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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ver­lo­ren, doch die Er­satz­glie­der be­merk­te man kaum.
    Durch ei­ne Sei­ten­tür tra­ten zwei Män­ner ein. Ei­ner von ih­nen trug die vor­schrifts­mä­ßi­ge GWA-Dienst­mas­ke. Es war al­so ein ›Schat­ten‹, der sein Ge­sicht nur dann of­fen zei­gen durf­te, wenn er sich vor­her nicht zu iden­ti­fi­zie­ren brauch­te. Im­mer­hin kam mir die Fi­gur sehr be­kannt vor. Wenn man einen Mann oft und in hei­klen Si­tua­tio­nen er­lebt hat, prä­gen sich be­stimm­te Ei­gen­ar­ten fest ein.
    Kol­le­ge TS-19, ewig und im­mer ›Mil­ler‹ ge­nannt, war schon seit ein­ein­halb Jah­ren mein Ver­bin­dungs­mann. Sei­ne be­tont läs­si­ge Hal­tung ver­riet ihn. Ich war mir dar­über im kla­ren, daß er mit ei­nem be­stimm­ten Auf­trag ge­kom­men war.
    Er sah mich an. Ich er­wi­der­te sei­nen Blick. Sei­ne Au­gen schim­mer­ten dun­kel und rät­sel­haft hin­ter der Bio­synth-Fo­li­en­mas­ke, die ihm an­de­re Ge­sichts­zü­ge ver­lieh. Es wa­ren aber sei­ne Au­gen, dar­an be­stand für mich kein Zwei­fel.
    »Ja, ja, al­ter Jun­ge – wenn Sie nicht den hel­len Fleck dar­in hät­ten«, sag­te ich lei­se und be­rühr­te mit dem Fin­ger mein lin­kes Au­ge.
    Sei­ne Hal­tung ver­steif­te sich et­was. Dann ver­stand er.
    »Toll!« sag­te er über­rascht. »Al­so doch et­was, was man ver­ges­sen hat. Dan­ke, Sir, wird be­sei­tigt.«
    »Oh, Sie ken­nen sich wohl?« stell­te el Ha­mid ver­wun­dert fest. »Hö­ren Sie, HC-9, mir will bei­na­he schei­nen, als hät­te man mir mit Ih­nen ei­ne un­se­rer Geis­tes­grö­ßen ge­schickt. Warum, zur Höl­le, wird man dar­über nicht in­for­miert? Meint der Chef et­wa, ich wä­re ein ge­schwät­zi­ges Weib?«
    Der Mann ne­ben TS-19 lach­te lei­se. Ich kann­te ihn nicht, aber ein ak­ti­ver Spe­zia­list konn­te er nicht sein, denn er trug die Uni­form ei­nes wis­sen­schaft­li­chen Of­fi­ziers aus dem ge­hei­men For­schungs­stab. Es war ei­ner von den Män­nern, die für un­se­re be­son­de­ren Aus­rüs­tun­gen ver­ant­wort­lich wa­ren.
    »Sie sind nicht der ers­te Schu­lungs­kom­man­dant, der sich dar­über auf­regt, Oberst«, mein­te er ge­las­sen. »Neh­men Sie es hin. Nun möch­te ich gern wis­sen, wie er sich be­währt hat. Die Voll­mach­ten ha­ben Sie ein­ge­se­hen. Ver­zei­hen Sie mein Drän­gen, aber un­se­re Zeit ist knapp. Der Chef war­tet nicht gern.«
    »Mei­ne Ah­nung«, stöhn­te ich. »Es geht al­so wie­der los, oder?«
    Mein Ver­bin­dungs­mann zuck­te die Ach­seln. Er wuß­te wie­der ein­mal al­les und doch nichts. Bis­her hat­te er mir im­mer nur Halb­hei­ten be­rich­ten kön­nen, die nach dem ei­gent­li­chen Be­fehls­emp­fang völ­lig an­ders aus­ge­se­hen hat­ten.
    »Sie sind Astro-Me­di­zi­ner?« woll­te el Ha­mid wis­sen.
    Der wis­sen­schaft­li­che Of­fi­zier nick­te kurz. Mir ging das be­rühm­te Licht auf. Der Al­te hat­te al­so einen fä­hi­gen Mann ge­schickt, der sich an Ort und Stel­le nach dem Schu­lungs­er­geb­nis er­kun­di­gen soll­te.
    »Hier sind die Un­ter­la­gen. Ge­prüft, aus­ge­wer­tet bis aufs letz­te De­tail und ab­ge­zeich­net vom Un­ter­su­chungs­team. Das Schnit­t­er­geb­nis ist – äh – kann ich das in sei­ner Ge­gen­wart sa­gen?«
    Ein miß­traui­scher Blick traf mich, da er wohl aus den Au­gen­win­keln mein vor Neu­gier­de an­ge­spann­tes Ge­sicht be­merkt hat­te.
    »Er­laubt«, be­ton­te TS-19. »Der Kol­le­ge hat Son­der­ge­neh­mi­gung. Ein Hyp­no­block muß un­ter al­len Um­stän­den un­ter­blei­ben.«
    »Was!« fuhr der Ber­ber auf. »Kein Block? Dann kennt er sämt­li­che ak­ti­ve Agen­ten, die zu­sam­men mit ihm ge­schult wur­den. Ich ver­ste­he nicht ganz.«
    Der Leut­nant zeig­te die Spe­zi­al­be­feh­le vor. El Ha­mid warf nur einen Blick dar­auf und fiel schwer in sei­nen Schreib­tisch-Stuhl zu­rück.
    »Mann, wer sind Sie?« frag­te er er­regt. »Das hat es ja noch nie ge­ge­ben. Warum ha­ben Sie mir nicht ge­sagt, daß Sie aus ganz be­stimm­ten Grün­den zur Höl­len­tor-Schu­lung ab­kom­man­diert wur­den?«
    »Kei­ne Be­vor­zu­gung, Sir«, ent­geg­ne­te ich. »Au­ßer­dem bin ich nicht da­zu kom­man­diert wor­den. Ich ha­be hier mei­nen Ur­laub

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