Überfällig
vermochte keine übergeordneten Schwingungen aufzunehmen.
»Nichts«, flüsterte der Kleine. »Überhaupt nichts. Hoffentlich erleben wir keine Pleite. Das ist aber nicht der große Tunnel, von dem Festasas Berichte sprechen. Sehr eng, der Gang. Kein Wunder, daß wir ihn mit den Hohlraumtastern kaum orten konnten. Ob es da noch mehr Ausgänge gibt? Vielleicht sehr große?«
»Betrachte fähige Techniker, wie es die Marsianer zweifellos waren, nicht als unlogisch. Große Raumschiffe blieben sicherlich in den dafür vorgesehenen Hangars. Es brauchte also nur ein Weg geschaffen zu werden, um das in der Werft arbeitende Personal in die Stadt zu bringen. Dazu reichte dieser Gang vollkommen. Unsere verschollenen Freunde scheinen sehr auf ihre Sicherheit bedacht gewesen zu sein.«
»Ob sie Feinde hatten? Furchtbare Feinde vielleicht?« fragte Manzo mit seinem unglaublichen Ahnungsvermögen.
Ja – eben hatte ich auch daran gedacht.
»Ich weiß nicht«, flüsterte ich. »Dafür fühle ich aber ganz bestimmt, daß ich mit den verschollenen Marsbewohnern sympathisiere. Ich ahne, daß sie ein grausiges Schicksal erlitten haben. Geht es dir auch so?«
»Schon lange, Sir. Schon sehr lange. Ich vermute sogar, daß sie sich im Innern des Mondes verstecken wollten. Sie hat bestimmt Feinde. Woher kommen sonst wohl die Atomkrater da draußen? Es sind Tausende. Als auf der Erde die Sintflut kam, ist der Mond vielleicht untergegangen. Wer weiß das? Vielleicht hat er seine Umlaufbahn verändert, wodurch es auf der Erde zu der gigantischen Flut kam, die ganze Erdteile verschlang. Hier haben wir beinahe einen guten Beweis.«
»Du beginnst zu denken, Kleiner«, lachte Hannibal unecht. »Das hilft uns aber nicht weiter.«
»Lagebericht absetzen, Manzo. Genau schildern, wie du öffnet hast. Befehl an TS-19, sofort zu befolgen auf Grund meiner Sondervollmachten.«
»Ja, Sir?«
»Dafür sorgen, daß der Tibeter sofort mit einer Sonderrakete zum Mond gebracht wird. Er muß notfalls als Telepath einspringen. Die kleine Kiny ist nicht entbehrbar, da sie sich nur auf die Nachrichtenübermittlung zu konzentrieren hat.«
Hannibal pfiff leise durch die Zähne, während Manzo in seine übliche Starre versank. Wir warteten, bis er fertig war.
»Empfang bestätigt, Major. TS-19 funkt schon die Raumflotte auf der Kreisbahn an. In acht Stunden ist der Mann auf dem Mond, Schneller geht es nicht. Der Leutnant meint, man könnte ihm nicht durch wahnwitzige Beschleunigungskräfte die Knochen brechen. Da bin ich aber anderer Ansicht.«
»Wieso?« fragte ich verblüfft.
»Der Abt ist ein Könner. In Selbsttrance wird er überhaupt nichts spüren. Das könnte ich nicht, aber die Leute in Tibet können das. Sie können ihn mit einen Robotschiff in vier Stunden hier haben.«
»Anfragen, sofort anfragen«, sagte ich erregt. »Ich will wissen, ob er das kann. Wenn ja, in eine ferngesteuerte Rakete stecken, die mit dreißig Gravos beschleunigen kann.«
Auch diese Meldung ging hinaus, doch TS-19 antwortete über Kiny kurz:
»Befehl hinfällig. Tibeter ist längst in Luna-Port. ›Gedächtnis‹ hat seine Entsendung für erforderlich gehalten.«
Hannibal grinste. Ich fluchte, wie ich es noch nie im Leben getan hatte. Mann, wozu brauchten wir überhaupt noch zu denken? Dieses Teufelsding schien ja allwissend zu sein. Ich kam mir wie ein Narr vor!
Wir durchschritten den Gang mit der Vorsicht sprungbereiter Raubtiere. Vor einigen Augenblicken hatten wir die Infrarotbrillen aufgesetzt und die Scheinwerfer entsprechend umgeschaltet. Ein menschliches Normalauge konnte nun nichts mehr sehen; aber es war noch fraglich, ob die Unbekannten nicht auf Infrarot reagierten. Trotzdem fühlten wir
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