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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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der Essensaufnahme machen es sich Rüdiger und Bernd zusammen mit Torben und Rolf, zwei weiteren Mitarbeitern aus ihrem Team, an der Bar gemütlich. Einen Meter entfernt unterhalten sich die Buchhalter, allen voran das Muttersöhnchen Schmoltke, angeregt über die aktuellen Jahresrückstellungen. Wie immer steht in dieser Phase der Firmenweihnachtsfeier jede Abteilung separat für sich – in sicherem Abstand zu den anderen Kollegen. Mischen impossible …
    Bernds volle Aufmerksamkeit gehört unterdessen einmal mehr Julia (beziehungsweise Susanne), die sich zusammen mit ihren Marketing-Kolleginnen direkt neben dem DJ-Pult positioniert hat. In ihrer rechten Hand hält sie ein Weißweinglas, dessen Inhalt optisch an abgestandenes Spülwasser erinnert. Vermutlich Hugo.
    »Sie gefällt dir, was?!«, lacht Rolf und pufft Bernd freundschaftlich mit seinem Ellenbogen in die Rippen.
    »Wer?«, antwortet dieser.
    »Na dieses blonde Mädchen aus der Werbung. Denkst du etwa, das fällt nicht auf?«
    Rolf gehört zu den dienstältesten Mitarbeitern im Unternehmen und verweigert sich standhaft jeglichen Anglizismen. PowerPoint-Slides nennt er »Unterlagen«, Meetings »Besprechungen« und das Marketing wird für ihn wohl bis zu seinem Vorruhestand im übernächsten Jahr »die Werbung« bleiben.
    »Ach Quatsch!«, erwidert Bernd. »Irgendwo muss ich ja hinschauen. Noch ’ne Runde Bier?«
    Während er vier weitere Getränke auf Firmenkosten ordert, eröffnet der DJ mit einem Lied von Rihanna die erste Tanzrunde. Julia (beziehungsweise Susanne) stellt ihr halb volles Hugo-Glas auf einem Stehtisch ab und stürmt mit ihren Kolleginnen das Parkett.
    »Für mich hat das mit Musik nichts mehr zu tun«, merkt Rolf an. »Dazu kann man ja nicht einmal vernünftig tanzen – nur noch so rumzappeln, wie es die Damen aus der Werbung gerade tun.«
    Beim Anblick der zappelnden Julia (beziehungsweise Susanne) verspürt Bernd den Drang, sich ebenfalls auf die Tanzfläche zu stürzen. Leider wurde ihm aufgrund seines fehlenden Taktgefühls aber bereits mehrfach sowie von unterschiedlichen Seiten eindringlich davon abgeraten, seinen Körper öffentlich zur Musik zu bewegen.
    »Du schaust sie ja schon wieder an«, seufzt Rolf. »Lass dir von einem alten Hasen eins gesagt sein: Tauche deinen Füller nie in Firmentinte!«
    Was sagt die Wissenschaft? ➙ Eine Studie des im baden-württembergischen Gaildorf beheimateten Instituts für amoralische Arbeitspsychologie (IfaA) förderte im Jahr 2011 Erschreckendes zutage: knapp 60 Prozent aller Arbeitnehmer suchen auf Firmenweihnachtsfeiern das erotische Abenteuer und/oder einen neuen Partner. 15 Prozent konnten sich sogar noch dran erinnern, unmittelbar im Anschluss schon einmal Sex mit einer Kollegin oder einem Kollegen gehabt zu haben. »Zum Vergleich: Nur schlappe vier Prozent sehen den Sinn einer Weihnachtsfeier im rein geschäftlichen Austausch«, so der Leiter des Instituts, Prof. Dr. Nico Laus. »Diese sind übrigens hauptsächlich im Finanz- und Rechnungswesen tätig.«
    Gegen Mitternacht ist die Party endlich in vollem Gange. Die glücklich verheirateten Kollegen (unter ihnen auch Rolf) haben sich mittlerweile ebenso verabschiedet wie die komplette Buchhaltung und ein Großteil der Führungsriege. Der DJ gibt sein Bestes, die Tanzfläche ist annähernd voll.
    Bernd leider auch.
    »Hi«, brüllt er gegen Bryan Adams an, der gerade singenderweise von den besten Tagen seines Lebens berichtet. »Ich bin der Bernd.«
    Julia (beziehungsweise Susanne) mustert ihn irritiert, was wohl insbesondere seinen ungelenken Tanz-Verrenkungen zuzuschreiben ist.
    »Angenehm, ich heiße Ines.«
    »Und … was machst du so?«, stammelt Bernd.
    »Tanzen.«
    »Und … sonst?«
    »Arbeiten.«
    »Wir können ja mal zusammen was … arbeiten …«
    »Aber nur, wenn du das besser drauf hast als das Tanzen«, entgegnet Julia (beziehungsweise Susanne), die eigentlich Ines heißt. »Entschuldige mich mal eben …«
    Kopfschüttelnd verlässt sie das Parkett und entschwindet in Richtung Toilette.
    »Läuft!«, denkt sich Bernd und beschließt, seine ersten Flirt-Erfolge mit einem weiteren alkoholhaltigen Getränk zu begießen.
    An der Bar wird er von Frau Wetzlaff aus dem Facility-Management begrüßt, die sich gerade mit Rüdiger angeregt über die mangelhafte Arbeitsqualität des Reinigungspersonals unterhalten hatte.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass Sie so ein Tanzbär sind«, giggelt die Hausmeisterin.
    Frau Wetzlaff ist

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