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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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noch sa­gen woll­te.«
    Er schüt­tel­te mei­ne Hand ab und be­merk­te nicht mei­ne lä­cheln­den Lip­pen. Han­ni­bal hat­te den Na­gel auf sei­ne Art tief ins Holz ge­trie­ben.
    Sei­ne klei­ne Ge­stalt ver­schwand nach vorn, wo ei­ne mäch­ti­ge Fels­wand auf­rag­te. Ich folg­te ihm vor­sich­tig im Licht des ab­ge­grenz­ten Schein­wer­fer­strah­les. Als er schon dicht vor dem ris­si­gen Fels stand, kam es lei­se aus mei­nem Laut­spre­cher:
    »Dich hat man zum Chef des Raum­korps, Sek­ti­on Mond, ge­macht, nicht wahr? Okay, ich bin ein klei­ner Leut­nant im kos­mi­schen Au­ßen­dienst. Du kannst mich we­gen mei­ner un­pas­sen­den Äu­ße­run­gen so­fort be­lan­gen. Agen­ten mit mei­nen An­sich­ten darf es ein­fach nicht ge­ben.«
    Ich blieb ste­hen, da ich nicht wei­ter­konn­te.
    »Von jetzt an wird es sie ge­ben«, er­klär­te ich be­tont nüch­tern. »Zur Zeit ist der Al­te in Pe­king und ver­han­delt mit dem dor­ti­gen Ge­heim­dienst­chef. Du soll­test dich nicht wun­dern, wenn nach ei­nem Hil­fe­ruf von uns asia­ti­sche Raum­schil­fe von der Gar­de­di­vi­si­on der Him­mel­stür­mer an­ge­rast kom­men. Zehn. Mi­nu­ten vor mei­nem Start er­hielt ich die Nach­richt, daß zehn rus­si­sche Raum­kreu­zer mit Eli­te­trup­pen an Bord in den Raum ge­st­ar­tet sind. Der Al­te war auch in Mos­kau. Der eu­ro­päi­sche Raum­dienst hat ei­ni­ge un­se­rer neu­en Plas­ma­jä­ger er­hal­ten. Kos­ten­los, mein Lie­ber! Ein Er­fah­rungs­aus­tausch zwi­schen rus­si­schen und ame­ri­ka­ni­sch­eu­ro­päi­schen Kern­waf­fen-Phy­si­kern fin­det wohl ge­ra­de jetzt statt. Und das al­les, weil der Al­te das Schwei­gen ge­bro­chen und Be­wei­se er­bracht hat, daß wir nicht al­lein sind, daß es noch an­de­re We­sen gibt, die Men­schen la­chend in den Tod schrei­ten las­sen, die jun­ge Frau­en kurz vor de­ren Nie­der­kunft mit ei­nem teuf­li­schen Mit­tel ver­gif­ten. Und du nennst mich einen Nar­ren! Denkst du et­wa, Re­ling hät­te dei­ne Be­weg­grün­de nicht längst selbst er­faßt? Auch er hat das Ge­fühl, daß die Pe­ri­ode der sinn­lo­sen Macht­kämp­fe un­ter den Men­schen der Er­de ab­ge­schlos­sen ist. Wenn mich mein In­stinkt nicht täuscht, gibt es im Uni­ver­sum mehr zu tun. Hast du noch Fra­gen, Zwerg?«
    Ich sah sein brei­tes La­chen. Nein, er hat­te kei­ne Fra­gen mehr, doch da­für wur­de er schon wie­der frech. Es war ein Zei­chen für sei­ne große Er­leich­te­rung.
    »Mann, wo­her ha­be ich das wis­sen sol­len? Ich ha­be schließ­lich für dich das Nest ge­baut. Wenn die La­ge auf der Er­de so ist, will ich be­ru­higt dei­ne schwäch­li­che Fi­gur be­hü­ten.«
    »Lang­sam, Klei­ner.«
    »Gib nicht so an. Das tut man nicht«, be­lehr­te er mich do­zie­rend. »Hin­ter der Fels­wand, die wir we­der sau­ber auf­ge­baut ha­ben, liegt das Stahl­tor, das von der GWA-Ex­pe­di­ti­on zer­schmol­zen wur­de. Jetzt be­steht es al­ler­dings aus ei­nem ir­di­schen Leicht­stahl mit Ober­flä­chen­ver­dich­tung. Es Kalt den In­nen­druck aus, nur ha­ben wir hier vorn zu­sätz­lich ei­ne klei­ne Schleu­se ein­ge­baut. Schließ­lich ha­ben wir nicht im­mer den Rie­sen­tun­nel zwi­schen vor­de­rer und hin­te­rer Quer­wand leer­pum­pen kön­nen. Ich ver­mu­te, daß der ge­wal­ti­ge Raum ehe­mals als Groß­schleu­se für Raum­schif­fe ge­dient hat. Für einen Per­so­nen­ein­gang er­scheint mir das doch et­was zu groß.«
    »Wie du den­ken kannst!« mur­mel­te ich.
    Die­se Äu­ße­rung reiz­te den Klei­nen. Na al­so, da war er wie­der in sei­ner nor­ma­len Ge­müts­ver­fas­sung. Einen phi­lo­so­phie­ren­den Han­ni­bal hät­te ich mir beim bes­ten Wil­len nicht vor­stel­len kön­nen.
    Der Aus­druck ›die Fels­wand ha­ben wir wie­der auf­ge­baut‹ ent­sprach mei­nen Er­war­tun­gen. Um das Stahl­tor ex­akt zu tar­nen, war gar kei­ne Zeit mehr ge­blie­ben. Im­mer­hin hat­te man die vor­ste­hen­de Kan­te durch Ver­set­zungs­spren­gun­gen so vor­ge­zo­gen, daß man erst scharf um die Ecke bie­gen muß­te, ehe man das Tor sah.
    Es war ein Rie­sen­ding von halb­runder Form. Die Hö­he moch­te fünf­und­zwan­zig bis sie­ben­und­zwan­zig Mei­er

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