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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wa­ren, rich­te­te lau­schend den Ober­kör­per auf. Es war ei­ne Be­we­gung, die Macht und mü­he­voll ver­bor­ge­ne Stär­ke aus­drück­te. Ich wuß­te, daß er nur lau­schend den miß­ge­stal­te­ten Kopf re­cken woll­te, doch da­für muß­te er den gan­zen Kör­per be­we­gen.
    Er war in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten durch ei­ne gu­te und rein in­di­vi­du­el­le Schu­le ge­gan­gen. Sei­ne ehe­mals pri­mi­ti­ve Aus­drucks­wei­se hat­te er noch nicht ganz ab­ge­legt, doch da­für war er durch ein har­tes Geis­tes­trai­ning ge­gan­gen. Mei­ne Fra­ge war sinn­ge­mäß er­faßt wor­den.
    »Un­ter­be­wußt?« dröhn­te es tief in der ge­wölb­ten Ton­nen­brust. »Ja, leicht mög­lich. Es sind eben­falls Im­pul­sen­dun­gen, aber man kann sie nicht ge­nau er­ken­nen. Sie sind im­mer ver­wor­ren und über­la­gert von vie­len Ein­drücken, die stän­dig emp­fun­den und ge­gen den Wil­len des Trä­gers ab­ge­ge­ben wer­den. Ja, es mag sein, daß ich sol­che Sen­dun­gen auf­neh­me. Ich muß dar­über nach­den­ken.«
    Er trat be­däch­tig ei­ni­ge Schrit­te zu­rück und gab den Weg in das In­ne­re des Mon­des frei. Schon hier, di­rekt am Ein­gang, las­te­te ei­ne Fels­de­cke von we­nigs­tens tau­send Me­tern über uns.
    Ich sah in einen matt er­leuch­te­ten Tun­nel von ge­wal­ti­ger Aus­deh­nung. Wenn das ein­mal ei­ne Luft­schleu­se ge­we­sen war, so hat­te sie schon ein grö­ße­res Schiff auf­neh­men kön­nen.
    Han­ni­bal be­gann zu er­klä­ren. Die Be­leuch­tung war von uns in­stal­liert wor­den. An­de­re Schal­ter hat­te man nir­gends fin­den kön­nen. Seit­dem die Groß­schleu­se un­ter Druck stand, konn­te auch die klei­ne Pfor­te aus MA-Me­tall ge­öff­net wer­den. Es war je­ne, ge­gen die sich der Ket­ten­pan­zer der GWA-Ex­pe­di­ti­on ver­geb­lich ge­stemmt hat­te.
    Ich at­me­te nach un­se­ren me­di­zi­ni­schen Vor­schrif­ten tief durch. An die­se dün­ne Luft muß­te man sich erst ge­wöh­nen. War das et­wa die At­mo­sphä­re, die vor et­wa zwei­hun­dert­tau­send Jah­ren auf dem Mars ge­herrscht hat­te? Jetzt konn­te man dort oh­ne Ver­dich­ter­ge­rä­te nicht mehr at­men. Der Pla­net schi­en sei­ne At­mo­sphä­re im­mer mehr in den Raum ab­zu­ge­ben.
    Un­se­re Schrit­te hall­ten hohl von den Wän­den wi­der. Es dau­er­te lan­ge, bis wir die an­de­re Stahl­wand er­reicht hat­ten. Da­hin­ter be­gann das ab­so­lut Un­be­kann­te, doch ich hat­te An­wei­sun­gen und po­sitro­ni­sche Be­rech­nun­gen er­hal­ten, die erst kurz vor mei­nem Start fer­tig ge­wor­den wa­ren. Un­ser Rie­sen­ro­bot schi­en über­haupt das ein­zi­ge Ge­bil­de zu sein, das die­se über­wäl­ti­gen­de Welt im In­nern des Mon­des an­nä­hernd er­fas­sen konn­te.
    Da­von wuß­te Han­ni­bal noch nichts, und ich war mir nicht dar­über im kla­ren, wie die End­er­geb­nis­se in die Pra­xis um­zu­set­zen wa­ren. Hin­ter uns stampf­te der Mu­tant in sei­nem wie­gen­den, bä­ren­haf­ten Gang. Er sag­te nichts mehr. Han­ni­bal schi­en das zu er­leich­tern. Er war nicht mehr so un­si­cher wie vor ei­ni­gen Mi­nu­ten. An­schei­nend hat­te er sich wie­der et­was ge­fan­gen.
    Dicht vor dem ge­schlos­se­nen Tor blieb ich ste­hen. Es war das un­glaub­li­che Ma­te­ri­al, mit dem wir kaum fer­tig wur­den.
    »Wenn das ei­ne Raum­schiff-Schleu­se war, so müs­sen wei­ter hin­ten Han­gars sein. Ir­gend­wo muß­te man die Raum­er ja par­ken kön­nen, wenn ich so sa­gen darf.«
    »Darfst du. Du wirst mehr ab ei­ne Fels­hal­le von enor­men Aus­ma­ßen fin­den. Da­zu Räu­me mit Ma­schi­nen und al­len mög­li­chen Din­gen, die wahr­schein­lich Re­pa­ra­tur­zwe­cken ge­dient ha­ben. Ein Kran war auch bei den Mar­sia­nern ein Kran. Das ist aber so ziem­lich al­les, was wir ein­wand­frei fest­stel­len konn­ten.«
    Ich ver­setz­te ihm den ers­ten mo­ra­li­schen Tief­schlag, in­dem ich mit ei­nem Wis­sen aus­pack­te, das gar nicht von mir stamm­te. Mög­lichst harm­los warf ich ein:
    »Kran? Wie­so? Hast du nicht die An­ti­gra­vi­ta­ti­ons­plat­ten ge­fun­den, mit de­nen schwers­te Ge­gen­stän­de ge­wichts­los ge­macht wer­den konn­ten?

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