Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

dreifachen G ist überschritten, die Gedanken sind ausgeschaltet und die große gedankenlose Geilheit schwappt Lars aus den Ohren. Der Tunnel wird immer schmaler, da erscheint Susan darin, legt den Arm um seine Hüfte und kneift ihm mit der anderen Hand einfach so in den Arsch. Patricia hat sich derweil einen großen Marokkaner geschnappt, von dem ein Weihnachtsbaumverkäufer, wäre der Mann eine Tanne, sagen würde: »Der ist absolut perfekt und symmetrisch gewachsen.« Das trifft auf Lars nicht zu, aber er ist rasiert und trägt die besten Sneakers. Susan reibt sich an ihm, während der atmosphärische Techno beide wie warmes Solewasser umhüllt. Er hat mit ihr heute kaum ein Wort gesprochen, nur getanzt in der Menge, wie die ganze Gruppe. »Was soll’s?«, denkt sein Schwanz, denkt sein Körper, denkt alles, was gerade aktiv ist. Er beugt sich zu ihr und küsst sie ohne Umschweife mit Zunge. Seine Hände suchen ihre Brüste wie ihre seinen Joystick in der Hose. Niemals würde Lars das alles machen, wäre er nicht im Tunnel. Die Musik, das Licht, die Lack-BHs und die Ärsche in den straffen Hosen haben ihn zum Lukas Podolski der Liebe gemacht. Wie ein guter Fußballer denkt er nicht mehr nach, sondern will das Ding nur noch versenken. Gemeinsam ziehen, fummeln und knutschen sich Susan und Lars zum Klo. Sie stößt eine Kabine auf, und er spürt mit rasendem Herzen, wie sie seine Hose öffnet. Sein aus der Dunkelheit befreiter Schwanz schnellt wie eine Sprungfeder heraus und direkt in das von Susan bereitgehaltene Kondom. Er umfasst ihren kleinen runden Hintern und knetet ihn, während er sie an sich heran und sich in sie hineinzieht. Sie fühlt sich gut an, heiß und eng, und ihre Lippen flüstern Versautes in sein Ohr, während ihre schwitzenden Körper sich in der kleinen Kabine vereinen.
    »… komm … ir … ol …«
    »… komm … wir … olle …«
    »Lars!!!«
    Lars hebt den Kopf, den der letzte Wodka-Red-Bull auf dem Tisch neben dem Glas niedergestreckt hat.
    »Komm, wir wollen fahren!«
    Neben dem Tisch stehen Cora, Stefan, Patricia und Susan. Sie sieht nicht so aus, als hätte sie mit ihm auf dem Klo Sex gehabt.
    »Mein Gott, bist du alle«, sagt Stefan.
    Lars reibt sich die Augen. Der DJ spielt bereits, was er immer spielt, wenn sich eine Nacht dem Ende nähert. Keine bekannten Hits mehr, nur extrem entspannten, jazzigen Deep House, zu dem die Ersten gelassen nach Hause gehen. Lars muss ein paar Stunden bewusstlos auf diesem Tisch gehangen haben.
    Merke ➙ Männer, die sich tatsächlich in Discos fortpflanzen, haben die große gedankenlose Geilheit von dem Moment an, an dem sie die Location betreten. Männer, die sich in das dreifache G erst hineinsaufen müssen, werden leider in dem Augenblick, wo es einsetzt, augenblicklich bewusstlos.
    Vor den Fenstern des Großraumtaxis ziehen die Lichter der Stadt vorbei. Ein Großraumtaxi für die Großraumdisco. Der Fahrer ist recht jung und hat den Jugendsender eingeschaltet. Er spielt Paul Kalkbrenner. Alle schweigen und dösen. »Schlaf gut«, sagen sie, als Lars aussteigt. Seine Ohren fiepen fürchterlich. Der typische Teilzeit-Tinnitus.
    In seiner Wohnung geht er sofort ins Bad, holt seine kleine iPod-Station, dreht die Dusche auf, wählt Paul Kalkbrenner an und lässt ihn seine Beats pumpen, während er in der Kabine unter laufendem Wasser sein Glied pumpt und sich vorstellt, die Duschkabine wäre die Klokabine in der Disco. Allerdings treibt er es in seiner Fantasie mit Cora statt mit Susan. Das ist ja wohl das Mindeste, dass er die Wahl hat, wenn ihm seine Wodka-Träume auf dem Tisch am Dancefloor nicht mal die Frau gönnen, die er eigentlich will.
    •Die Großraumdisco
    Alkoholpegel: ★ ★ ★
    Drama: ★ ★
    Erotik: ★ ★ ★ ★ ★
    Spaß: ★ ★ ★
    Was man erwartet
    Sex. Nachdem man die Freundin des Freundes seit Wochen subtil bezirzt hat, indem man die richtigen Geschenke mitbrachte und sich besser pflegt als er, landet man – in die große gedankenlose Geilheit getrieben – wenigstens zur Ablenkung mit ihrer Freundin auf dem Diskothekenklo.
    Was tatsächlich passiert
    Sex. Unter der Dusche. Nach der Heimkehr. Das Übereinanderherfallen mit der Freundin in der Disco hat man schließlich nur wodkatrunken und von Blubberbeats umwabert auf dem Tisch liegend geträumt.
    Was man tun sollte
    Die Freundin des Freundes offen und nüchtern umgarnen und – bleibt das so zwecklos, wie es nun mal bleibt – die Freundin der Freundin im nur leicht