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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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vier Wo­chen längst be­merkt. Es sieht so aus, als wä­rest du ge­nau im rich­ti­gen Au­gen­blick ge­kom­men.«
    Ich über­leg­te. Er moch­te recht ha­ben. Plötz­lich ahn­te ich, warum es der Al­te so ei­lig ge­habt hat­te. Re­ling hat­te im­mer so et­was wie einen sechs­ten Sinn für ge­fähr­li­che Si­tua­tio­nen ge­habt.
    Vor ei­ner hal­b­en Stun­de hat­te ich noch ge­glaubt, der Ein­satz wür­de jetzt erst be­gin­nen. Nun, als GWA-Schat­ten soll man das Den­ken den elek­tro­ni­schen und po­sitro­ni­schen Ro­bot­ge­hir­n­en über­las­sen, be­son­ders dann, wenn man sich im neu­ge­bil­de­ten kos­mi­schen Au­ßen­dienst be­fin­det. Da kommt man ein­fach nicht mehr mit.
    Wie war das mit den streng ge­hei­men Spe­zi­al­be­rech­nun­gen des Ge­hirns ge­we­sen? Na­tür­lich hat­ten sie den Ein­satz be­trof­fen, aber al­les hat­te man mir nicht ge­sagt. Ich woll­te nicht mehr Thor Kon­nat hei­ßen, wenn das Ge­dächt­nis nicht schon längst aus vie­len Mil­lio­nen Wahr­schein­lich­kei­ten ein Er­geb­nis er­rech­net hat­te, das die be­reits er­folg­te Ent­de­ckung un­se­res Stütz­punk­tes be­traf.
    Es konn­te ja gar nicht an­ders sein! Die Al­ba­ra-Sen­kung be­gann et­wa zwei­hun­dertzwan­zig Mei­len wei­ter nörd­lich. Dort aber hat­te der ver­schol­le­ne GWA-Wis­sen­schaft­ler Dr. Fes­t­a­sa sei­ne Boh­rung durch­ge­führt. Dort war er ge­schnappt wor­den, aber un­se­re Leu­te wa­ren dem ver­mut­ba­ren Lauf des un­ter­lu­na­ren Tun­nels ge­folgt. Nur so hat­ten sie die­sen Ort fin­den kön­nen.
    Wenn ih­nen das aber mög­lich ge­we­sen war, so muß­te es mit dem Teu­fel zu­ge­hen, wenn die Un­be­kann­ten noch nichts von uns er­fah­ren hat­ten. Die brauch­ten ja nur in al­ler Ru­he ih­rer un­sicht­ba­ren Ver­bin­dung zu fol­gen und an je­nem Punkt der un­ter­lu­na­ren Rie­sen­an­la­gen ein­zu­stei­gen, dem wir den Tarn­na­men »Sta­ti­on Rot­ball« ge­ge­ben hat­te.
    »Rot­ball, ahoi«, mur­mel­te ich vor mich hin.
    »Du fängst an zu ler­nen, Großer. Mensch, was bin ich froh, daß ich end­lich dein ko­mi­sches Ge­sicht in mei­ner Nä­he weiß. Noch vier­und­zwan­zig Stun­den al­lein, und ich hät­te end­gül­tig die Flin­te ins Korn ge­wor­fen. Es ist un­heim­lich hier, ver­stehst du das?«
    »Es wird Zeit, daß Ich dir ein Be­ru­hi­gungs­mit­tel ver­ab­rei­che. In­ter­es­se dar­an?«
    Er frag­te schüch­tern, wann ich letzt­ma­lig im Hos­pi­tal ge­le­gen hat­te. Sei­ne klei­ne Faust be­weg­te sich vor mei­nem Ge­sicht. Plötz­lich konn­te ich sein mar­kan­tes Or­gan auch oh­ne die Sprech­funk­ver­bin­dung ver­ste­hen. Wir hat­ten völ­lig über­hört, daß je­mand den Druck­aus­gleich her­ge­stellt hat­te.
    Das In­nen­schott glitt auf. Dar­in er­schi­en ei­ne der­art rie­sen­haf­te, nicht­mensch­lich an­mu­ten­de Ge­stalt, daß ich bei­na­he zur Waf­fe ge­grif­fen hät­te. Im letz­ten Au­gen­blick fiel mir un­ser Man­zo ein, der un­ge­heu­er­lich er­schei­nen­de Mu­tant aus dem ra­dio­ak­ti­ven Ama­zo­nas-Ge­biet, wo durch ver­bre­che­ri­schen Leicht­sinn vor vie­len Jah­ren ei­ne der da­mals neu­ent­wi­ckel­ten Koh­len­stoff­bom­ben ex­plo­diert war.
    Er füll­te das Mann­luk völ­lig aus. Die Ther­mo-Rak-Pis­to­le schi­en in sei­nen Pran­ken zu ver­schwin­den.
    Er gab sei­ne dro­hen­de Hal­tung erst auf, als er mich er­kannt hat­te.
    »Will­kom­men, Sir«, dröhn­te sei­ne ge­wal­ti­ge Stim­me. In den großen Au­gen glänzt ech­te Freu­de. »Will­kom­men. Jetzt kann es von mir aus los­ge­hen. Hier ent­lang, Sir. Ih­re Aus­rüs­tung ist schon ein­ge­trof­fen.«
    Er lach­te wie­der in brül­len­den Lau­ten, aber da­für konn­te er nichts. Man­zo war das Kind des Wahn­sinns, der Nach­kom­me von zwei Men­schen, die im Gam­ma­schau­er al­les ver­lo­ren hat­ten. Mehr als zwei Me­ter groß und in den Schul­tern über ein­ein­halb Me­ter breit, stand er auf kur­z­en. Säu­len­bei­nen im Schott. Er wieg­te den un­glaub­lich klot­zi­gen Kör­per hin und her. Das war schon im­mer ein Aus­druck sei­ner be­son­de­ren Freu­de ge­we­sen. Die Haut hat­te den me­tal­lisch­grü­nen Schim­mer nicht ver­lo­ren.

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