los er­schei­nen­den Fels­mas­sen aus gro­ben Ba­salt­klöt­zen be­gan­nen, gab es tie­fe und nacht­dunkle Ab­grün­de. Wo die Son­ne nicht di­rekt hin­strahl­te, herrsch­te ab­so­lu­te Fins­ter­nis.
    So stand ich nun mit dro­hend er­ho­be­ner Waf­fe, und lang­sam be­gann mir der Angst­schweiß aus­zu­bre­chen.
    Das ›Ge­dächt­nis‹ hat­te uns fünf­und­vier­zig Mi­nu­ten Zeit zur Ver­fü­gung ge­stellt, be­gin­nend mit dem Mo­ment des Ab­stur­zes. Wäh­rend die­ser Span­ne muß­te al­les er­le­digt wer­den, was zu dem sorg­fäl­tig kal­ku­lier­ten Ein­satz­plan ge­hör­te.
    Es stand fest, daß spä­tes­tens fünf­und­vier­zig Mi­nu­ten nach dem Auf­schlag im fer­nen Lu­na-Port die an­nä­hern­den Da­ten er­rech­net wa­ren. Dann muß­ten die Er­kun­dungs­ma­schi­nen star­ten, so daß es ei­ne Stun­de nach der Bruch­lan­dung ge­fähr­lich wur­de. Wir hat­ten vor­her zu ver­schwin­den, da wir ein Du­ell über der trost­lo­sen Ein­öde des Mon­des kei­nes­falls ris­kie­ren konn­ten.
    Wo blieb Leut­nant MA-23, wo blieb Han­ni­bal-Othel­lo-Xer­xes Utan, der selt­sams­te Ein­satz­agent der GWA? War al­les klar­ge­gan­gen? Hat­te er viel­leicht mit dem su­per­mo­der­nen Plas­ma-Raum­jä­ger Bruch ge­macht? Er konn­te oh­ne wei­te­res in ei­ner un­be­kann­ten Schlucht des hier be­gin­nen­den Sho­ni­an-Ge­bir­ges lie­gen.
    Das war ge­nau der Mo­ment, in dem der Pi­lot zu la­chen be­gann. Die Lau­te pei­nig­ten mei­ne Sin­ne.
    »Na, Dr. Ta­bun, wo bleibt denn Ih­re Hil­fe? Sie füh­len sich ziem­lich ver­lo­ren, was? Ma­chen Sie kehrt, Mann, und ge­ben Sie dem GWA-Of­fi­zier die Waf­fe zu­rück.«
    Ich konn­te mich kaum noch be­herr­schen. TS-19 wech­sel­te un­ru­hig von ei­nem Fuß auf den an­de­ren. Der Mann hat­te völ­lig recht.
    Der Klei­ne traf im rich­ti­gen Au­gen­blick ein. Ich hät­te ju­beln kön­nen, als ich sei­ne ewig hei­ser klin­gen­de Stim­me im Laut­spre­cher hör­te. Er lag auf der glei­chen Fre­quenz.
    Plötz­lich tauch­te er aus der Fins­ter­nis ei­nes über­hän­gen­den Fels­blocks auf. In sei­nen Hän­den fun­kel­te ei­ne aben­teu­er­lich aus­se­hen­de Waf­fe. Das war nichts an­de­res als ei­ner der grau­en­haf­ten Ener­gie­strah­ler, die wir beim letz­ter Ein­satz in der mar­sia­ni­schen Sied­lung ge­fun­den hat­ten, Wir wuß­ten zwar nur, wie das Ding ab­zu­feu­ern war; aber das ge­nüg­te ja.
    »Du soll­test dich nicht zu über­le­gen füh­len, Ra­ke­ten­kut­scher«, krächz­te der Klei­ne, des­sen Zwer­gen­fi­gur in dem wei­ten Raum­an­zug fast ver­sank. »Der da, mit der Sym­bo­len der GWA, um­dre­hen und mit­kom­men. Wird’s bald?«
    Han­ni­bal zeig­te ein Grin­sen von ab­sto­ßen­der Bru­ta­li­tät. Das brach­te er wun­der­bar fer­tig. Sein von Run­zeln und Fal­ten durch­zo­ge­nes

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