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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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uns si­che­rer. Um uns wuß­ten wir die schüt­zen­de Dun­kel­heit, die even­tu­ell vor­han­de­ne Warn­ge­rä­te na­tür­lich nicht be­ein­dru­cken konn­te. De­nen blie­ben drei be­pack­te Ge­stal­ten be­stimmt nicht ver­bor­gen.
    Nach zehn Mi­nu­ten stei­ger­te ich das Tem­po. Dann stan­den wir wie­der vor ei­ner klei­nen Luft­schleu­se.
    »Die ha­ben es aber gut ge­meint mit ih­ren Si­cher­heits­vor­rich­tun­gen«, nör­gel­te der Zwerg är­ger­lich. Seit­dem es vor­wärts ging, war er nicht mehr ner­vös.
    »Ei­ne Fra­ge, Großer! Sag mal, wo­her kommt ei­gent­lich die gu­te Luft in den hin­ter uns lie­gen­den Stol­len, wenn hier über­all her­me­tisch schlie­ßen­de Quer­wän­de sind? Da kann man doch wohl kaum von ei­nem zir­ku­lie­ren­den Strom spre­chen.«
    »Ein­laß­öff­nun­gen für je­den Raum ex­tra. Kei­ne an­de­re Mög­lich­keit.«
    »Hei­ßen Dank. War kurz und in­halts­reich.«
    Man­zo öff­ne­te das Schott aus MA-Me­tall spie­le­risch leicht. Das zwei­te Tor hat­te wie­der Hand­be­die­nung. Dar­aus ging klar her­vor, daß man die an­schei­nend kom­pli­zier­ten Öff­nungs­me­cha­nis­men nur auf der Sei­te an­ge­bracht hat­te, von der Ge­fahr dro­hen konn­te. Die­ses In­tel­li­genz­volk hat­te ga­ran­tiert mäch­ti­ge Fein­de ge­habt. Oh­ne Grund ver­hielt man sich nicht so. Auch die Ver­nich­tungs­waf­fen wie­sen dar­auf hin, daß sie um ihr Le­ben ge­bangt hat­ten. Ein Volk, das kei­ne Krie­ge kennt, be­nö­tigt kei­ne Mord­in­stru­men­te in vol­len­de­ter Aus­füh­rung. Das sag­te mir mein Ver­stand. Mein Un­ter­be­wußt­sein wi­der­sprach nicht.
    Dann kam das, was ich er­war­tet hat­te. Vor uns lag ei­ne grö­ße­re Hal­le, die di­rekt in einen rie­sen­haf­ten Tun­nel mün­de­te. Als ich die Bril­le ab­nahm, sah ich, daß al­les schwach er­leuch­tet war. Es war ein grün­li­ches, fluo­res­zie­ren­des Licht, das di­rekt aus den De­cken zu strah­len schi­en.
    Der Raum ent­hielt ei­ni­ge je­ner fla­chen, lin­sen­för­mi­gen Fahr­zeu­ge, die wir schon beim letz­ten Ein­satz in der al­ten Mars­sied­lung ge­se­hen hat­ten. Es schi­en ei­ne Ab­zwei­gung des Tun­nels und gleich­zei­tig ein Park­platz für Ver­bin­dungs­glei­ter zu sein.
    Man­zo schloß wie­der das Luk. Keu­chend husch­ten wir in die nächs­te De­ckung. War­ten, im­mer nur war­ten. Das schi­en das Haupt­los ei­nes je­den GWA-Agen­ten zu sein.
    Es ver­gin­gen fünf Mi­nu­ten, aber nichts rühr­te sich. Da­für war un­se­re Zeit­mel­dung fäl­lig.
    »Ge­nau be­rich­ten«, hauch­te ich.
    Man­zo ver­sank in sich und teil­te mir dann Ki­nys Be­stä­ti­gung mit. Es war ein wun­der­ba­res Ge­fühl, zu wis­sen, daß die ei­ge­nen Leu­te über je­den be­deut­sa­men Schritt je­der­zeit in­for­miert wer­den konn­ten. So et­was gibt Zu­ver­sicht und be­ru­higt die Ner­ven.
    Nach we­ni­gen Schrit­ten er­reich­ten wir den Tun­nel. Es war ei­ne brei­te und be­que­me Ein­fahrt. Die Haupt­ver­bin­dung selbst war mehr als zwan­zig Me­ter hoch und eben­so breit. Schie­nen wa­ren nicht zu se­hen. Man hat­te an­schei­nend kei­ne Bah­nen mehr ge­kannt. Da­für ent­deck­te ich ge­wal­ti­ge Rohr­lei­tun­gen dicht un­ter der sanft strah­len­den De­cke. Die Luft war hier noch bes­ser und – wie mir schi­en – auch et­was mehr mit Sau­er­stoff ge­sät­tigt.
    »Groß­ar­tig«, flüs­ter­te Han­ni­bal.
    Das war von nun an un­se­re Ge­sprächs­art. Ein lau­tes Wort muß­te hal­len wie ein Don­ner­schlag.
    Ich gab Man­zo nur einen Wink, und schon ging die Mit­tei­lung hin­aus. Sie war au­ßer­plan­mä­ßig ge­we­sen. Im Haupt­quar­tier muß­ten nun die wich­tigs­ten Män­ner der Er­de über den Kar­ten sit­zen; muß­te das ›Ge­dächt­nis‹ mit pein­li­cher Ge­nau­ig­keit un­se­ren Weg ver­fol­gen. Sie wuß­ten, daß wir nun nach links zu ge­hen hat­ten. Die rechts­wei­sen­de Rich­tung führ­te zur Al­ba­ra-Sen­kung, und von dort kam der Tun­nel. Für uns konn­te die Chan­ce nur auf der an­de­ren Sei­te lie­gen.
    Ich lieb­äu­gel­te mit den fla­chen Fahr­zeu­gen, de­ren Funk­ti­on ein­fach war. Sie ge­hör­ten zu den we­ni­gen Din­gen, die wir ver­stan­den.

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