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Uebergebt sie den Flammen

Uebergebt sie den Flammen

Titel: Uebergebt sie den Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Spießgesellen und schleuderte die goldene Münze dem Mantel nach.
    Vergnügt rieb der Bischof die Hände, schwieg und weidete die Augen an seinem Gefangenen. Johann drehte den Kopf hin und her, das Halseisen schnitt in die Haut, er wehrte sich vergeblich mit den Fingern gegen diesen teuflischen Blick, schrie auf: »Mein König ist dein Herrscher! Wer unsern Glauben nicht annimmt, der wird ausgerottet. Wir errichten ein Reich, wie es vorher noch keins gegeben hat. Auch wenn die ganze Welt vor den Toren des Neuen Jerusalem liegt, ihr werdet uns nicht bezwingen. Wir werden tausend Jahre herrschen, wie es der Prophet offenbart hat!«
    »Das genügt!« Zwei Schritte kam der Fürst auf Johann zu, beugte den Kopf vor, kroch ihm mit den Augen durch das Gesicht. »Du bist der räudige Wolf, dieser Johann Klopreis. Nicht nur an deinem Geschrei, an deiner Fratze würde dich jedes fromme Kind im Lande erkennen.«
    Du kannst mich nicht erniedrigen. Johann atmete, hob die Brust. »Ich bin Prädikant des Königs über alle Erdteile! Unsere Lehre …»
    »Schweig! Kein Wort mehr von eurer gottlosen Sekte!« Kalt und ruhig sprach er weiter: »Sonst lasse ich dir hier, auf der Stelle, das Maul bis zu den Ohren schlitzen.«
    Johann atmete aus, die Schultern fielen herab. Mein König, so hilf deinem Knecht!
    »Bringt mir Wein.« In einem Zug leerte der Bischof den Becher, warf ihn Johann zu Füßen, »Du bist der größte Fang, seit ich die Stadt belagere. Dafür danke ich meinem Schöpfer.«
    Rasch ließ er die Münze aufheben. »Du bringst mir mehr als dieses Goldstück.« Er wirbelte die Kette um seine Hand, schritt vor den Aposteln auf und ab, sprach nur mit Johann. »Deinen Kumpanen werde ich den Kopf abschlagen lassen. Keiner, den ihr in dieser Stadt mit eurer Taufe besudelt habt, wird meiner Gerechtigkeit entkommen. Wenn ich gerichtet habe, wird Warendorf entmachtet am Boden dahindämmern.«
    Er blieb stehen und baute sich zur vollen Würde auf. »Dich hingegen werde ich in Ketten packen lassen, dir die Münze um den Hals binden und dich meinem hochwohlgeborenen Bruder, dem Erzbischof und Kurfürsten von Köln, als Geschenk übersenden.« Sein Gesicht strahlte. »Du bist ihm entwischt, er will dich haben«, fest schloss er die Faust um die Münze, »und du kommst in das tiefste Verlies seines Schlosses vor den Toren Kölns.« Hass loderte auf: »Er wird dich in den Boden stampfen, dich zerreißen, verbrennen und deine Asche in den Kot rühren lassen!« Mühsam gewann er die Fassung wieder. »Zum Dank muss der Bruder neue Kanonen liefern, den Kampf weiter unterstützen, bis ich Münster bezwungen und das christliche Europa von euch befreit habe.«
    Mein König, komm! Inständig betete Johann.
    Der Bischof wandte sich ab, trat zu seinen Männern und gab Befehl. Morgen in aller Frühe sollte der Trupp aufbrechen. Zehn Reiter sollten den Karren begleiten, dem Hauptmann würde noch ein Schreiben mitgegeben werden.
    Durstig von der langen Rede, den Befehlen verlangte der Bischof neuen Wein. Über den Rand des Bechers blickte er sein Beutestück noch einmal an. »Schafft ihn mir aus den Augen«, dann trank er.
    Auch während der achten Nacht schlief Johann nicht, wollte die Faustknöchel reiben, die Knie federn, wollte hin und her gehen, schrie verzweifelt. Mit Ketten waren ihm Arme und Beine auseinander gerissen worden, das Halseisen erlaubte keine Kopfbewegung, die Unrast konnte den Körper nicht mehr verlassen. Hilf mir jetzt!
    Im Morgengrauen schloss er die blutenden Lippen. Der König war nicht gekommen, hatte den Schwur gebrochen.
    *

H ohe Wände, in gleichmäßigen Abständen fiel Tag durch Mauerspalten, am Ende des Gangs nickte der Kerkerknecht nur den beiden Hofdamen zu, ließ ihnen den Vortritt. »Die Stufen sind schlecht!«, trotz der Warnung rauschten die feinen Kleider eilig in die Tiefe. »Können’s gar nicht abwarten, die Weiber«, er grinste, rieb die Finger, »heut blüht das Geschäft«, und sah zu den letzten Besucherinnen hinüber, schüttelte seinen kahlen Kopf. »Drei auf einmal geht nicht, sagt der Zellmeister. Zu viel Gedränge.«
    »Wir sind uns einig«, beruhigte ihn die rundliche Bürgersfrau, fasste nach der Hand ihrer Freundin. »Erst ich mit der Krämerin«, kurzatmig blickte sie Wendel an, zuckte die Schulter. »Tut mir Leid, du bleibst übrig«, und gab dem Knecht Bescheid: »Die Wagnerin aus Wesel geht zuletzt.«
    »Sogar von Wesel? Nur um …«, ein erstaunter Pfiff, plötzlich kratzte er den

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