Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht
Geologen der Region über Gesteinsformationen im Central Park. Diese waren
so beeindruckt, dass sie ihn zu einem Vortrag vor dem New Yorker Mineralogical Club einluden. Die Reaktion seiner Eltern,
die Sherwin und Bird beschreiben, ist ein Musterbeispiel für konzertierte Kultivierung:
Aus Angst, vor einem Erwachsenenpublikum sprechen zu müssen, bat Robert seinen Vater, ihnen zu erklären, dass sie einen Zwölfjährigen
eingeladen hatten. Amüsiert ermunterte der Vater den Jungen, die Einladung anzunehmen. Am fraglichen Abend erschien Robert
mit seinen Eltern, die ihn stolz als ihren Sohn J. Robert Oppenheimer präsentierten. Die überraschten Geologen und Hobbyforscher
brachen in Gelächter aus, als er das Podium betrat: Es musste erst eine Holzkiste gefunden werden, damit die Zuschauer mehr
sahen als einen ungekämmten schwarzen Haarschopf, der über das Rednerpult ragte. Schüchtern und unbeholfen las Robert seine
Vortrag ab und wurde mit herzlichem Applaus belohnt.
Ist es ein Wunder, dass Oppenheimer so brillant mit den Herausforderungen des Lebens umging? Wer einen Vater hat, der den
Aufstieg als Unternehmer geschafft hat, der hat aus erster Hand miterlebt, was es bedeutet, sich in Verhandlungen aus einer
schwierigen Lage zu befreien. Wer die Ethical Culture School besucht hat, der lässt sich nicht einschüchtern, wenn Professoren
in Perücken und schwarzen Talaren über ihn zu Gericht sitzen. Wer einen Abschluss von Harvard in der Tasche hat, der weiß,
wie man mit einem General spricht, der um die Ecke am MIT Ingenieurwesen studiert hat.
Chris Langan kannte dagegen nur die Öde von Bozeman und ein Zuhause mit einem zornigen, betrunkenen Stiefvater. »Das hat Jack
Langan uns allen angetan«, sagt Mark. »Jeder von uns hat einen Hass auf jede Form der Autorität.« Das war die Lektion, die
Chris Langan aus seiner Kindheit mitnahm: Misstraue der Autorität und bewahre dir deine Unabhängigkeit. Seine Eltern brachten
ihm nicht auf der Fahrt zum Arzt bei, seine Interessen zu artikulieren oder selbstbewusst gegenüber Autoritätspersonen aufzutreten. |100| Er lernte nicht, für seine Ansprüche und Rechte einzutreten. Stattdessen lernte er Misstrauen, Distanz und Gehemmtheit. Das
mag unwichtig klingen, doch es war ein lähmendes Hindernis, wenn es darum ging, in der Welt jenseits von Bozeman zu bestehen.
»Ich habe auch kein Stipendium bekommen«, erzählt Mark weiter. »Wir hatten keine Ahnung, weniger als keine Ahnung davon, wie
dieser Prozess abläuft. Wie man sich bewirbt. Die Antragsformulare. Die Belege. Das war einfach nicht unsere Welt.«
»Wenn Chris in eine reiche Familie hineingeboren worden wäre, wenn er der Sohn eines Arztes gewesen wäre, der seine Verbindungen
hat, dann garantiere ich ihnen, dass er einer von denen wäre, die in der Zeitung stehen, weil sie mit 17 ihren Doktor machen«,
meint sein Bruder Jeff. »Es ist die Kultur, die es ausmacht. Chris war einfach immer zu gelangweilt, um sich hinzusetzen und
den Lehrern zuzuhören. Wenn jemand bemerkt hätte, wie intelligent er ist, und wenn er aus einer Familie gekommen wäre, die
Wert auf Bildung legt, dann hätten die schon zugesehen, dass er sich nicht langweilt.«
5.
Als die Termiten ins Erwachsenenalter kamen, analysierte Terman die Daten von 730 ausgewählten männlichen Teilnehmern und
teilte sie in drei Gruppen ein. Die besten 150 – oder 20 Prozent – kamen in die Gruppe A. Hier waren die Erfolgsgeschichten
und Stars, die Anwälte, Ärzte, Ingenieure und Akademiker versammelt. In dieser Gruppe hatten 135 einen Hochschulabschluss,
und davon wiederum 98 einen Magister oder sogar eine Promotion erworben. Gruppe B bestand aus den mittleren 60 Prozent, den
Teilnehmern, die sich »zufriedenstellend« entwickelt hatten. Die untersten 150 kamen in die Gruppe C. Hier fanden sich diejenigen
Teilnehmer wieder, die ihre geistigen Kapazitäten nach Ansicht von Terman am schlechtesten genutzt hatten: Postangestellte,
hungerleidende Buchhalter und Männer, die zu Hause auf der Couch lagen und überhaupt keiner geregelten Arbeit nachgingen.
|101| Ein Drittel aller Cs waren Studienabbrecher. Ein Viertel hatte lediglich einen High-School-Abschluss, und von den 150 Cs,
die durchweg zu einem früheren Zeitpunkt als Genies eingestuft worden waren, hatten ganze acht ein Studium mit Magister oder
Promotion abgeschlossen.
Worin unterschieden sich die As von den Cs? Terman zog jede nur denkbare
Weitere Kostenlose Bücher