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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Lip­pen. »Du magst recht ha­ben. Er ge­hör­te nie uns, aber er kann es wer­den. Es ist un­ser Recht, das Er­be ei­nes längst ver­gan­ge­nen Vol­kes an­zu­tre­ten. Die­se We­sen wa­ren groß, als wir es noch nicht wa­ren. Jetzt ist der Mensch an der Rei­he.«
    »Der Mensch?« wie­der­hol­te er. »Wirk­lich der Mensch? Du meinst die Ame­ri­ka­ner und die Eu­ro­pä­er, wie! Wir ha­ben bis jetzt die bes­ten Bro­cken ge­schnappt. Wir wa­ren zu­erst da. Und die an­de­ren Erd­be­woh­ner, die sich eben­falls Men­schen nen­nen, was ist mit de­nen? Die Gel­ben, die Schwar­zen, die Brau­nen? Was ist mit de­nen? De­nen ge­hört er wohl nicht, was? Zur Höl­le mit den Vor­schrif­ten, Großer! Ich sa­ge dir, daß wir den Mond nur ge­mein­sam be­sit­zen wer­den, oder es wer­den an­de­re kom­men. An­de­re, die uns mit­samt un­se­rem lä­cher­li­chen Ha­der aus­lö­schen wer­den wie ei­ne schwach fla­ckern­de Ker­ze.«
    »Dreh jetzt nicht durch, Klei­ner!« warn­te ich be­sorgt.
    »Narr, der du bist. Ich se­he so klar wie nie zu­vor. In drei­ßig Stun­den wirst du an­ders den­ken, denn dann hast du al­ler­hand ge­se­hen. Dann wirst du wis­sen, wie klein und nich­tig wir sind. Du wirst er­fah­ren, daß es lan­ge vor uns schon viel grö­ße­re We­sen gab und daß es noch grö­ße­re gibt. Lan­ger, ich sa­ge dir an die­ser Stel­le und im volls­ten Ernst, daß wir ei­nes Ta­ges un­ter­ge­hen wer­den, wenn wir nicht end­lich er­fas­sen, daß ei­ner so­viel wert ist wie der an­de­re. Wir kön­nen von nun an nur noch ge­mein­sam be­ste­hen, denn hier bahnt sich et­was an, das die Welt aus den An­geln he­ben kann. Weißt du, wes­halb ich im Camp Höl­len­tor durch­ge­hal­ten ha­be? Weißt du das?«
    Er stand so dicht vor mir, daß ich im hel­len Licht deut­lich sei­ne fla­ckern­den Au­gen se­hen konn­te. Ich leg­te ihm lang­sam die Hand auf die Schul­ter. Ich ver­stand den Klei­nen; ver­stand ihn ge­gen mei­nen Wil­len, der durch die har­te Lo­gik­schu­le der GWA ge­gan­gen war.
    »Ich bin so klein, so schwach«, sag­te er lei­se. »Ge­gen dich bin ich ein Zwerg. Sie ha­ben mich nur des­halb ge­nom­men, weil kein ver­nünf­ti­ger Mensch auf den Ge­dan­ken kom­men könn­te, in mir einen GWA-Schat­ten zu ver­mu­ten. Was mir an Kör­per­kräf­ten fehlt, muß­te ich zwölf Jah­re lang durch an­de­re Ei­gen­schaf­ten aus­glei­chen. Dann ging ich ins Sa­ha­ra-Camp. Es war fast zu­viel für mich. Ich hielt nur des­halb durch, weil ich zum neu­en Raum­korps woll­te. Ich ha­be näm­lich längst er­kannt, daß es ver­bre­che­risch und sinn­los ist, an­de­ren Erd­völ­kern mit al­len mög­li­chen Macht- und Hilfs­mit­teln auf die Fin­ger zu se­hen, nur weil un­se­re ei­ge­nen Leu­te Angst vor der an­de­ren Sei­te ha­ben. Die ha­ben auch Angst; viel­leicht noch viel mehr. Wir spio­nie­ren uns ge­gen­sei­tig nach, ver­su­chen uns ge­gen­sei­tig die so­ge­nann­ten Ge­heim­nis­se zu ent­lo­cken, und kei­ner kommt recht wei­ter. Wir ste­hen an der Schwel­le zur end­gül­ti­gen Er­obe­rung des Raum­es und der nä­he­ren Pla­ne­ten. In zwan­zig Jah­ren kön­nen wir schort auf dem Plu­to sein; dann lo­cken die Ster­ne. Das, mein Lie­ber, das möch­te ich er­le­ben, nicht aber einen ato­ma­ren Welt­un­ter­gang, nur weil sich die Idio­ten nicht ver­ste­hen kön­nen. Hier Großer, hier und in die­sem Au­gen­blick be­ginnt die Ent­schei­dung. Wenn wir nich­tir­di­sche We­sen fin­den, dann wer­den sie un­ten auf­wa­chen. Wenn es hier knallt, dann sollst du ein­mal se­hen, wie schnell Wa­shing­ton, Mos­kau, Genf und Pe­king sich an einen Tisch set­zen. Hier ha­ben wir es näm­lich nicht mehr mit den re­la­tiv harm­lo­sen Ge­schöp­fen zu tun, die an­geb­lich von der Ve­nus ka­men. Die ha­ben wir an­nä­hernd ein­ge­holt. Die wis­sen nicht, was sie mit dem mar­sia­ni­schen Er­be an­fan­gen sol­len. Wenn hier aber hö­her­ste­hen­de In­tel­li­gen­zen auf­tau­chen, dann geht es uns an den Kra­gen. Wohl­ge­merkt, Lan­ger, den Men­schen, nicht nur uns. Al­so sag­te ich dir, daß wir vor ei­ner Auf­ga­be ste­hen, die den Un­ter­gang der Welt, aber auch de­ren Auf­stieg zur Ein­heit be­deu­ten kann. Das war es, was ich dir

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