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Überleben oder Scheitern: Die Kunst, in Krisen zu bestehen und daran zu wachsen (German Edition)

Überleben oder Scheitern: Die Kunst, in Krisen zu bestehen und daran zu wachsen (German Edition)

Titel: Überleben oder Scheitern: Die Kunst, in Krisen zu bestehen und daran zu wachsen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Pieper
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haben Sie das Recht, den Therapeuten zu wechseln.
    Alles kommt in Fluss – eine kleine Übung für zuhause
    Die Funktionsweise der Methode EMDR können Sie übrigens – zumindest in Teilen – selbst einmal ausprobieren. Das Stichwort lautet: Walking und Augenbewegungen. Bei diesem Vorgehen werden zwei Erkenntnisse zu einer Methode zusammengefasst. Wir wissen, dass Bewegung gut geeignet ist, psychische Blockaden positiv zu beeinflussen. In der Behandlung von Depressionen werden in psychosomatischen Kliniken seit vielen Jahren Patienten angeleitet, zu joggen, zu wandern oder zu walken. Man hat festgestellt, dass dabei sogenannte Endorphine, körpereigene Opiate, freigesetzt werden, die Glücksgefühle erzeugen können. In einer positiven Stimmung erscheint uns die Welt nicht nur heller und ein Problem weniger schwer; wir sind auch in der Lage, leichter und unverkrampfter eine Lösung für unsere Probleme zu finden. Sowohl körperlich als auch psychisch kommt alles wieder in Fluss, wir sind in besserem Einklang mit uns selbst. Dieses Phänomen verbinden wir nun mit der positiven Wirkweise der Augenbewegungen für das Entstehen neuer synaptischer Verbindungen im Gehirn.
    Für unseren kleinen Feldversuch sollten wir uns eine Strecke aussuchen, die nicht zu uneben ist, damit wir nicht stolpern, und wo links und rechts des Weges Bäume stehen. Ideal für den Verknüpfungsprozess ist es, wenn der vor uns liegende Weg leicht bergauf geht. Dadurch wird das Gefühl, etwas Problematisches, Anstrengendes, Schweres anzugehen, noch verstärkt.
    Nach ein paar Minuten entspannten Walkens (das natürlich erst einmal gelernt werden muss und einem in »Fleisch und Blut« übergegangen sein sollte) konzentrieren wir uns nun auf eine starke Belastung, die wir mit einem Bild verknüpfen. Zum Beispiel auf eine Situation in der Arbeit, den Partner, mit dem es gerade nicht so rund läuft, oder Ähnliches. Nun blicken wir mit den Augen abwechselnd auf die Bäume auf der rechten und der linken Seite des Weges und walken dabei weiter. Die Augenbewegungen sollen immer im gleichen Rhythmus ablaufen wie unsere Stockbewegungen. Das bedeutet, wenn der rechte Stock vorne ist, sollten die Augen nach rechts wandern, wenn der linke Stock vorne ist, erfolgt die Bewegung nach links. Der Impuls, den wir durch die Stöcke in den Händen spüren, stellt auch wiederum eine bilaterale Stimulation unseres Gehirns dar. Weiterhin haben wir eine bilaterale Stimulation durch unsere Füße, die bei jedem Schritt links und rechts den Kontakt zum Boden bekommen. Die im EMDR so erfolgreiche bilaterale Stimulation des Gehirns geschieht hier also auf drei Ebenen: über die Augen, die Hände und die Füße.
    Wir halten diese Augenbewegungen eine Zeit lang aufrecht und achten darauf, was sich verändert. Nach einer Weile stellen wir diese Augenbewegungen ein, blicken nur noch auf den Weg, um dann die Augenbewegungen wieder aufzunehmen. Wenn sich Veränderungen in unseren inneren Bildern ergeben, können wir diese während des Laufens und der Augenbewegungen weiter verfolgen. Ergeben sich keine Veränderungen, fokussieren wir immer wieder zurück auf das belastende Ausgangsbild. Dieser Vorgang muss in der Regel mehrfach wiederholt werden, wir müssen Körper und Geist genug Zeit lassen, um unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
    Häufig stellen wir dann nach einer Weile fest, dass die Belastung nachlässt, die unangenehmen Bilder in den Hintergrund treten oder sogar ganz verschwinden. Möglicherweise kommt es auch zu Veränderungen in dem Sinne, dass wir andere Bilder sehen oder an andere Ereignisse denken.
    Auch wenn sich kein Gefühl der Erleichterung einstellen sollte, ist diese Übung nicht umsonst. Ganz im Gegenteil: Wir bereiten damit unseren Organismus darauf vor, wieder in Kontakt mit unseren Selbstheilungs- und Überlebenskräften zu kommen. Wenn wir aber die Erleichterung spüren, dann sollten wir uns darauf konzentrieren und uns möglichst einen positiven Satz oder ein positives Wort dazu denken. Ideal wäre es, wenn wir diesen Satz auf dem Rückweg, wenn es wieder bergab geht, denken und rhythmisch an unsere Schrittfolge anpassen. Das Bergabgehen symbolisiert und verstärkt noch einmal die Erleichterung.
    Ich habe bei dieser Übung, mit der ich mich regelmäßig entlaste, einmal Folgendes erlebt: Ich konzentriere mich auf das Gesicht eines Menschen, der für ein mich belastendes Problem steht. Während des Laufens und der Augenbewegungen erscheint mir

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