Überfällig
Stummelflügel-Jagdbomber des militärischen GWA-Kommandos.
Ich wunderte mich, daß die Leute ein derart veraltetes Modell benutzten. Seitdem Professor Scheuning das reine Plasma-Strahltriebwerk verwendungsreif gemacht hatte, gab es in der GWA praktisch keine Maschinen mit thermochemischem Atomtriebwerk mehr. Das Heulen der beiden Landungsrotoren verstummte.
Ich ließ den Sauerstoff in die Plastikhülle strömen. Die Luftschleuse wölbte sich auf. Die hermetisch verschließbaren Magnetlinien glühten leicht. Ich schlüpfte in die Schleuse, schloß die äußere Hülle und ließ das eingelassene Gas in den engen Mannraum zischen. Dazu hatte ich mit Überdruck aufblasen müssen, da es sonst nicht zu der Täuschung gekommen wäre. Wenn die Ausbildung nicht so eilig hätte erfolgen müssen, wäre die Übung zweifellos in der Unterdruckkammer durchgeführt worden. So mußte die freie Natur herhalten.
Ich maß Druck, Feuchtigkeit und Temperatur, ehe ich den Helm des Raumanzuges lüftete. Der draußen stehende Ausbilder empfing über das Mikro-Funksprechgerät die einzelnen Daten, die genau mit den vorgeschriebenen Werten übereinstimmen mußten.
Während meiner letzten Worte drang plötzlich mit größerer Lautstärke eine andere Stimme aus dem Lautsprecher.
»Kommandant spricht. Übung unterbrechen. Major HC-9 sofort in mein Büro. Raumanzug ablegen. Ende.«
Erstaunt sah ich einen Augenblick lang auf das Gitter, hinter dem sich das Gerät verbarg. Wie – seit wann wurden im Camp Höllentor Übungen unterbrochen? Oberst el Hamid gehörte nicht zu den GWA-Offizieren, die ihre Anordnungen so schnell umwarfen.
»Okay, HC-9, fertigmachen«, vernahm ich Skupins Aufforderung. »Haben Sie den Befehl gehört?«
Ich bejahte nachdenklich. Meine Gedanken begannen sich zu überstürzen. Mit überraschenden Befehlen hatte ich trübe Erfahrungen. Zumeist roch es dann heftig nach Einsatz.
Ich öffnete das Zelt und ließ es in sich zusammenfallen. Skupin zeigte ein angespanntes Gesicht. Sein Lächeln wollte mir nicht gefallen. Auf der linken Brustseite seiner leichten Wüstenkombination trug er die Rangabzeichen eines Captains. Meine Heldenbrust wurde von keinem Streifen geziert. Hier im Camp war man nur ein Schüler, der sich jedem Dienstgrad zu unterwerfen hatte. Voraussetzung dazu war allerdings, daß es der bewußte Dienstgrad besser konnte und besser wußte. Das war bei Captain Skupin der Fall.
Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als er plötzlich Haltung annahm. Dann sagte er sogar »Sir«. Da wußte ich, daß meine Zeit im Camp Höllentor vorüber war.
»Ist Ihnen nicht gut, Skupin?«
Er lachte leise und etwas verlegen.
»Nun, Sir, ich denke, es ist an der Zeit, mich wegen der Zumutungen der letzten Tage zu entschuldigen. Gern habe ich Sie nicht durch die Wüste gehetzt. Das wissen Sie ja. Ich bin aber der Meinung, daß Sie Ihre Sonderschulung mit gutem Erfolg abgeschlossen haben.«
»Was heißt das? Es fehlen noch zwei Tage.«
»Unwichtig, wenigstens für Sie. Die Hauptsache ist längst vorüber. Die letzten drei Tage verwenden wir nur noch dazu, um die Schüler wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Behalten Sie das aber für sich. Ich denke, daß wir uns heute zum letzten Mal gesehen haben. Der Kommandant unterbricht niemals eine Übung, wenn er nicht schwerwiegende Gründe hat.«
Ich drückte ihm wortlos die Hand und dachte daran, daß ich mir noch vor fünf Tagen geschworen hatte, ihm bei der ersten besten Gelegenheit alles zurückzuzahlen.
Er schien meine Gedanken zu ahnen, da plötzlich ein Grinsen über sein schmales Gesicht huschte.
»Wenn Sie einmal oben sind –», er deutete mit dem Daumen
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