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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Nur wuß­te ich nicht, wie man die ge­wünsch­te Rich­tung zu wäh­len hat­te. An­fahrt- und Hal­te­kon­tak­te wa­ren mir be­kannt. Ei­ne Len­kung gab es nicht, da die Fahr­zeu­ge au­to­ma­tisch auf ei­nem ma­gne­ti­schen Ab­stoß­schirm bis zum ein­ge­stell­ten Zielort glit­ten. Wo­her sie ih­re Ener­gie be­zo­gen, war uns noch ziem­lich schlei­er­haft. Man hat­te aber schon strom­füh­ren­de Leit­bän­der im Bo­den fest­ge­stellt, mit de­nen sie in Ver­bin­dung zu ste­hen schie­nen.
    Ich raun­te den Ge­fähr­ten mei­ne Be­den­ken zu. Han­ni­bal mein­te:
    »Großer Raum­geist, welch ei­ne Fra­ge! Der Tun­nel ist viel­leicht noch fünf­zig Mei­len lang. Willst du die lau­fen, wo hier die blitz­schnel­len Lin­sen ste­hen? Pro­bie­ren, Großer. Wenn das Ding nach der falschen Sei­te saust, hältst du es ein­fach an und drückst auf den an­de­ren Kon­takt. Mehr als schief ge­hen kann es nicht.«
    »Gib mei­nen Ent­schluß durch«, sag­te ich ru­hig zu dem Mu­tan­ten.
    »Zen­tra­le warnt«, teil­te er uns mit. »Wird aber ge­neh­migt.«
    »Daß wir auf­zu­pas­sen ha­ben, wis­sen wir auch oh­ne War­nung«, sag­te der Zwerg mür­risch, »Ein­stei­gen, ihr Hel­den. Man­zo auf die hin­te­re Sitz­bank. Mach dich klein. Die ha­ben et­wa hun­dert Sa­chen drauf.«
    Nie­mand stör­te uns, als wir den auf dem Bo­den lie­gen­den Glei­ter be­stie­gen. Ich kau­er­te mich hin­ter die halb­run­de, stark ab­ge­win­kel­te Wind­schutz­schei­be, die recht gut den Fahrt­wind ab­hielt. Es war so­wie­so et­was kalt, höchs­tens plus 14 Grad Cel­si­us. Das schi­en aber ei­ne für die ehe­ma­li­gen Mar­sia­ner nor­ma­le Tem­pe­ra­tur ge­we­sen zu sein, da ihr Pla­net im­mer­hin et­was wei­ter von der Son­ne ent­fernt ist.
    Je­der rich­te­te sich eben so ein, wie es sei­nen Le­bens­be­din­gun­gen ent­spricht. Wer wür­de schon frei­wil­lig Ge­wohn­hei­ten auf­ge­ben. In­tel­li­gen­zen mit ei­ner über­wäl­ti­gen­den Tech­nik be­stimmt nicht.
    Ich kon­zen­trier­te mich auf die drei­e­cki­gen Schalt­knöp­fe mit den un­sin­nig an­mu­ten­den Sym­bo­len. Na­tür­lich hat­te je­des et­was zu be­deu­ten.
    Hal­te- und An­fahrts­schal­ter wa­ren so deut­lich mar­kiert, daß man sie nicht über­se­hen konn­te. Die an­de­ren Druck­plätt­chen muß­ten mit der Ziel­be­stim­mung iden­tisch sein.
    Ich drück­te mit schweiß­feuch­ten Fin­gern auf die links an­ge­ord­ne­te Knopf­grup­pe. Von mir aus ge­se­hen, lag das Ziel links. Viel­leicht hat­ten die­se In­tel­li­gen­zen auch so ge­dacht. Ei­gent­lich war es ja ein ur­tüm­li­cher Be­griff.
    Ich hat­te kaum ge­schal­tet, als ein lei­ses Sum­men auf­klang. Un­ter dem Glei­ter be­gann es leicht zu flim­mern, und er er­hob sich et­wa einen Fuß hoch über den Bo­den. Dort blieb er un­be­weg­lich ste­hen. Das war das tra­gen­de Ma­gnet- und Ab­stoß­feld, das Rä­der über­flüs­sig mach­te.
    Ein­fach groß­ar­tig, wie weit die­se Leu­te in der Ent­wick­lung ge­we­sen wa­ren! Das hat­ten wir noch lan­ge nicht, und da­bei hat­ten wir vor drei­ßig Jah­ren noch ge­dacht, wir wa­ren die höchst­ste­hen­den Ge­schöp­fe Got­tes. Wir wa­ren ein Teil der all­mäch­ti­gen Schöp­fung. Die All­macht Na­tur hat­te sich nicht nur auf den Men­schen be­schränkt. Sie war viel grö­ßer, als wir ge­glaubt hat­ten. Auf an­de­ren Pla­ne­ten muß­ten sich Wun­der auf Wun­der of­fen­ba­ren.
    »Na los schon«, riß mich der Klei­ne ge­fühl­los aus mei­nen Be­trach­tun­gen. Ent­schlos­sen drück­te ich auf den Fahrt­knopf und hob gleich­zei­tig die Waf­fe hoch. Nun war die Ent­schei­dung ge­fal­len.
    Das Fahr­zeug ruck­te sanft an, glitt auf den Tun­nel zu und bog dann prompt nach links ab.
    Der Zwerg grins­te. Ich kämpf­te mit mei­nem aus­bre­chen­den Angst­schweiß. Lo­gisch, es hat­te ja so sein müs­sen. Wenn man das nur im­mer vor­her so ge­nau wüß­te.
    Wir wa­ren kaum im brei­ten Tun­nel, als das klei­ne Ding er­wach­te. Es nahm der­art schnell Fahrt auf, daß wir ge­walt­sam ge­gen die Rücken­leh­nen ge­preßt wur­den. Wäh­rend der Fahrt­wind lei­se zu heu­len be­gann, fiel mir wie­der die Mei­nung un­se­rer Wis­sen­schaft­ler ein.

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