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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Duschegel auf der Haut. Und hier im Haus war es kühl.
    Sie hatte
noch ihren Hut auf. Die Tropfen, die von der Krempe fielen, waren die Tränen.
    „Weißt du,
warum der zögert, Kathie? Weil er nicht weiß, daß wir allein sind. Ein Mann
könnte hier sein. Einer. Mehrere. Und daß du kein Telefon hast...Oje! Das sieht
er. Die Lichtleitung führt her. Aber keine Telefonleitung.“
    Sie
bibberte. Ihre Zähne schlugen aufeinander.
    „Ich
glaube, wir können beruhigt sein“, sagte Kathie. „Er wird es nicht wagen, hier
gewaltsam einzudringen. Locke, du läufst ja schon blau an. Du brauchst trockene
Sachen.“
    Die Gestalt
bei der Eiche rührte sich nicht.
    Die Mädchen
liefen ins Bad, das rückseitig lag. Locke zog ihre nassen Sachen aus und
schlüpfte in Jeanshosen, die ihr Kathie hinlegte. Der Pulli ihrer Freundin war
eine Nummer zu groß, aber trocken. Locke fror nicht mehr und faßte wieder Mut.
Außerdem schlug es bald fünf, und auf Tom — ja, auf den war Verlaß.
    Kathie nahm
Lockes Kleidung.
    „Deine
Sachen hänge ich im Hobbyraum auf die Leine. Unten habe ich eine Heizsonne. Du
kannst zusehen, wie es trocknet. In der Küche steht Tee. Trink schon mal was,
damit du die Gänsehaut abstreifst.“
    Kathie
verschwand auf der Kellertreppe. Locke lief barfuß in die Küche und schenkte
sich eine große Tasse Tee ein. Er dampfte und duftete nach feinstem Darjeeling (nordindische
Teeplantage). Das war sowieso ihre Lieblingssorte.
    Sie hatte
erst zwei Schlucke getrunken, als die Türklingel schrillte.
    Sie zuckte
zusammen. War das... Unsinn! Der wurde nicht klingeln. Der würde gewaltsam
eindringen, indem er das Fenster zerschlug.
    Sie lief in
die Diele.
    Wieder
klingelte es.
    Auf
Zehenspitzen schlich sie zur Tür. Kathie war noch im Keller.
    Locke
horchte. Aber nur der Regen rauschte. Das Gluckern in der Rinne war zu hören —
und wie große Tropfen auf die Steinstufen pitschten.
    An der Tür
gab es weder Fenster noch Spion.
    „Ja, wer
ist da?“
    „Ich möchte
zu Kathie“, erklärte eine angenehme Männerstimme. „Mein Name ist Wilhelm
Hartmann.“
    Plumps!
dachte Locke. Das war der Stein, der mir vom Herzen fällt. Endlich! Pünktlich
ist er ja nicht, der Herr Hartmann, und auch Tom wird gleich hier sein.
Immerhin — Kathies Verehrer kommt.
    Sie zog den
Riegel zurück, schloß auf und öffnete die Tür.
    Er hatte
blaß-blaue Augen. Aus der Nähe sah sie’s genau. Er stand in einer Pfütze aus
Regenwasser. Das braunblonde Haar klatschte am Kopf. Der Anzug war durchnäßt.

    Für einen
Moment war Locke wie gelähmt.
    Sie wollte
zurückweichen. Aber schon schlossen sich seine Hände um ihre Kehle. Dicht vor
sich sah sie das Allerweltsgesicht.
    Er! dachte
sie und krallte ihre Hände in seine Arme. Er also! Der Rote und dieser Wilhelm
Hartmann sind ein- und derselbe! Mein Gott! Dann... Kathie...
    Stechender
Schmerz raste durch ihren Hals. Sie wollte sich wehren, zerrte an seinen Armen,
aber ihre Kraft reichte nicht.
    In den
Ohren toste das Blut. Verzerrt sah sie sein Gesicht vor sich.
    Er... er...
Warum? Er kann doch nicht uns beide umbringen: Mich. Kathie. Wenn...
    „Wilhelm!“
schrie Kathie von der Kellertreppe her. „Bist du wahnsinnig! Das ist meine
Freundin Lo…“, ihre Stimme versagte. Denn in diesem Moment begriff sie, was
war. „Nein!“ hauchte sie. Aber dann riß Empörung sie vorwärts. Kreischend
stürzte sie sich auf den vermeintlichen Freund.
    „Laß sie
los! Weg! Hör auf! Du Verbrecher! Du bist der Rote! Du...“
    Mit einem
Tritt schleuderte er sie an die Wand. Wimmernd sank Kathie zu Boden. Immerhin
hatte ihn das abgelenkt, sein Würgegriff war von Lockes Hals abgeglitten. Sie
taumelte zurück, stieß gegen den Schirmständer und tastete hinter sich.
    Ein Motor
knatterte. Das war draußen auf der Straße und durch den Regen kaum zu hören.
    Kathie
hustete. Hartmanns Tritt hatte sie auf den Rippen getroffen. Ihr Gesicht war
grün. Sie konnte nicht aufstehen.
    „Das war
noch nicht genug, wie?“ stieß er durch die Zähne. „Oder schwört ihr, mich nicht
zu verraten? Nein, noch nicht genug. Eure Angst muß euch lähmen. Aber das haben
wir gleich.“
    Er zog die
Hand aus der Jackentasche.
    Locke blieb
fast das Herz stehen, als sie das Rasiermesser sah.
    Er kam auf
sie zu, Eiseskälte in den Augen.
    „Tom!“
schrie sie. „Hilfe! Tom!“
    Angst und
Entsetzen schalteten die Sinne fast aus. Trotzdem hatte sie das vertraute
Motorgeräusch gehört.
    Hartmanns
Schritt stockte.
    Locke

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