Ueberfall auf Skytown
Rohrleitungen quollen Flüssigkeit und Funken. Blaues Feuer züngelte nur eine Handbreit neben Charity aus dem Boden, und das gesamte Schiff erzitterte noch immer unter einer Folge rascher, schwerer Schläge. Es würde auseinanderbrechen, erkannte Charity. Vielleicht explodieren. Sie hatte endlich etwas gefunden, woran sie sich festhalten konnte, und hangelte sich Hand über Hand auf den Ausgang zu. Der Pilot hatte die Tür nicht mehr schließen können, bevor Charity ihn erschossen hatte. Wenn sie die Tür erreichte, hatte sie vielleicht ein Chance. Charity arbeitete sich mit zusammengebissenen Zähnen weiter auf die Tür zu. Die Schmerzen in ihrer Brust wurden immer schlimmer. Jeder Atemzug war eine unerträgliche Qual, und ihre Muskeln versuchten den Dienst zu quittieren. Verzweifelt auf dem dünnen Grat der Bewußtlosigkeit entlang balancierend, arbeitete Charity sich weiter auf die Tür zu, erreichte sie mit letzter Kraft und katapultierte sich selbst aus dem Schiff hinaus. Der Transporter und das Rochenschiff stürzten unter ihr in die Tiefe. Die beiden Schiffe hatten sich regelrecht ineinander verkeilt. Das Shuttle war auf zwei Drittel seiner ursprünglichen Länge zusammengestaucht worden und deutlich erkennbar in sich verdreht. Eine ununterbrochene Folge kleiner, greller Explosionen riß sein Heck immer weiter auseinander, aber durch einen schier unglaublichen Zufall arbeiteten seine Triebwerke noch immer, so daß sich das zerbrechende Wrack immer tiefer in den Rumpf des viel kleineren Rochenschiffes hineinwühlte. Auch der Rochen war dem Untergang geweiht, selbst wenn es dem Piloten gelungen wäre, das Wrack des Transporters irgendwie abzuschütteln. Seine rechte Flanke war fast zur Gänze aufgerissen, und irgendeine Flüssigkeit – vermutlich Treibstoff – zischte unter hohem Druck aus einem Leck und verbrannte mit roten, brodelnden Flammen. Es sah tatsächlich so aus, als würde der stählerne Stachelrochen bluten. Charity beobachtete in stummer Faszination, wie sich die beiden ineinander verkeilten Schiffe allmählich weiter entfernten, wobei sie sich ununterbrochen umeinander drehten, als führten sie einen geheimnisvollen Totentanz auf. Dabei näherten sie sich allmählich wieder der EXCALIBUR, bis sie schließlich in die Anziehungskraft des riesigen Schiffes gerieten. In der Flanke der EXCALIBUR entstand ein zweites, klaffendes Loch, als die beiden Schiffe aufschlugen und explodierten. Erst jetzt schaltete Charity ihren Anzugfunk ein und drückte die Sendetaste. »Hartmann?« Endlose vier, fünf Sekunden lang bekam sie keine Antwort, dann aber hörte sie Hartmanns Stimme aus ihrem Helmlautsprecher dringen, leise, weit entfernt, von starken Störungen und statischem Rauschen überlagert und unendlich erstaunt. »Charity? Bist… bist du das?« »Wer sonst würde es fertig bringen, drei Schiffe in fünf Minuten zu Schrott zu fliegen?« antwortete Charity. Eigentlich war ihr nicht nach Scherzen zumute. Das Sprechen bereitete ihr große Mühe. Die Schmerzen in ihrer Brust wurden immer schlimmer, und sie schmeckte Blut. »Großer Gott!« keuchte Hartmann. »Was ist passiert? Bist du verletzt?« »Nein«, log Charity. »Nur ein paar Schrammen.« »Ich sehe dich«, sagte Hartmann. »Falls diese Kiste nicht auseinanderfällt, bin ich in einer Minute bei dir!« »Warte«, sagte Charity rasch. Alles drehte sich um sie. Sie stand kurz davor, endgültig das Bewußtsein zu verlieren. Trotzdem fuhr sie fort: »Was ist mit deinem Schiff?« »Was soll damit sein?« fragte Hartmann und fügte trocken hinzu: »Es bricht auseinander.« »Das meine ich nicht«, erwiderte Charity. »Hast du noch ein paar Raketen übrig?« »Ja.« »Dann hör auf zu reden und schieß diese verdammte fliegende Satellitenschüssel endlich ab!« »Was meinst du, was ich die ganze Zeit versucht habe«, sagte Hartmann. »Aber das verdammte Ding hat Schutzschirme wie ein Schlachtkreuzer. Ich bräuchte eine Atombombe, um es zu knacken.« »Schieß auf die Triebwerke«, sagte Charity. »Ich habe einen von ihnen auf diese Weise erwischt. Ich nehme an, es gibt an dieser Stelle irgendeine Lücke.« Wenn nicht, ist ohnehin alles vorbei, dachte sie. Die Besatzung des Kommunikationsschiffes mußte den Kampf beobachtet haben. Selbst wenn die Fremden ihren Funkverkehr nicht abhörten, schrien sie jetzt wahrscheinlich aus Leibeskräften um Hilfe. Der Gedanke brachte Charity zu einer anderen Frage, die sie sich auf einer
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