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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Er hatte ein bißchen
weiche Knie. Der Vorfall von neulich blieb in seiner Erinnerung wie ein
Alptraum.
    Ein blaues Auge hatte er gehabt, blaue
Flecke, einen lockeren Zahn und Prellungen an den Rippen.
    Zugegeben: Die beiden andern hatten ihn
verprügelt. Der hier — Skin Brehbörtl - war nur dabei gewesen. Kamen Django
Müller und Eddi Floher gleich nach? Oder verschonten sie seine Pinte (Kneipe)!
    Er füllte die Gläser.
    Seine Hand zitterte etwas. Aber er
verschüttete nur wenig.
    Skin hob dann sein Glas und sagte:
„Prost!“
    „Prost!“
    „Tut mir leid wegen neulich.“ Skin nahm
einen Zug Bier.
    „Hm.“
    „Ehrlich.“
    „War nicht sehr nett von deinen
Freunden.“
    „Sie rasten manchmal aus. Prost!“
    Der Wirt hielt mit.
    Skin wischte sich Schaum von der Lippe.
    Der Wirt biß wieder ein Stück von
seiner Boulette ab.
    Skin beugte sich vor. „Als das
passierte neulich, war dieser Typ hier, dem ich noch ‘nen Fünfziger schulde.
Will’s ihm zurückgeben, bevor er mich anzeigt. Aber ich habe seinen Namen
vergessen.“
    Skin grinste. Der Wirt grinste auch. Er
ahmte meistens die Mimik des Gastes nach, mit dem er sich gerade unterhielt.
    „Ich weiß nicht, wen du meinst.“
    „Na, der Klinkenputzer. Ist Vertreter
für irgendwas. So’n öliger Typ mit Glubschaugen.“ Ungeduldig fügte er hinzu:
„Er stand hier. Genau hier. Und war zu Tode erschrocken.“
    „Du meinst Lotzke.“
    „Hat er auch einen Vornamen?“
    „Ferdinand. Ferdinand Lotzke. Ich nenne
ihn Ferdy.“
    „Telefon?“
    „Hat er bestimmt. Er ist Vertreter für
Fitto-Top.“
    „Wofür?“
    „Für ein Hausmittel.“
    „Ist ja ekelhaft. Schenk lieber noch
ein Bier ein.“
    Skin trank das zweite schnell aus.
    Als er bezahlen wollte, sagte der Wirt,
er sei eingeladen.
    Mann, hat der einen Schiß! dachte Skin.
    Er grinste, nickte zufrieden und ging.
     
    *
     
    Unter den Bäumen war die Dämmerung
schon recht dunkel. Aber die TKKG-Bande fand die Wildfütterung: eine überdachte
Krippe, die jetzt — im Sommerhalbjahr — nicht benutzt wurde. Weil Rot- und
Rehwild genügend Futter finden.
    Die Lichtung, die hinter der Futterstelle
lag, war von Laubbäumen umgeben. Dicht am Waldrand hatte man den Hochsitz
errichtet. Er war alt und ziemlich morsch. Nur die Leiter, die hinaufführte,
erweckte Vertrauen. Sie bestand aus frischem Holz, das noch nach Harz duftete.
    Tim stieg hinauf. Oben sah er sich um.
    Über der Lichtung war der Abendhimmel
tiefblau. Im Westen breitete sich Röte aus.
    Auf der Holzbank lag eine verwitterte
Zeitung. Sie war zehn Monate alt, wie er aus dem Datum ersah.
    Die Meldungen auf der Titelseite waren
genauso entmutigend wie das, was er heute gelesen hatte.
    „Was ist?“ rief Klößchen von unten.
    Tims Freunde blickten herauf.
    „Nichts.“ Tim dämpfte die Stimme. „Ich
vermute, der Erpresser hat diesen Platz gewählt, weil er ihn gut beobachten
kann. Hinter den Bäumen dort wird er sich morgen abend verstecken. Vielleicht
hat er ein Nachtglas. Denn um zehn ist es dunkel. Die drei tanzen an —
wahrscheinlich kommen sie zu dritt — , hinterlegen das Geld und verduften. Er
folgt ihnen, bis er sicher ist, daß sie auch tatsächlich weg sind. Dann holt er
hier die Kohle ab und ist reicher um 150 000 oder 200 000 DM.“
    „Wenn auch Heldt wieder erpreßt wird“,
sagte Karl, „müßte er eigentlich Kontakt aufnehmen mit Theo Leihböckel, Jürgen
Zacharetzki und Detlef von Senkl.“
    „Vielleicht wollte er’s tun“, sagte
Gaby. „Heute.“
    „Vielleicht hat er’s getan“, sagte Tim
— und stieg wieder hinunter. „Trotz des Zwischenfalls — telefonieren kann er.“
    Klößchen nickte. „Aber erfahren werden
wir das erst morgen.“
    Sie hatten die Räder bei der
Futterstelle zurückgelassen und machten eine Runde um die Lichtung.
    Tim merkte sich die Stellen, wo dichtes
Gebüsch Verstecke anbot.
    Der Erpresser würde sich gegenüber dem
Hochstand postieren — wenn er schlau war.
    Die vier Freunde entwarfen ihren
Schlachtplan. Dann trollten sie sich zu den Drahteseln zurück.
    Unter den Bäumen reichte jetzt die
Sicht nicht mehr weit.
    Tim hörte das Hecheln zuerst.
    Ein großer Hund — ein Deutscher
Vorstehhund, wie Tim dann sah — kam auf ihn zu. Er war angeleint. Eine Gestalt,
die nach Jäger aussah und das Gewehr über der Schulter trug, hielt die Leine.
    „Heh! Was macht ihr hier?“ schnarrte
eine scharfe Stimme.
    Die vier blieben stehen.
    „Was ihr hier macht, habe ich gefragt!“
Der Weidmann

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