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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wildfütterung radeln und das Terrain (Gelände) beäugen. Je besser wir uns auskennen, um so weniger Fehler passieren. Ein
Drahtesel fehlt uns. Wer bleibt hier?“ Keiner meldete sich.
    Ich auch nicht, dachte Tim.
    „Wenn Weißbergers Herrenrad stabil
genug ist“, meinte Gaby, „kriegt der Hinterreifen mehr Luft, und ich setze mich
zu dir auf den Gepäckträger, Tim.“
    Klößchen grinste. „Oder wird dir das zu
anstrengend, Budengenosse?“
    „Für Gaby ist mir nichts zu
anstrengend“, erwiderte Tim. „Dich würde ich nicht transportieren. Außerdem
brauchte ich dann einen Sattelschlepper.“
    „Noch ein Wort!“ drohte Klößchen, „und
ich bleibe hier. Dann kann Gaby mein Rad nehmen, und du hast nicht das
Vergnügen.“
    „Eins zu null“, lachte Tim. „Ich bin
still.“
    „Wir dürfen die drei Brandstifter nicht
vergessen“, sagte Gaby. „Wie machen wir das? Es sähe besser aus, wenn sie sich
der Polizei stellen — mit Selbstanzeige und so bevor wir den Erpresser
einfangen. Man könnte sie dann wirklich für reuevoll halten.“
    „Einerseits“, nickte Tim. „Andererseits
kann die Sache auch schieflaufen, und der Erpresser entkommt uns. Dann haben
sich die drei ausgeliefert, und es war gar nicht nötig. So würden sie denken
und argumentieren. Denn sie bereuen ja nicht wirklich. Außerdem: Was willst du
ihnen sagen — jetzt, vor unserem Zugriff, der ja erst morgen abend stattfindet?
Angeblich wissen wir von nichts. Klößchens Vater wollen wir nicht reinreißen.
Du, Gaby, müßtest also den dreien bekennen, daß du gelauscht hast und nun an
ihr Gewissen appellierst (mahnst). Aber ich glaube, damit komplizieren
wir die ganze Kiste nur unnötig.“
    Gaby nickte.
    Zehn Minuten später saßen alle auf den
Rädern.
    Die hatten zwar nicht die Klasse der
Original-TKKG-Tretmühlen, aber für den heutigen Zweck genügten sie.
    Tim hatte sich den Weg eingeprägt.
    Gaby saß im Damensitz auf dem
Gepäckträger und hielt sich an ihrem Freund fest.
    Die Strecke führte nur durch flaches
Gelände. Weil Hügel oder gar Berge in Küstennähe selten sind.
    Nach etwa fünf Kilometern brach der
Gepäckträger unter Gabys grazilem Leichtgewicht zusammen.
    „Schei... benkleister!“ fluchte Tim.
„Aber kein Wunder! Die Stützröhren sind völlig durchgerostet.“
    Er brach den Rest ab und warf die
Gepäckträger-Ruine in einen Papierkorb. „Du fährst, Pfote. Ich jogge nebenher.“
    „Unsinn! Ich setze mich auf das
Mittelrohr.“
    Sie meinte das sogenannte obere
Rahmenrohr zwischen Lenker und Sattel, über das bekanntlich nur Herrenräder
verfügen, weil immer noch zahlreiche Frauen Röcke tragen und dann das Bein
nicht gern hochschwingen: beim Aufsteigen. Gaby trug Jeans. Wieder setzte sie
sich damen-rittlings. Weiter ging die Fahrt. Gaby hielt sich mit einer Hand am
Lenker fest. Außerdem hatte sie ihren Freund als Rücklehne.
    Sie erreichten den Parkplatz
Brunnbacher Forst. Dämmerung brach an, und die letzten Wagen der Ausflügler
fuhren stadtwärts zurück.
    Unweit vom Parkplatz war ein gemauerter
Grill errichtet. Die Luft roch nach Holzkohle und verbranntem Fleisch. Aber
niemand hatte einen Waldbrand verursacht; und das war ja schon viel. Jedenfalls
angesichts der zahlreichen Wein- und Bierflaschen, die zwischen den
Abfallbehältern herumlagen.
    „Die haben sich wieder benommen wie die
Säue“, schimpfte Klößchen. „Kein Benehmen unter den Leuten.“

    Gleichzeitig knüllte er das Papier
einer leeren Schoko-Tafel zusammen und warf’s in die Büsche.
    „Spinnst du?“ zischte Gaby ihn an.
„Über andere motzen — und selbst bist du der Schlimmste.“
    „Au weh!“ Klößchen zog den Kopf ein.
„Das ist mir nur so rausgewischt — aus dem Handgelenk — in meiner Empörung.
Hast völlig recht.“
    Er sammelte sein Papier ein und
übergab’s einem Behälter.

21. Zoff mit dem Weidmann
     
    Skin hatte Glück. Als er die Kneipe
betrat, waren nur zwei Jugendliche da.
    Sie standen hinten beim
Flipper-Automaten und verspielten ihr Münzgeld.
    Der Wirt schob einen Bauch vor sich
her, auf dem drei Möwen landen konnten.
    Er spülte Gläser hinter der Theke, aß gerade
eine Boulette, die er kräftig in Senf tauchte, und freute sich auf die
Stammgäste, die sicherlich bald eintreffen würden.
    Über Skin freute er sich nicht.
    „’n Abend!“ grüßte der — und stützte
beide Lederjacken-Ellbogen auf die Theke, „’n Bier. Und ‘nen Doppelten. Für
dich auch, wenn du willst.“
    Der Wirt nickte.

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