Überfällig
verloren, doch die Ersatzglieder bemerkte man kaum.
Durch eine Seitentür traten zwei Männer ein. Einer von ihnen trug die vorschriftsmäßige GWA-Dienstmaske. Es war also ein ›Schatten‹, der sein Gesicht nur dann offen zeigen durfte, wenn er sich vorher nicht zu identifizieren brauchte. Immerhin kam mir die Figur sehr bekannt vor. Wenn man einen Mann oft und in heiklen Situationen erlebt hat, prägen sich bestimmte Eigenarten fest ein.
Kollege TS-19, ewig und immer ›Miller‹ genannt, war schon seit eineinhalb Jahren mein Verbindungsmann. Seine betont lässige Haltung verriet ihn. Ich war mir darüber im klaren, daß er mit einem bestimmten Auftrag gekommen war.
Er sah mich an. Ich erwiderte seinen Blick. Seine Augen schimmerten dunkel und rätselhaft hinter der Biosynth-Folienmaske, die ihm andere Gesichtszüge verlieh. Es waren aber seine Augen, daran bestand für mich kein Zweifel.
»Ja, ja, alter Junge – wenn Sie nicht den hellen Fleck darin hätten«, sagte ich leise und berührte mit dem Finger mein linkes Auge.
Seine Haltung versteifte sich etwas. Dann verstand er.
»Toll!« sagte er überrascht. »Also doch etwas, was man vergessen hat. Danke, Sir, wird beseitigt.«
»Oh, Sie kennen sich wohl?« stellte el Hamid verwundert fest. »Hören Sie, HC-9, mir will beinahe scheinen, als hätte man mir mit Ihnen eine unserer Geistesgrößen geschickt. Warum, zur Hölle, wird man darüber nicht informiert? Meint der Chef etwa, ich wäre ein geschwätziges Weib?«
Der Mann neben TS-19 lachte leise. Ich kannte ihn nicht, aber ein aktiver Spezialist konnte er nicht sein, denn er trug die Uniform eines wissenschaftlichen Offiziers aus dem geheimen Forschungsstab. Es war einer von den Männern, die für unsere besonderen Ausrüstungen verantwortlich waren.
»Sie sind nicht der erste Schulungskommandant, der sich darüber aufregt, Oberst«, meinte er gelassen. »Nehmen Sie es hin. Nun möchte ich gern wissen, wie er sich bewährt hat. Die Vollmachten haben Sie eingesehen. Verzeihen Sie mein Drängen, aber unsere Zeit ist knapp. Der Chef wartet nicht gern.«
»Meine Ahnung«, stöhnte ich. »Es geht also wieder los, oder?«
Mein Verbindungsmann zuckte die Achseln. Er wußte wieder einmal alles und doch nichts. Bisher hatte er mir immer nur Halbheiten berichten können, die nach dem eigentlichen Befehlsempfang völlig anders ausgesehen hatten.
»Sie sind Astro-Mediziner?« wollte el Hamid wissen.
Der wissenschaftliche Offizier nickte kurz. Mir ging das berühmte Licht auf. Der Alte hatte also einen fähigen Mann geschickt, der sich an Ort und Stelle nach dem Schulungsergebnis erkundigen sollte.
»Hier sind die Unterlagen. Geprüft, ausgewertet bis aufs letzte Detail und abgezeichnet vom Untersuchungsteam. Das Schnittergebnis ist – äh – kann ich das in seiner Gegenwart sagen?«
Ein mißtrauischer Blick traf mich, da er wohl aus den Augenwinkeln mein vor Neugierde angespanntes Gesicht bemerkt hatte.
»Erlaubt«, betonte TS-19. »Der Kollege hat Sondergenehmigung. Ein Hypnoblock muß unter allen Umständen unterbleiben.«
»Was!« fuhr der Berber auf. »Kein Block? Dann kennt er sämtliche aktive Agenten, die zusammen mit ihm geschult wurden. Ich verstehe nicht ganz.«
Der Leutnant zeigte die Spezialbefehle vor. El Hamid warf nur einen Blick darauf und fiel schwer in seinen Schreibtisch-Stuhl zurück.
»Mann, wer sind Sie?« fragte er erregt. »Das hat es ja noch nie gegeben. Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie aus ganz bestimmten Gründen zur Höllentor-Schulung abkommandiert wurden?«
»Keine Bevorzugung, Sir«, entgegnete ich. »Außerdem bin ich nicht dazu kommandiert worden. Ich habe hier meinen Urlaub
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