Überfällig
vier Wochen längst bemerkt. Es sieht so aus, als wärest du genau im richtigen Augenblick gekommen.«
Ich überlegte. Er mochte recht haben. Plötzlich ahnte ich, warum es der Alte so eilig gehabt hatte. Reling hatte immer so etwas wie einen sechsten Sinn für gefährliche Situationen gehabt.
Vor einer halben Stunde hatte ich noch geglaubt, der Einsatz würde jetzt erst beginnen. Nun, als GWA-Schatten soll man das Denken den elektronischen und positronischen Robotgehirnen überlassen, besonders dann, wenn man sich im neugebildeten kosmischen Außendienst befindet. Da kommt man einfach nicht mehr mit.
Wie war das mit den streng geheimen Spezialberechnungen des Gehirns gewesen? Natürlich hatten sie den Einsatz betroffen, aber alles hatte man mir nicht gesagt. Ich wollte nicht mehr Thor Konnat heißen, wenn das Gedächtnis nicht schon längst aus vielen Millionen Wahrscheinlichkeiten ein Ergebnis errechnet hatte, das die bereits erfolgte Entdeckung unseres Stützpunktes betraf.
Es konnte ja gar nicht anders sein! Die Albara-Senkung begann etwa zweihundertzwanzig Meilen weiter nördlich. Dort aber hatte der verschollene GWA-Wissenschaftler Dr. Festasa seine Bohrung durchgeführt. Dort war er geschnappt worden, aber unsere Leute waren dem vermutbaren Lauf des unterlunaren Tunnels gefolgt. Nur so hatten sie diesen Ort finden können.
Wenn ihnen das aber möglich gewesen war, so mußte es mit dem Teufel zugehen, wenn die Unbekannten noch nichts von uns erfahren hatten. Die brauchten ja nur in aller Ruhe ihrer unsichtbaren Verbindung zu folgen und an jenem Punkt der unterlunaren Riesenanlagen einzusteigen, dem wir den Tarnnamen »Station Rotball« gegeben hatte.
»Rotball, ahoi«, murmelte ich vor mich hin.
»Du fängst an zu lernen, Großer. Mensch, was bin ich froh, daß ich endlich dein komisches Gesicht in meiner Nähe weiß. Noch vierundzwanzig Stunden allein, und ich hätte endgültig die Flinte ins Korn geworfen. Es ist unheimlich hier, verstehst du das?«
»Es wird Zeit, daß Ich dir ein Beruhigungsmittel verabreiche. Interesse daran?«
Er fragte schüchtern, wann ich letztmalig im Hospital gelegen hatte. Seine kleine Faust bewegte sich vor meinem Gesicht. Plötzlich konnte ich sein markantes Organ auch ohne die Sprechfunkverbindung verstehen. Wir hatten völlig überhört, daß jemand den Druckausgleich hergestellt hatte.
Das Innenschott glitt auf. Darin erschien eine derart riesenhafte, nichtmenschlich anmutende Gestalt, daß ich beinahe zur Waffe gegriffen hätte. Im letzten Augenblick fiel mir unser Manzo ein, der ungeheuerlich erscheinende Mutant aus dem radioaktiven Amazonas-Gebiet, wo durch verbrecherischen Leichtsinn vor vielen Jahren eine der damals neuentwickelten Kohlenstoffbomben explodiert war.
Er füllte das Mannluk völlig aus. Die Thermo-Rak-Pistole schien in seinen Pranken zu verschwinden.
Er gab seine drohende Haltung erst auf, als er mich erkannt hatte.
»Willkommen, Sir«, dröhnte seine gewaltige Stimme. In den großen Augen glänzt echte Freude. »Willkommen. Jetzt kann es von mir aus losgehen. Hier entlang, Sir. Ihre Ausrüstung ist schon eingetroffen.«
Er lachte wieder in brüllenden Lauten, aber dafür konnte er nichts. Manzo war das Kind des Wahnsinns, der Nachkomme von zwei Menschen, die im Gammaschauer alles verloren hatten. Mehr als zwei Meter groß und in den Schultern über eineinhalb Meter breit, stand er auf kurzen. Säulenbeinen im Schott. Er wiegte den unglaublich klotzigen Körper hin und her. Das war schon immer ein Ausdruck seiner besonderen Freude gewesen. Die Haut hatte den metallischgrünen Schimmer nicht verloren.
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