Überfällig
betragen. Der darunterliegende Tunnel sollte etwa fünfzig Meter bis zur Innenschleuse lang sein. Diese Maße reichten durchaus für ein kleines Raumschiff. Unsere Mondrakete wäre da bequem und in doppelter Ausführung hineingegangen.
Jetzt war der Anmarschweg durch die Sprengung allerdings so eng geworden, daß man sich um die Felsmassen herumzwängen mußte, ehe man zum Tor kam. Das Metall war auf der Außenfläche so geschickt bemalt, daß ich es im Licht meines Scheinwerfers kaum vom natürlichen Granit unterscheiden konnte. Auch schien man Kunststofferhebungen aufgespritzt zu haben. Es sah wirklich natürlich aus.
»Allerhand«, staunte ich. »Wieviel Leute haben hier gearbeitet? Vor allem, wer waren diese Leute?«
»Beruhige dich, sie werden uns nicht verraten«, erklärte er sachlich. »Sie sitzen in Schutzhaft, bis die Sache abgeschlossen ist. Die Ingenieure eingeschlossen. Captain SM-112 hat dafür gesorgt. Ein guter Mann übrigens. Wieso konnte ihm das Magazin mit den Explosivgeschossen hochgehen? Wenn er nicht den schweren Raumpanzer getragen hätte, wäre er nicht mit dem Leben davongekommen. Ich habe anschließend Anweisung gegeben, die Behälter mit unserer Munition an langen Stricken über jene Stelle hinwegzuziehen, wo seine Geschosse hochgegangen sind.«
Das war eine Lösung. Zwar primitiv, aber der Kleine hatte sich zu helfen gewußt.
»Und?« fragte ich gespannt.
Er grinste mich an, ehe er erklärte:
»So sauber explodiert, daß es eine Pracht war. Wir haben den Versuch dreimal wiederholt. Dann hatten wir den winzigen Strahlprojektor gefunden. Er saß in der linken Wand der Schleuse. Eine Thermonital-Klebehaftladung hat das Ding mitsamt dem Gestein in Gase verwandelt. Seitdem explodiert die Munition nicht mehr. Wenn du mich allerdings fragst, wie das Gerät gearbeitet hat, dann mach dich auf mein ratloses Schulterzucken gefaßt. Es war garantiert eine Sicherheitsvorrichtung mit bemerkenswerten Eigenschaften. Wann soll das hier gebaut worden sein?«
Gegen meinen Willen entfuhr mir ein Fluch.
»Nach den Berechnungen des Gedächtnisses vor einhundertsiebenundachtzigtausend Jahren irdischer Zeitrechnung. Man hat den Radiotest gemacht. Die Zeitspanne stimmt.«
Er lachte humorlos auf und schob eine dünne, den Steinen nachgeahmte Betonplatte zur Seite. Dahinter erschien ein gewöhnliches Handrad, über dem ein grünes Licht aufleuchtete. Die kleine Schleuse war luftleer.
»Das ist aber sehr schön, Langer! Nur einhundertsiebenundachtzigtausend Jahre, wie! Und da hat das Ding noch funktioniert? Überlege dir einmal, was du eben praktisch behauptet hast. Ein Gerät, das nach einer solchen kaum vorstellbaren Zeitspanne noch arbeitet. Und wie der Strahler funktioniert hat. Woher hat er eigentlich seine Energie genommen? Er war so klein, daß er keine eigene Kraftstation besessen haben konnte. Also muß da etwas sein, was noch Strom produziert. Selbst wenn es nur ein uralter Generator mit einem noch älteren Kohlenkraftwerk wäre – es muß etwas da sein, weißt du, was das wäre, Major?«
Er zog die schmale Stahltür auf. Wir betraten einen erleuchteten Raum. Er bot ungefähr zehn Männern Platz. Das andere Schott war geschlossen. Die rote Lampe brannte, was bewies, daß der dahinterliegende Stollen unter Druck stand.
»Was?« fragte ich gepreßt. Meine Zähne knirschten aufeinander. Ich fragte mich, warum ich diese Kraft vergeudete.
» Was?« stöhnte er. »Mensch, das weißt du genau. Hier sind wir im Vorhof zur Holle. Ich habe jetzt das bestimmte Gefühl, daß man schon auf uns wartet. Wenn hier Unbekannte sind, dann haben sie mich in den vergangenen
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