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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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– und wird jäh aus der Bahn
     geworfen. Warum interessierten sich seine Betreuer am Reed College und an der Montana State University nicht für seine Schwierigkeiten?
     Professoren freuen sich in der Regel über kluge Köpfe, wie er einer ist. Langan spricht über Reed College und Montana State
     University, als handele es sich um anonyme und unflexible Bildungsfabriken. Doch kleine Colleges wie Reed sind in der Regel
     keine verknöcherten bürokratischen Apparate. Es gehört zum Alltag der Professoren, auf die Studierenden zuzugehen, um ihnen
     die Fortsetzung ihres Studiums zu ermöglichen.
    Auch aus seinen Einlassungen über Harvard wird deutlich, dass Langan keine Vorstellung von der universitären Kultur hat.
Wenn
man auf der Gehaltsliste dieser Leute ist, dann steht am Ende das,
was man selbst will und für richtig hält, gegen das, was man nach
der Ansicht von denen da oben machen kann, wenn man weiter auf
der Gehaltsliste bleiben will.
Wie bitte? Einer der Gründe, warum sich Professoren mit einem Gehalt zufrieden geben, das zum Teil weit unter dem liegt, was
     sie in der Privatwirtschaft verdienen könnten, ist doch, dass sie an der Universität die Freiheit haben, das zu tun, was sie
     wollen und für richtig halten. Langan stellt Harvard auf den Kopf.
    Als Chris Langan mir seine Lebensgeschichte erzählte, musste ich unwillkürlich an die Biografie von Robert Oppenheimer denken,
     den Physiker, der während des Zweiten Weltkriegs die Entwicklung der amerikanischen Atombombe leitete. Wenn man seinen Biografen
     glaubt, muss Oppenheimer einen ähnlichen Verstand gehabt haben wie Langan. Seine Eltern hielten ihn für ein Genie. Einer seiner
     Lehrer erinnerte sich, »er nahm jeden neuen Gedanken als etwas perfekt Schönes auf«. In der dritten Klasse führte er im Labor
     Experimente durch, und in der fünften Klasse lernte er Physik und Chemie. Im Alter von neun Jahren sagte er zu einem |89| Cousin: »Stell mir eine Frage auf Lateinisch und ich antworte dir auf Griechisch.«
    Oppenheimer studierte in Harvard Physik und wechselte zur Promotion nach Cambridge in England. Dort begann Oppenheimer, der
     sein Leben lang unter Depressionen litt, allmählich zu verzweifeln. Seine Stärke war die theoretische Physik, doch sein Doktorvater,
     ein Mann namens Patrick Blackett (der 1948 den Nobelpreis erhielt), verdonnerte ihn dazu, sich mit den Details der experimentellen
     Physik herumzuschlagen, die er verabscheute. Er wurde emotional immer labiler und tat schließlich etwas, das bis heute niemand
     so recht verstanden hat: Er versuchte, seinen Doktorvater mit Chemikalien aus dem Labor zu vergiften.
    Glücklicherweise bemerkte Blackett, dass etwas nicht in Ordnung war. Er schaltete die Universitätsleitung ein und Oppenheimer
     wurde vorgeladen. Was dann passierte, ist fast genauso unglaublich wie das Verbrechen selbst. In ihrer Oppenheimer-Biografie
American Prometheus
beschreiben die beiden Autoren Kai Bird und Martin Sherwin es so: »Nach langwierigen Verhandlungen kam man überein, Robert
     auf Bewährung weiterstudieren zu lassen, und ordnete an, er solle sich einer regelmäßigen Behandlung bei einem Psychiater
     in der Londoner Harley Street unterziehen.«
    Auf Bewährung?
    Hier haben wir zwei geniale junge Studenten, von denen jeder plötzlich vor einem Problem steht, das seine universitäre Laufbahn
     gefährdet. Chris Langans Mutter hat es versäumt, ein Formular auszufüllen, das für die Verlängerung des Stipendiums notwendig
     gewesen wäre. Und Robert Oppenheimer hat versucht, seinen Doktorvater zu vergiften. Um ihr Studium fortsetzen zu können, müssen
     beide bei einer höheren Autorität vorsprechen. Und was passiert? Langan verliert sein Stipendium, und Oppenheimer wird zum
     Psychiater geschickt. Oppenheimer und Langan mögen beide Genies sein, doch in jeder anderen Hinsicht könnte der Unterschied
     zwischen beiden kaum größer sein.
    |90| Oppenheimers Ernennung zum wissenschaftlichen Leiter des Manhattan Project 20 Jahre später demonstriert diesen Unterschied
     vermutlich noch eindrucksvoller. Leslie Groves, der leitende General des Projekts, suchte landauf, landab nach einem geeigneten
     Naturwissenschaftler, der in der Lage war, den Bau der Atombombe in die Hand zu nehmen. Oppenheimer hatte kaum Aussichten,
     den Posten zu bekommen. Er war gerade einmal 38 Jahre alt und damit erheblich jünger als viele der Wissenschaftler, deren
     Vorgesetzter er wäre. Er war Theoretiker, und für

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