Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
erblickt hat. Vittorio Leonessa ist auf ihn angesetzt.“
    „Den Namen
hast du schon mal erwähnt.“
    „Er ist so
hart wie Cordone, aber noch viel brutaler. Wenn du ihn siehst, kriegst du
Angst.“
    „Du
fürchtest dich vor ihm?“ fragte sie arglos.
    „Ich doch
nicht!“ brauste er auf. „Ich meine, wenn du ihn siehst. Ich fürchte mich
vor nichts und niemandem. Nur vor Gallensteinen.“
    „Entschuldige!“
bat sie zittrig.

    Er trank
noch ein Glas und stellte stirnrunzelnd fest, daß die Flasche fast leer war.
    „Du würdest
dich fürchten“, sagte er, „weil Vittorio Leonessa aussieht wie der Tod. Sein
Schädel ist ein Totenschädel. Ohne Fleisch. Verstehst du? Wie bei einem
Skelett. Er hat schwarze Augen, und die liegen so tief in den Höhlen, als wären
sie nicht da.“
    Sie
schauderte. „Ach, Giuseppe!“ seufzte sie dann. „Könntest du doch aussteigen aus
deinem Verein. Wir könnten so glücklich und ohne Aufregung leben.“
    „Und
wovon?“
    „Ich
arbeite doch und...“
    „Von deinem
lächerlichen Gehalt könnten wir nicht mal den Wein bezahlen. Nein, Madonna mia.
Wir brauchen meine Einkünfte. Auch die sind zu gering, aber...“ Er stockte, ehe
er fortfuhr: „Was ich dir jetzt sage, verschließt du in deinem Herzen wie
unsere Liebe! Klar!“
    Sie nickte.
    „Heute
nacht mache ich einen Coup.“
    Sie
blinzelte. „Was meinst du?“
    „Heute ist
es soweit. Der Zufall hat mich auf die Idee gebracht. Kennst du den Taifun?
Natürlich nicht. Woher auch? Das ist eine Bar. Aber eine besondere. Ich habe
gehört, wie es dort zugeht. Und darauf beruht mein Plan. Morgen, Irmgard,
gehört das Geld mir.“
    „Welches
Geld denn?“
    Er wies auf
seine schwarze Aktentasche. Sie stand neben der Couch und sah nicht aus, als
enthalte sie Butterbrote oder eine Thermosflasche mit Kaffee. Sie sah vielmehr
wie die Tasche eines Generaldirektors aus, der in ihr Verträge von weltweiter
Bedeutung verwahrt. Tatsächlich enthielt sie 128 000 Mark.
    Irmgard
staunte offenen Mundes, als er ihr das sagte.
    „Cordones
Geld“, grinste er. „Zum Teil Schutzgelder, von mir kassiert. Zum großen Teil
Geld aus unseren anderen Geschäften. Morgen müßte ich’s bei ihm abliefern. Aber
heute nacht geht es verloren.“
    „Verloren?“
    „Ich lasse
es mir klauen.“
    „Das... das
ist nicht dein Ernst.“
    „Sagen wir
so: Cordone wird glauben, man hätte es mir gestohlen. Ganz raffiniert werde ich
das einfädeln. Dazu brauche ich die Taifun-Bar.“
    „Aber,
Giuseppe! Das ist doch lebensgefährlich!“
    Sie ahnte
nicht, in welchem Maße das zutraf.
     
    Das
Abendessen fand bei den Conradis statt. Mit-Ha, die Köchin, hatte frei. Aber
Helga zeigte, daß sie nicht nur als Tierärztin großes Format besitzt. Gunter aß
keinen Bissen, ohne entzückt die Augen zu verdrehen. Helga sagte: „Obwohl ich
das Goulasch gekocht habe, muß ich sagen: Es könnte besser sein.“ Worauf Gunter
protestierte.
    Tom
schaufelte in sich hinein, ohne das Mahl zu würdigen. Seine Gedanken waren
woanders. Locke aß Fleisch nur gelegentlich und hielt sich mehr an den gesunden
Salat.
    Natürlich
hatte das Pärchen längst berichtet, wie es in Ober-Plösel zugegangen war. Aber
allmählich verlor der Schreck seine Wirkung. Und Mike, der zu Hause büffelte,
wußte noch gar nichts davon.
    Sie waren
gerade fertig, als das Telefon klingelte.
    Tom nahm
ab, murmelte „Jawoll!“ und hielt Gunter den Hörer hin. „Für dich. Irgendwer aus
der Lokalredaktion.“
    Der
Irgendwer hieß Müller. Ihn hatte das traurige Los getroffen, am Samstagabend
arbeiten zu müssen. Jedenfalls hielt Müller Kontakt zur Kripo, um sofort einen
Fotoreporter loszujagen, falls der Rote wider Erwarten doch aufgespürt wurde.
    „Also,
Chef, inzwischen steht fest: Er heißt bestimmt nicht Wilhelm Hartmann.“
    „Sondern?“
    „Das weiß
nur er. Will damit sagen, die Kripo fischt im Trüben. Hat alle Wilhelm
Hartmanns der Stadt überprüft. Der Gesuchte ist nicht dabei.“
    „War ja
fast zu erwarten.“
    „Die
Fahndung in Ober-Plösel war ein Schlag ins Wasser. Nichts. Weiß der Himmel, wie
sich der Kerl verdrückt hat. Aber es ist ihm gelungen.“
    „Sonst noch
was, Müller?“
    „O ja! Es
muß zwei Rote geben.“
    „Was?“
    „Die
Polizei staunt. Ich habe gestaunt. Jetzt sind Sie dran, Chef. Der Witz ist:
Kurz vor 17 Uhr hat der Rote einen Überfall verübt. Auf ein Geschäft im
Stadtteil Keppelsdorf. Also auf der andern Seite der Stadt. Um von Ober-Plösel
dorthin zu

Weitere Kostenlose Bücher