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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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tief
rein mit dem Kopf in den Sand! dachte Locke. Und die wundern sich, daß sie
ausgebeutet werden.
    „Nur Mut!“
sagte sie. „Vielleicht gibt es die Mafia nicht mehr lange — jedenfalls nicht in
unserer Stadt.“

15. Peinliche
Begegnung
     
    Cordone saß
in seinem Büro und hielt den Hörer ans Ohr. Am anderen Ende der Leitung
verklang Renato Portabitis Stimme. Er hustete noch zweimal und fühlte sich
vermutlich wie auf dem Schleudersitz.
    Idiot!
dachte Cordone. Verkauft uns diesen Eichhorn als den Roten und überlegt keine
Sekunde, daß das unmöglich ist. Er hätte es wissen müssen. Er kennt den Alten.
Er müßte ihn richtig beurteilen. Jetzt hätten wir also beinahe den Falschen zum
Krüppel geschlagen, einen Tattergreis, der den Brief nur gefunden hat. Ich bin
von Dummköpfen umgeben. Und von Betrügern. Carezzo, der Schweinehund!
Portabiti, der Hornochse! Was würde ich wohl erleben, wenn ich die Gedanken von
Enrico und Vittorio lesen könnte?
    „Gut,
Renato“, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme. „Ich hoffe, ich kann Vittorio
noch zurückpfeifen — bevor er diesen Eichhorn auseinandernimmt.“
    Er legte
auf.
    Nach einem
Blick auf die Uhr wählte er Leonessas Nummer.
    Aber der
hob nicht ab.
    Cordone
versuchte es ein Dutzendmal im Abstand weniger Minuten. Ohne Erfolg. Wo war der
Kerl? Wo trieb der sich rum? Draußen sank die Dämmerung herab. Zu früh, um sich
diesen Eichhorn vorzunehmen. Oder? Wenn Leonessa schon unterwegs war, dann
drängte die Zeit.
    Ich muß ihn
abfangen, dachte er. Also hin zu Eichhorn!
    Er verlor
keine Sekunde, setzte sich in seinen Straßenkreuzer und fuhr in den Stadtteil
Gartenau. Von Portabiti hatte er sich Eichhorns Adresse geben lassen.
    Als er dort
ankam, fegte ein warmer Wind durch die Straße, und in den Garten raschelten die
Blätter. Laternen brannten. Hinter den Fenstern der kleinen Häuser brannte
Licht. Aber niemand flanierte, die Gärten waren verwaist.
    Cordone
fuhr an Eichhorns Haus vorbei. Es war dunkel. Er hielt in geringer Entfernung
und stieg aus. War Leonessa schon drin? Eingedrungen auf der Rückseite? Dann
mußte er den Wagen bemerken.
    Und er wird
sich wohl denken, daß ich nicht zum Spaß hier bin! überlegte Cordone.
    Er
schlenderte am Zaun entlang und spähte in die Fenster. Aber er konnte nichts
Verdächtiges entdecken.
     
    *
     
    „Cameriere!
II conto! (Kellner! Die Rechnung!) “
    Dr.
Eichhorn war sichtlich stolz auf seine italienischen Sprachkenntnisse.
    Nachdem er
gezahlt hatte, verließen sie die FATTORIA, zu fünft. Draußen wartete das Taxi.
Der Studienrat, Sabrina und Gina stiegen ein. Locke und Tom starteten ihre
Motorroller.
    Sie folgten
dem Taxi. Eichhorn hatte dem Fahrer Anweisung gegeben, so langsam zu fahren,
daß die beiden den Anschluß nicht verloren. Denn es ging noch nicht nach Hause.
Ziel war Eichhorns Haus in Gartenau, wo ihm die Jugendlichen helfen wollten,
nach dem Brief des Roten zu suchen. War er doch überzeugt, der Studienrat, daß
er ihn, den Brief, im Hause verloren hatte. Und zehn Augen sehen bekanntlich
mehr als zwei, zumal wenn diese schon etwas altersschwach sind.
    Es
dunkelte, als sie ankamen. Das Taxi hielt, die drei stiegen aus. Dann wendete
das Taxi, und sein Scheinwerferlicht strich über den Straßenkreuzer.

    Locke
bemerkte ihn sofort.
    „Tom!“
wisperte sie. „Cordones Wagen! Dort!“
    „Hab ihn
gesehen.“
    Sie
stellten die Motoren ab, schalteten die Lampen aus und schoben die Roller zum
Zaun. Gedanken zuckten Locke durch den Kopf. Aber sie führten zu keinem
Ergebnis.
    „Dann kommt
mal rein“, sagte Eichhorn fröhlich, „zusammen finden wir den mysteriösen (geheimnisvollen) Brief bestimmt.“
    Einige
Schritte entfernt lehnte eine Gestalt am Zaun. Es war ein hochgewachsener Mann.
Mehr ließ sich in der Dunkelheit nicht erkennen. Aber in diesem Moment knipste
Dr. Eichhorn die Lampe über der Haustür an. Das Licht erreichte die Gestalt.
    „Guten
Abend, Signore Cordone!“ sagte Tom.
    Cordone
hüstelte. „Nanu! Ihr? So spät noch unterwegs? Aber es ist ja ein schöner Abend,
nicht wahr?“
    Er stieß
sich vom Zaun ab, machte drei, vier unschlüssige Schritte in ihre Richtung und
schob sich dann eine Zigarette zwischen die Lippen.
    „Der
richtige Abend, um noch ein bißchen zu bummeln.“ Er ließ sein Feuerzeug
aufflammen. „Schönen Gruß zu Hause! Und Gute Nacht.“
    „Dann
schlafen Sie mal gut“, meinte Tom, und das konnte man auslegen, wie man wollte.
    Aber
Cordone hatte sich abgewandt

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