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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verpfiffen hat. Jedenfalls
meint die Kripo, da sei was dran. Aber leider ist es unmöglich, die
Brandstiftung zu verhindern. Mietskasernen stehen zu Tausenden in der Stadt. Wo
sollen sie auch sonst stehen. Im Wald stehen Bäume.“
    Er
erzählte, was der unbekannte Anrufer gesagt hatte.
    „Dem wäre
kein Stein aus der Krone gefallen“, meinte Locke, „wenn er dich mit ein paar
Einzelheiten gefüttert hätte.“ .
    Gunter hob
die Achseln. „Er wird seinen Grund haben.“
    „Freitagnacht
weiß man mehr.“ Tom sah seine Mutter an. „Willst du uns noch lange auf die
Folter spannen?“
    Helga
lächelte. Sie trug ein elegantes Kostüm, hatte die langen Beine übereinander
geschlagen und dezenten (unaufdringlichen) Schmuck angelegt. Sicherlich
— sie sah immer elegant und gepflegt aus. Schlampigkeit gab’s bei ihr nicht.
Aber daß sie zu Hause im lässigen Pullover und in Jeans rumlief, barfuß — auch
das gehörte zu ihr. Jetzt vermittelte sie den Eindruck, sie erwarte jemanden.
    „Kommt noch
wer?“ fragte Gunter.
    Helga
nickte. „Dr. Weber, mein Anwalt. Muß gleich hier sein. Und der Makler, der die
Papiere bringt.“
    „Makler?“
Gunter beugte sich vor. „Davon weiß ich gar nichts.“
    „Das ist ja
die Überraschung.“
    „Hast du
einen Schrebergarten gekauft?“
    „Sowas
ähnliches.“
    „Eine
Berghütte mit eigenem Ski-Hang?“
    „Damit ihr
euch die Beine brecht? Nein!“
    Tom hatte
die Augen aufgerissen. Das blaue leuchtete mit dem grünen um die Wette.
    „Aber es
geht um Grundbesitz, Mutter? Ein Schloß in Südfrankreich?“
    Ein
wehmütiges Lächeln glitt über Helgas Gesicht. „Du machst dir falsche
Vorstellungen von den Einkünften einer Tierärztin. Solange ich nicht das
Lieblingspferd eines Ölscheichs behandele, müssen wir uns von kleinen Honoraren
ernähren. Also, Kinder und Zukünftiger: Ich habe ein Landhaus gekauft. Nichts
Großartiges. Aber immerhin!“
    Die
Aufregung rief einen so hohen Geräuschpegel hervor, daß Nicki aus der Diele
hereinstürzte und von einem zum andern sprang. Dann holte er sein Knautschtier,
einen Teddy — so groß wie ein Schulanfänger, und schleuderte es wild umher. Das
war seine Art, an der Freude der Zweibeiner teilzuhaben.
    „Ist ja
stark!“ rief Tom. „Ein Landhaus. Hoffentlich in der Nähe. Wenn es mit dem
Roller erreichbar ist, könnte es mein zweites Zuhause werden. Mein drittes“,
verbesserte er sich. „Bei euch“, er meinte Locke und Gunter, „fühle ich mich
auch wie bei Muttern.“
    „Also wo?“
fragte Gunter.
    „Am
Froschhauser See.“
    „Kenne
ich“, rief Locke. „Leute, da ist es toll! Von Fröschen keine Spur. Aber
idyllisch.“
    „Also,
Liebling, die Überraschung ist dir gelungen.“ Gunter war aufgestanden und küßte
Helga die Hand, nicht respektvoll, sondern zärtlich. „Etwa 100 Kilometer sind’s
bis dorthin. Immer schlankweg nach Süden. Prima.“
    Helga mußte
erzählen. Vom Preis, von der Grundstücksgröße, der Lage am See, der Zimmerzahl,
dem Baujahr und wie sie dazu gekommen war.
    „Dr. Weber
hat mich darauf gebracht. Es gehörte einem seiner Kollegen, der plötzlich
verstorben ist. Die Witwe wollte es verkaufen, aber ich kam um eine Nasenlänge
zu spät. Leider hatte sie’s schon an einen Makler gegeben. Mich ärgert, daß ich
ihm nun die Provision (Vermittlungsgebühr) zahlen muß — wofür
eigentlich? Was hat der geleistet, was getan? Daß der drin hängt, verteuert die
Sache.“
    Gunter
nickte. „Aber der Preis ist günstig — im Verhältnis zur Größe. Hast du ein Foto
vom Haus?“
    „Der Makler
bringt es mit.“ Helga sah auf ihre Armbanduhr. „Er — und auch Dr. Weber — müßten
bald hier sein.“
    Etwas Zeit
blieb noch. Gelegenheit für Locke, auf das Thema zurückzukommen, bei dem es ihr
noch an Durchblick fehlte.
    „Papi, du
weißt doch bestimmt, was das mit der Brandstiftung auf sich hat. Weshalb wird
da gezündelt? Warum macht das die Mafia?“
    „Um zu
kassieren“, erklärte er. „Professionelle (berufsmäßige) Brandstifter
lassen sich ihre Arbeit bezahlen. Allerdings ist das nichts im Vergleich zu dem
Reibach, den die Spekulanten (Glücksritter) machen, in deren Auftrag sie
brandschatzen. ,Warm abreißen’ nennt man das. Es ist so: Zunächst streicht der
Eigentümer die Versicherungssumme ein, mit der das Gebäude gegen Feuer
versichert ist. Dann kommt es zum Verkauf. Meistens ist die Ruine noch nicht
ganz ausgeglüht, wenn der nächste Besitzer, der Käufer, seine Mannschaft

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