Ueberflieger
Schaltkreisen in ihrem Gehirn zu tun. Ihnen fehlte etwas, das man ihnen hätte geben können, wenn man nur gewusst hätte, dass sie es benötigten: eine Gemeinschaft, die sie richtig auf die Welt vorbereitete. Die Cs waren vergeudete Talente. Doch das hätte nicht so sein müssen.
6.
Heute lebt Christopher Langan auf einem Bauernhof im Bundesstaat Missouri. Er ist erst vor einigen Jahren, kurz nach seiner Heirat, hierher gezogen. Heute ist er 50 Jahre alt, doch er sieht erheblich jünger aus. Er hat den Körper eines Footballspielers, eine breite Brust und enorme Bizeps. Das Haar trägt er aus der Stirn zurückgekämmt. Er trägt einen ordentlich gestutzten, grau melierten Schnauzbart und eine Fliegerbrille. In seinen Augen funkelt die Intelligenz.
»An einem normalen Tag stehe ich morgens auf und mache mir einen Kaffee. Dann setze ich mich vor meinen Computer und arbeite da weiter, wo ich am Abend zuvor aufgehört habe«, erzählt er mir. »Ich habe festgestellt, wenn ich abends beim Schlafengehen noch eine Frage im Kopf habe, dann muss ich mich nur kurz vor dem Einschlafen darauf konzentrieren, und ich habe fast immer am nächsten Morgen die Antwort. Manchmal träume ich die Antwort und kann mich daran erinnern. Manchmal spüre ich die Antwort nur, und wenn ich mit dem Tippen anfange, entwickelt sie sich auf dem Bildschirm.«
|103| Zurzeit beschäftigt er sich mit den Arbeiten des Linguisten Noam Chomsky. Die Bücher stapeln sich in seinem Arbeitszimmer. Er ist ein Stammkunde der Bibliothek. »Je näher man an die Quellen kommt, desto besser«, sagt er.
Langan wirkt zufrieden. Er kümmert sich um die Tiere auf seinem Bauernhof, liest Bücher und hat eine Frau, die er liebt. Das ist besser als das Leben als Türsteher.
»Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der intelligenter ist als ich«, fährt er fort. »Ich habe nie jemanden kennengelernt, der so ist wie ich, und ich habe nie gehört, dass jemand größere Gehirnkapazitäten hat als ich. Ich denke, das wird auch nicht passieren. Es kann natürlich sein, ich will mich dem ja nicht verschließen. Wenn mich jemand herausfordern sollte, ›Oh, ich glaube, ich bin schlauer als du‹, dann werde ich diese Herausforderung annehmen.«
Das wirkt leicht angeberisch, doch das ist es nicht. Im Gegenteil, es klingt eher so, als fühlte er sich ein wenig in der Defensive. Seit Jahren arbeitet er nun schon an einem hochkomplexen Projekt, doch kaum etwas von seinen Arbeiten wurde je veröffentlicht, geschweige denn von Physikern, Philosophen und Mathematikern, die ihren Wert beurteilen könnten, zur Kenntnis genommen. Dieser Mann hat ein einzigartiges Gehirn, doch bis heute hat er nicht die geringste Spur in der Welt hinterlassen. Er hält keine Vorträge auf wissenschaftlichen Kongressen. Er leitet kein Doktorandenprogramm an einer renommierten Universität. Er lebt auf einem vernachlässigt wirkenden Bauernhaus im Norden von Missouri und sitzt in Jeans und ärmellosem T-Shirt auf seiner Veranda. Er weiß, wie er auf andere wirkt: Das ist vielleicht noch die größte Ironie seines Genies.
»Ich habe die großen Verlage nicht so nachdrücklich verfolgt, wie ich es vielleicht hätte tun sollen«, räumt er ein. »Von Tür zu Tür gehen, Verleger fragen, Agenten suchen, das alles. Ich habe es nicht gemacht, und ich habe auch kein Interesse daran.«
Es ist das Eingeständnis einer Niederlage. Jede Erfahrung, die |104| er in der wirklichen Welt außerhalb seines Kopfes gemacht hatte, ist frustrierend verlaufen. Er weiß, dass er seinen Umgang mit der Welt verbessern muss, aber er weiß nicht wie. Er war doch noch nicht einmal in der Lage gewesen, mit seinem Mathematikprofessor zu sprechen. Das sind Dinge, die andere Menschen mit einem weitaus geringeren Intelligenzquotienten spielend meistern. Doch das liegt daran, dass diese anderen Hilfestellungen bekommen haben, und Chris Langan nicht. Das ist keine Entschuldigung, sondern eine Tatsache. Er musste seinen Weg allein gehen, und niemand – kein Musikstar, kein Profisportler, kein Softwaremilliardär und nicht einmal ein Genie – schafft es allein.
12
Die meisten Schätzungen gehen davon aus, dass der Intelligenzquotient zu 50 Prozent erblich ist.
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|105| Kapitel 5
Die drei Lektionen des Joe Flom
»Wir haben Mary einen Vierteldollar gegeben.«
1.
Joe Flom ist der letzte noch lebende Partner im Namen von Skadden, Arps, Slate, Meagher and Flom. Flom hat ein Eckbüro hoch oben im
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