Überfällig
seinem Gebiet schien er ein Könner zu sein. Er stellte tausend Fragen hinsichtlich der harten Prüfungen. Schließlich meinte er nach einem nochmaligen Blick in meine Schulungsakten:
»Wollen wir hoffen, daß Sie diese Belastungen niemals im Ernstfall auszuhalten brauchen. Man hat Sie sehr scharf ’rangenommen. Ehe Sie starten, werde ich Sie nochmals gründlich untersuchen.«
Die wenigen Worte erregten meinen Argwohn. Sein nichtssagender Gesichtsausdruck konnte mich nicht darüber hinweg täuschen, daß er soeben mit, voller Absicht etwas angedeutet hatte. War es etwa seine Aufgabe, mich auf den Einsatz vorzubereiten?
Wenn meine Vermutung stimmte, stellte das eine ziemlich ungewöhnliche Maßnahme dar. GWASchatten im Einsatz erhielten ihre Befehle, und damit war dei Fall erledigt. Sie hatten den Auftrag auszuführen, ihn erfolgreich zu beenden und mußten dabei oftmals dem Tod ins Auge sehen. Andere Möglichkeiten gab es nicht. Wenn wir entdeckt wurden, hatten wir unser Leben so gut wie verspielt. Auf Gnade des Gegners konnten wir nicht hoffen. Selten nur kehrte ein verwundeter Agent zurück.
TS-19 hüllte sich in Schweigen. Er trug noch immer seine Maske, während ich dem Arzt mein echtes Gesicht zeigte. Unsere Mediziner hatten mir nach dem letzten Unternehmen wieder meine normalen Züge verliehen. Es war auch allerhöchste Zeit gewesen, da ich nach den vielen Umwandlungen kaum noch gewußt hatte, wie ich eigentlich wirklich aussah.
»Hören Sie, Doktor, Ihre Andeutungen erscheinen mir etwas schleierhaft. Wollen Sie mich etwa nach diesen Strapazen schon wieder in den Einsatz schicken? Denken Sie nur nicht, Camp Höllentor wäre eine Erholung gewesen.«
»Dazu wäre zu sagen, Major, daß wir es uns nicht leisten können, Ihren Körper mit einer neuwachsenden Speckschicht zu sehen. Jetzt sind Sie fit. In vierzehn Tagen sind Sie es nicht mehr. Ein rein körperliches Training darf nicht unterbrochen werden, zumal es sich hier noch um eine ausgesprochene Spezialausbildung handelte. Sie haben zwei Tage, aber keinen mehr.«
»Ist das alles?« fragte ich humorlos auflachend.
»Es tut mir leid«, erwiderte er. »Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Der Chef gibt die Befehle.«
Natürlich, der Alte gab sie! Wer hätte es auch sonst tun können. In seinen Händen liefen alle Fäden unserer großartigen Organisation zusammen. Jetzt war auch noch die GWA-Raumgarde gegründet worden, was eine erhebliche Erweiterung unseres bisherigen Aufgabenbereiches bedeutete.
Der Mond war seit einem halben Jahr in den Brennpunkt verschiedener Geschehnisse gerückt.
Luna-Port, die bedeutendste Niederlassung auf dem Trabanten, war nahezu autark, was man vor zehn Jahren noch als völlig unmöglich bezeichnet hätte.
Tief im Innern des Himmelskörpers war Wasser gefunden worden, so daß die Sauerstoffversorgung kein Problem mehr darstellte. In der Nähe von Luna-Port gab es bereits kleine, aber enorm leistungsfähige Industrieanlagen, in denen wertvollste Rohstoffe verarbeitet werden konnten.
Luna war nicht länger ein toter Himmelskörper. Er wäre es zweifellos geblieben, wenn er sich nicht so ungeheuer reich an Bodenschätzen erwiesen hätte.
In den riesenhaften Kunststoffkuppeln Luna-Port gediehen irdische Nutzpflanzen in einem Boden, der von Spezialmaschinen vorbereitet worden war. Muttererde von Terra hatte den toten Boden fruchtbar gemacht. Die Menschheit war drauf und dran zu beweisen, daß sie auch auf einem Himmelskörper ohne natürliche Lufthülle leben konnte.
Die zwangsläufige Folge dieser Entwicklung gipfelte in politischen
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