Überfall im Hafen
daß ich
Ihnen das ,du’ angeboten habe“, knurrte Skin. „Für Sie bin ich immer noch der
Herr Brehbörtl.“
„Selbstverständlich, Herr Brehbörtl.
Ich duze mich ohnehin nicht mit jedem. Sie können also gehen.“
„Ach! Wie schade! Fing gerade an, mich
hier wohl zu fühlen. Ist also nichts geworden — mit dem Haftbefehl, dem
richterlichen?“
„Nein. Ich habe inzwischen mit Achim Heldt,
eurem Opfer, gesprochen. Seine Verletzung ist nur geringfügig. Allerdings macht
er geltend, daß ihr ihn beraubt habt. Seine Armbanduhr fehlt. Und sein
Brustbeutel, in dem sich 6450 Mark befanden. Davon weißt du natürlich nichts?
Völlig klar. Und anhängen kann ich’s dir nicht. Denn bei dir haben wir ja —
leider — nichts gefunden.“
„Sie sollen mich nicht duzen!“
„Verzeihung, Herr Brehbörtl.
Anscheinend haben Ihre Kumpane nicht mit Ihnen geteilt. Wie?“
„Von uns wurde der Mann nicht beraubt.“
„Natürlich nicht.“
„Ich kann also gehen?“
„Da Sie eine feste Adresse haben, darf
ich Sie nicht hierbehalten. Doch ich bin sicher: Wir sehen uns wieder.“
Skins Motorrad, eine 750er Maschine,
stand im Hof.
Er fuhr nach Hause, parkte hinter der
Mietskaserne unter einer primitiven Überdachung und stieg dann die Treppe zur
Wohnung seiner Mutter hinauf.
Alwine Brehbörtl hatte Abendessen
bereitet. Auch für ihn. Von seiner Festnahme wußte sie nichts. Und er verlor
kein Wort darüber.
Brummig wie immer fragte er nach dem
Fernseh-Programm.
„Sieh doch selbst nach!“ entgegnete
sie. „Übrigens haben deine Freunde angerufen.“
„Django und Eddi?“
Sie nickte. Daß er andere Freunde hatte
außer den beiden, wäre ihr neu gewesen.
„Und?“
„Sie werden noch mal anrufen.“
Als hätte sie das Stichwort geliefert,
klingelte im Wohnzimmer das Telefon. Skin meldete sich.
„Mann!“ knurrte Django durch die
Leitung. „Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?“
„Wo? Wo wohl? Mich haben sie erwischt.
Ich war hinter Gittern.“
„Was?“
„Aber jetzt mußte er mich laufenlassen,
der Bulle. Weil zuwenig gegen mich vorliegt. Bin eben erst zurück. Ist Eddi bei
dir?“
„Klar. Wir tauchen erst mal unter.
Weißt ja, weshalb Eddi und ich keinen Wert legen auf Kontakt mit den Bullen.“
„Du, ich glaube, von deiner Sache
gestern und dem, was Eddi vorhat, wissen die gar nichts. Es ging nur um den Typ
von der Fähre. Jetzt haltet euch fest: Der vermißt erstens seine Armbanduhr.
Eddi sollte sie wegwerfen - oder verhökern. Und zweitens vermißt er einen
Brustbeutel. Mit 6450 Mark drin. Den haben wir ja wirklich nicht.“
Django zischte durch die Zähne.
Skin sagte: „Der Bulle denkt, ihr beide
habt die Beute. In meinen Taschen war ja nichts.“
„Mein Schwein pfeift“, knurrte Django.
„Kapierst du? Als Eddi zum Pieseln ging — auf der Fähre hat er doch gesehen,
wie dieser Klinkenputzer — der aus der Kneipe — zum Achterdeck hochschnürte.“
„Weiß ich.“
„Das heißt, der Klinkenputzer war nach
uns bei dem Dicken.“
„Logisch.“
„Daraus ergibt sich: Wenn dem Dicken
Kohle fehlt, die wir nicht haben, kommt nur der Klinkenputzer in Frage.
Verstehst du? Der hat das ausgenutzt.“
„Hah!“
Django gab lutschende Laute von sich,
als habe er Fleischfasern zwischen den Zähnen — oder Müsli-Körner.
„Skin, wir müssen feststellen, wer der
Typ ist.“
„Der Klinkenputzer?“
„Der! Mir gefällt’s nämlich gar nicht,
daß die Bullen uns hochnehmen — für ‘nen Coup, den der macht. Wenn schon, denn
schon! Sechseinhalb Riesen — die können wir gebrauchen. Was?“
Skin lachte. „Immer.“
„Du erinnerst dich, woher wir den Typ
kennen? Er war in der Kneipe, als wir dort Zoff gemacht haben. Ich würde ja
hingehen und fragen. Aber besser ist, ich lasse mich vorläufig nicht sehen. Das
gilt auch für Eddi. Denn ob die Bullen wirklich nichts wissen — von gestern
abend und dem, was Eddi morgen abzieht — , ist fraglich. Vielleicht wollen sie
dich linken. Weil sie denken, daß wir uns treffen und sie uns dann kassieren
können.“
„Gut“, sagte Skin. „Ich gehe in die
Kneipe und frage den Wirt nach dem Klinkenputzer. Hoffentlich kennt er ihn.“
„Glaube schon. Die taten ziemlich
vertraut.“
„Aber ob er’s mir sagt?“
„Der hat doch Schiß, wenn er dich nur
sieht.“
„Stimmt. Gut. Die Sache läuft.“
„Sieh zu, daß du’s heute noch erfährst.
Spätestens morgen holen wir uns bei dem Typ die Kohle. Das eilt. Sonst gibt der
alles
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