Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

einem Spezialkonditor aus Linz modellieren und in transparentes Geschenkpapier wickeln lässt.
    Ein Mann, der Tanzkurse für den Hochzeitswalzer bucht.
    Ein Mann, der die Lebensläufe freier Redner aus Hasselroth, Heidenheim und Bruchhausen-Vilsen recherchiert, weil ihm die Standesbeamtin nicht romantisch genug ist, und er möchte, dass noch jemand anders feierliche Worte sagt.
    Ein Mann, der an einem Samstagmorgen noch vor dem Frühstück mit einer Ausgabe von weddingstyle am Bettrand steht und aufgeregt auf die Hochglanzdrucke verschiedener Papeterie-Ideen für die Save-the-date-, Einladungs- und Platzkarten tippt: »Guck mal, Schatz, Platzkarten auf Holzplatten mit Siebdruck! Oder hier, die Kollektion von Hanra Amore aus handgeschöpftem Papier. Die haben sogar Orchidee als Farbton zur Auswahl!«
    Nur mit so einem Mann hat eine Frau in den zwölf Monaten vor der Trauung Zeit genug, sich mit ihren Freundinnen die Birne wegzuschießen und aus Versehen einen deutschen Polizeibeamten auf ihrem Küchenstuhl festzusetzen. Doch so ein Mann, meine Lieben, ist entweder schwul oder sexuell so untermotiviert, dass er niemals auf die Idee käme, die zur Frage stehende Sitzordnung der Hochzeit als Unterlage für dreckigen Wohnzimmertischsex zu verwenden. Und das ist im Zweifel doch besser, oder?
    Als ich die trockene Kotze im Leergutkorb gefunden habe, die mein Mann bei seinem seltsamen Junggesellenabschied dort hinterlassen hat, bog er gerade um die Ecke, vom »Spazierengehen«, also vom heimlichen Konterbiertrinken. Ich stürzte aus der Tür und schimpfte. Er meinte nur, ein bisschen Feiern würde auch mir guttun. Ich bekam vor Wut wieder Doppelhals und brüllte, auf mein Bürofenster zeigend: »Ich möchte dich mal sehen, wenn du heiratest!!!« In dem Augenblick kam ein Nachbar vorbei. Für Gesprächsstoff im Dorf war die nächsten 14 Tage lang gesorgt.