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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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hat­te.
    »Re­de nicht, Klei­ner. Wir ha­ben noch knapp zehn Mi­nu­ten, dann müs­sen wir ver­schwun­den sein. Wo ist die vor­be­rei­te­te Lei­che?«
    Er leuch­te­te mit dem star­ken Schein­wer­fer nach rechts. In dem schar­fum­ris­se­nen Licht­ke­gel tauch­te ei­ne reg­lo­se Ge­stalt auf. Ich hör­te Mil­ler krampf­haft hus­ten, denn die­ser to­te Mann trug haar­ge­nau die glei­che Raum­kom­bi und auch die­sel­be Dienst­mas­ke. Auf der Brust war der Raum­an­zug zer­fetzt. Es war kein schö­ner An­blick. Nie­mand konn­te auf den Ge­dan­ken kom­men, daß es sich da­bei nicht um den GWA-Of­fi­zier han­del­te, den Han­ni­bal vor ei­nem Au­gen­blick ›er­schos­sen‹ hat­te.
    »Der Kör­per wird so­fort vom GWA-Haupt­quar­tier in Lu­na-Port be­schlag­nahmt«, flüs­ter­te der Klei­ne. »Man könn­te sonst her­aus­fin­den, daß er schon ei­ni­ge Ta­ge tot ist. Der Be­richt wird von un­se­ren Ärz­ten ge­ge­ben.«
    Die schwe­ren Schein­wer­fer war­fen im luft­lee­ren Raum einen ganz ei­gen­ar­ti­gen Licht­ke­gel. Man sah kaum ei­ne Strah­lungs­bahn, doch da­für leuch­te­te der ge­trof­fe­ne Fleck hell auf.
    Um uns war die Höl­le des Mon­des. Das Sho­ni­an-Ge­bir­ge zog sich über fünf­hun­dert Ki­lo­me­ter nach Nor­den, wo es bei der Groß­sta­ti­on Lu­na-Port aus­lief. Da­zwi­schen la­gen Gip­fel mit weit über sechs­tau­send Me­ter.
    Wir be­fan­den uns in den süd­li­chen Aus­läu­fern, aber die wa­ren schon wild ge­nug.
    Es wa­ren zu­meist Ba­salt- und Gra­nit­wän­de, die sich vor uns auf­türm­ten. Wenn uns die Pi­lo­ten ge­folgt wä­ren, hät­ten sie uns jetzt schon nicht mehr fin­den kön­nen.
    Das Ge­stein war sehr scharf­kan­tig, da hier nie­mals ein na­tür­li­cher Ab­schliff durch Wit­te­rungs­ein­flüs­se statt­ge­fun­den hat­te. Auf ei­nem Him­mels­kör­per oh­ne Luft­hül­le gibt es kei­ne Un­wet­ter und Re­gen­güs­se. Man muß­te ver­teu­felt auf­pas­sen, wenn man den emp­find­li­chen An­zug nicht auf spie­ßen woll­te.
    »Schnel­ler«, keuch­te TS-19. »Die Jä­ger müs­sen in fünf­zehn Mi­nu­ten star­ten. Sie sind in we­ni­gen Au­gen­bli­cken hier.«
    »Un­se­re Ma­schi­ne hat den neu­en Ab­sor­ber-Über­zug ge­gen Or­tungs­tas­ter«, er­klär­te der Klei­ne ge­las­sen. »Trotz­dem ist es na­tür­lich bes­ser, wenn wir ver­schwun­den sind. Vor­sicht, die Schei­be liegt di­rekt hin­ter der Ecke.«
    Ich kam gut her­um und sah in­mit­ten ei­ner fel­si­gen Schlucht die fla­che, dis­kus­för­mi­ge Schei­be. Die­se Form hat­ten wir von den selt­sa­men Le­be­we­sen über­nom­men, die wir als be­herr­schen­de In­tel­li­gen­zen der Ve­nus ver­mu­te­ten.
    Es war ei­gent­lich ein nur zwei­sit­zi­ger Raum Jä­ger, der für un­se­re Zwe­cke ei­ne er­wei­ter­te Ka­bi­ne er­hal­ten hat­te. Wir has­te­ten über die sanft an­stei­gen­de Flä­che und zwäng­ten uns nach­ein­an­der durch die Luft­schleu­se, die ge­ra­de ei­nem Mann Platz bot.
    »Schnel­ler, schnel­ler«, dräng­te ich, un­ru­hig wer­dend. Die Zei­ger der Spe­zi­al­uhr lie­fen un­er­bitt­lich wei­ter.
    Han­ni­bal kam als letz­ter. Das In­nen­luk glitt zu. Wir war­fen uns in die eng ne­ben­ein­an­der ste­hen­den Kunst­stoff­sit­ze. Er schnall­te sich im Ses­sel vor uns fest. Ich be­ob­ach­te­te die ra­schen, prä­zi­sen Schal­tun­gen.
    Der Strom­mei­ler lief noch. Er hat­te ihn nicht ab­ge­schal­tet. Die Ver­schmel­zungs­zün­der der Plas­ma-Kam­mer zeig­ten den Wert von Plus 5250 Grad Cel­si­us an. Die Tur­bo­pum­pen stan­den auf Rot.
    Mit ei­ni­gen Schal­tun­gen bau­te er un­ter dem Auf­heu­len des Strom­re­ak­tors die ma­gne­ti­schen Schirm­fel­der auf. Die Au­to­ma­tik klick­te auf Senk­recht­start.
    Die Um­lenk­dü­se schwenk­te nach un­ten. Die vier Rand­sta­bi­li­sa­to­ren lie­fen an. Da­bei han­del­te es sich um kern­che­mi­sche Strahl­aus­läs­se, de­ren hoch­be­schleu­nig­te Was­ser­stoff­ga­se im Strom­re­ak­tor zu­sätz­lich er­hitzt wur­den. Sie durf­ten we­gen des be­schränk­ten Vor­ra­tes an Strahl­mas­sen nur kurz­fris­tig be­tä­tigt wer­den. Das Haupt­ge­wicht lag auf dem to­ben­den Plas­ma­strahl der

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