Überfall nach Ladenschluß
hier rumläuft. Das nächste Wochenende verbringt sie in
ihrem Landhaus am Froschhauser See. In der Nacht zum Sonntag ist sie dort
allein.“
„Verstehe.“
Palena zog
ein Foto aus der Brusttasche. Es war mit einer Sofortbildkamera gemacht worden
und nicht sehr deutlich.
Holsen
betrachtete es und leckte sich die Lippen.
„Das hat
einer unserer Jungs heute mittag gemacht“, erklärte Palena, „als sie aus dem
Haus kam. Es mußte schnell gehen, und er konnte nicht näher ran, sonst hätte
sie’s gemerkt. Aber du siehst genug, oder?“
„Genug“,
nickte Holsen.
Er drehte
das Foto um. An der Rückseite klebte ein Zettel mit der Froschhauser Adresse.
„Alles
klar, Holsen?“
„Natürlich.
Ja, gut. Wird mir ein Vergnügen sein.“
Er sah zu,
wie Palena zwei Bündel 20-Mark-Scheine auf den Tisch warf.
„Weshalb
soll ich die Frau...“
„Keine
Fragen, Mann! Du machst, was dir gesagt wird. Und zwar so, daß sie anschließend
ins Krankenhaus kommt.“
Holsen zog
den Kopf zwischen die fetten Schultern und starrte auf das Geld.
„Und häng
dir was über dein Gesicht“, sagte Palena, „damit sie dich nicht beschreiben
kann.“
„Das mache
ich doch immer.“
Palena ließ
seinen Blick über den Rattenkönig gleiten. Dann nickte er knapp und ging
hinaus.
*
Locke hatte
die Polizei alarmiert, war zum Tisch zurückgekommen und saß jetzt wie auf
Kohlen.
Eichhorn
und die beiden Mädchen merkten nichts. Aber Tom kannte seine hübsche Freundin
genau. Zärtlich legte er seine Hand auf ihre.
„Was ist
los, Locke?“
„Versprich
mir, daß du hier bleibst. Daß du nicht aufstehst!“
„Weshalb?“
„Er... hat
eine Pistole.“
Toms Blick
wurde starr. „Wer? Und wo ist er?“
Mindestens
fünf Minuten sind vergangen, dachte sie. Bestimmt ist der Rote längst weg.
Keine Gefahr mehr, wenn Tom losstürmt. Oder?
„Ich sah,
wie der Rote durch die Hoftür ins Haus kam. Er hielt seine Pistole in der Hand.
Bei der Polizei habe ich schon angerufen. Bitte, Tom! Ich hatte gleich kein
gutes Gefühl. Du wärst nicht zu bremsen gewesen, aber vielleicht hätte er auf
dich geschossen.“
Sein
Hintern schwebte schon handbreit über dem Stuhl..
„Schatz,
bitte entbinde mich von dem Versprechen, das ich gar nicht gegeben habe. Ich
geh mal nach hinten. Bin ganz vorsichtig — Ehrenwort! — und gleich wieder da.“
Weg war er!
Während Eichhorn noch seinen Schrecken verdaute, wurde Locke von den Mädchen
mit Fragen bestürmt. Sie berichtete, was sie gesehen hatte.
„Dann ist
das der andere Rote, der echte“, Eichhorn fand seine Sprache wieder. „In der
Zeitung stand doch, daß gestern einer der beiden Verbrecher gefaßt wurde. Von
einem Jugendlichen, einem gewissen Engelbert C.“
Locke
lächelte und wies auf Toms leeren Stuhl. „Er wird zwar Tom genannt, heißt aber
Engelbert Conradi.“
Natürlich
mußte sie erzählen. Eichhorn staunte. Sabrina wußte schon Bescheid. Gestern
hatte sie alles von Gina erfahren.
Noch bevor
Locke unruhig wurde, kam Tom zurück. Er zuckte die Achseln.
„Der Kerl
war längst weg. Also wirklich, Locke, du brauchst mich nicht in Watte zu
packen. Vielleicht hätte ich ihn überwältigen können — trotz seiner Pistole:
auf dem Hof, hinterrücks. Naja, jetzt ist es vorbei. Ich habe mit Signore
Benitone gesprochen. Es war so: Der Rote kam in sein Büro, wo Benitone allein
war, und hat — haltet euch fest! — Schutzgeld kassiert. Eigentlich wollte
Benitone das nicht zugeben. Das Wort ist ihm rausgerutscht. Da habe ich ihn
festgenagelt. Und gesagt, daß wir über die Mafia informiert sind. Aber — bitte!
— es muß unter uns bleiben. Auf keinen Fall will er das der Polizei sagen.
Dieser Fischzug eben ist irgendwie ein Witz. Benitone saß vor geöffneter Kasse.
Eine Menge Geld ist drin. Aber der Rote wollte nur das Schutzgeld für diesen
und nächsten Monat. 2000 Mark insgesamt. Er wäre jetzt der Kassierer, hat er
gesagt. Der Kassierer der Mafia. Finde ich komisch. Ob der wirklich dazu
gehört? Hat man Carezzo gefeuert? Daß ein Maskierter kommt, muß doch
auffallen.“
Eichhorn
machte ein verwirrtes Gesicht. Sie erklärten ihm soviel, wie er wissen mußte.
Und natürlich wurde er zum Schweigen vergattert.
Die Polizei
kam. Locke wurde in Benitones Büro gebeten. Sie sagte, was sie beobachtet
hatte. Mehr nicht. Benitones Blicke flehten sie an. Er war so rundlich wie
Sabrinas Vater und etwa im gleichen Alter.
Locke wurde
dann nicht mehr gebraucht und ging zum Tisch
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